An den gelben Gummistiefeln werdet ihr sie erkennen!

150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Seesen: Feierstunde mit mehreren hundert Gästen

Der stellvertretende Ortsbrandmeister Thomas Kohlstedt (links) machte dieses Holzschild „seiner“ Ortsfeuerwehr als Erinnerung an das Jubiläum zum Geschenk.

Seesen. Das Jahr 2020 ist für die Freiwillige Feuerwehr Seesen, in diesem Fall speziell für die Ortsfeuerwehr Seesen, ein ganz besonderes. Im Jahr 1870 nämlich wurde die Wehr Seesen Gründungsmitglied des Braunschweigischen Landesfeuerwehrverbandes und kann somit auf 150 Jahre ihres Bestehens zurückblicken.

Das ist allemal ein Grund zum Feiern, und so stehen denn auch im Verlauf des Jahres gleich mehrere Geburtstagsveranstaltungen auf dem Terminkalender.

Den Auftakt machte am Samstagabend eine Feierstunde in der Aula des Schulzentrums. Für die rund 300 geladenen Gäste, die den Weg dorthin antraten, konnte von Anfang an kein Zweifel daran bestehen, dass sie an der richtigen Adresse waren. Am dreiköpfigen Empfangskomitee samt Feuerwehrfahne vorbei ging es direkt in die Arme von Seesens Ortsbrandmeister Thomas Bettner und seinem Stellvertreter Thomas Kohlstedt, die jeden einzelnen Gast persönlich willkommen hießen.

In der festlich geschmückten Aula, in der sich sogar die historische Handdruckspritze der Wehr von 1824 den staunenden Blicken präsentierte, war es schließlich Thomas Bettner, der die Anwesenden begrüßte. Ausgerechnet den Schirmherrn der Veranstaltung, Seesens Bürgermeister Erik Homann, musste er dabei allerdings krankheitsbedingt entschuldigen. An seiner Seite wusste Bettner seinen Patenonkel, den Vorsitzenden des Stadtrates Uwe Klöppner. Gewohnt locker-flockig und mit launigen Worten führte dieser als Moderator durchs Programm.

Thomas Bettner war es auch, der über die Entstehungsgeschichte und die ersten fünf Jahrzehnte der Feuerwehr Seesen berichtete. Er schlug einen weiten Bogen von der ersten Erwähnung des Feuerlöschwesens in der Stadtchronik im Jahr 1593 über die ganz großen Brände, die nicht selten weite Teile der Stadt in Schutt und Asche legten, bis hin zum Ersten Weltkrieg; unter anderem mit der Folge, dass Seesen im Jahr 1919 nur noch 128 Mitglieder hatte. 1897 waren es derer 204.

Es kam aber noch schlimmer, wie Thomas Kohlstedt verdeutlichte. Er hatte sich die nächsten 50 Jahre vorgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es noch ganze 21 Freiwillige, die ihren Dienst in der Feuerwehr versahen, zumeist ältere Kameraden. Im Laufe der Jahre folgten die Einteilung in Gruppen und Züge, die Anschaffung zweier großer Fahrzeuge in den 50-er Jahren und eine Serie von Brandstiftungen 1963, als ein 18-Jähriger in nur 14 Tagen sieben Brände legte. 1967 schließlich wurde die Jugendfeuerwehr Seesen gegründet. Im Mai 1969 konnte schließlich die neue Wache mit Garagen und Gemeinschaftsräumen übernommen werden.

Dritter im Bunde war Stefan Bettner. Äußerst detailliert, plastisch und lebendig schilderte er die Entwicklung von 1970 bis heute. Nicht selten bot das Anlass zum Lachen und Schmunzeln. So zum Beispiel, als er von der Anschaffung der persönlichen Schutzausrüstung in den achtziger Jahren sprach – in mehreren Ausführungen und vor allem langen Zeiträumen. „Die Seesener Feuerwehrkameraden sind dann oft bei Lehrgängen und Wettkämpfen mit gelben Gummistiefeln aufgeschlagen und wurden daran immer sofort erkannt“, so Stefan Bettner. Er erinnerte zudem an die Gebietsreform 1974, die Übergabe der ersten Funkmeldeempfänger 1976, das Großfeuer bei Züchner 1983 und im gleichen Jahr an den realisierten Neubau der Feuerwache, an dramatische Hochwasser, personelle Veränderungen, zahlreiche Neuanschaffungen, die Gründung der Kinderfeuerwehr und einiges mehr.

In ihren Grußworten unterstrichen die Gäste die besondere Bedeutung des nachhaltigen Bürgerengagements. „Für die Stadt Seesen ist die Feuerwehr ein Glücksfall“, meinte der stellvertretende Bürgermeister und Feuerschutzausschussvorsitzende Norbert Stephan. In seinen Dank an die Feuerwehraktiven, die Leben, Hab und Gut der Bürger vor Schäden bewahren und dafür ihre Freizeit opfern, band er auch die Familienangehörigen, die Entscheidungsträger in Rat und Verwaltung und die Sponsoren mit ein.

Regierungsbrandmeister Jürgen Ehlers unterstrich vor allem die Kinder- und Jugendfeuerwehren als wichtige Pfeiler der Nachwuchsgewinnung. Er freue sich schon auf den 9. Mai, wenn der Braunschweigische Landesverband ebenfalls sein 150-jähriges Bestehen in Seesen feiern werde.

Kreisbrandmeister Uwe Fricke dankte der Seesener Ortsfeuerwehr vor allem, dass sie für Sicherheit auf der BAB 7 sorge und große Bereitschaft zur Fortbildung gerade im Bereich E-Mobilität und Digitalisierung zeige. Seesens Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke zeigte sich stolz, Chef dieser zehn Ortsfeuerwehren im Stadtgebiet zu sein, bei denen an erster Stelle die Teamarbeit stehe. „Wir werden für unsere Ideen oft belächelt, aber sie haben einen Zweck zu erfüllen und das tun sie, wie sich oft in der Vergangenheit gezeigt hat, äußerst effizient“, sagte Warnecke.

Weitere Gratulanten an diesem Abend waren der stellvertretende Landrat des Landkreises Goslar, Wolfgang Just, ferner Dieter Brinkmann, Vorstand der Volksbank eG in Seesen, und Heiko Bertram vom Feuerwehrmuseum der Kreisfeuerwehr.

Das Schlusswort dieser Feierstunde, die übrigens von einer Pause samt stärkendem Buffet unterbrochen wurde, sprach Thomas Bettner. Er bedankte sich bei Mitwirkenden, Helfern und Unterstützern. Und er warf einen Blick in die Zukunft. Mit dem jüngst in Dienst gestellten Rüstwagen sei es gelungen, einen Schritt nach vorn zu machen. Sollten Politik und Verwaltung mitspielen, dann werde man in den nächsten vier Jahren einen neuen Einsatzleitwagen, einen Gerätewagen-Logistik und eine Drehleiter bekommen. Das Hauptaugenmerk liege aktuell aber auf der Suche nach einem Standort für die neue Feuerwache. Nach gut dreieinhalb Stunden setzte der Musikzug der Feuerwehren Rhüden und Bornum mit der Nationalhymne den Schlussakkord.kno