Asklepios-Beschäftigte gehen in die dritte Streikwoche

Streikende erwarten von Asklepios bis zum 26. Oktober ein Angebot mit einer „Lösung für alle“

Seesen. Der unbefristete Streik in den Asklepios Kliniken in Seesen geht in eine dritte Woche. Die Beschäftigten haben sich am Donnerstag in einer Streikkonferenz einhellig für eine Fortsetzung des Streikes auf dem bisherigen Niveau ausgesprochen, bei dem die Kapazitäten des Krankenhauses drastisch reduziert werden und damit Asklepios erheblichen wirtschaftlichen Schaden zufügt. ver.di-Verhandlungsführer Jens Havemann: „Asklepios lässt den Beschäftigten leider keine andere Wahl.

Es muss eine Lösung für alle geben. Das war die klare Botschaft der Konferenz. Die Spaltungsversuche müssen ein Ende haben. Die Kündigungen in der Therapie GmbH müssen zurückgenommen werden und die Beschäftigten erwarten ein Angebot auch für die Reha und die Therapie sowie Nachbesserungen in der Akutklinik.“

Asklepios hatte in Gesprächen mit dem Betriebsrat bisher lediglich für einen Teil der Beschäftigten im Akut-Krankenhaus einige Verbesserungen in Aussicht gestellt. Diese Gespräche werden am 26. Oktober fortgesetzt. Linda Bohmhauer, Krankenschwester und Mitglied der ver.di-Streikleitung: „Wir setzen unseren Streik ab Montag, 26. Oktober aus. Das ist ein klares Signal an Asklepios. Wir erwarten ein akzeptables Angebot für alle und wir wollen Ruhe für lösungsorientierte Gespräche schaffen.“

Havemann weist nochmals darauf hin, dass selbstverständlich kein Corona-Bett bestreikt wird. „Sobald ein Covid-19-Patient in der Klinik aufgenommen wird, werden wir in diesem Bereich der Klinik die Kapazitäten auf das Vorstreik-Niveau anheben.“ Sandra Grundmann, Auszubildende und Mitglied der Streikleitung: „Der Streik ist nicht unser Wunsch, wir wollen die Patienten gut versorgen. Das aber macht Asklepios uns mit seiner Sparpolitik unmöglich.

Die Personalkürzungen, die Ausgliederung der Therapie, die Abspaltung der Reha – all das bringt für die Patienten Probleme – genauso wie es die ehemaligen Chefärzte in ihrem Brandbrief beschrieben haben. Wir Azubis spüren direkt, welche Auswirkungen diese Personalkürzungen im Alltag haben. Die Praxisanleitung fällt immer häufiger aus. So können wir nur schlecht adäquat ausgebildet werden, um einmal qualifizierte Pflegefachkräfte zu werden.“ Das bisherige Vergütungsniveau in den Schildautalkliniken führe dazu, dass Asklepios massive Probleme hat, Personal für die Klinik zu halten und neu zu gewinnen.

Die Beschäftigten sehen durch die großen personellen Lücken den Standort gefährdet und fordern mit ihren Streiks einen Tarifvertrag und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf das konkurrenzfähige Niveau des Öffentlichen Dienstes. Betriebsratsvorsitzender Oliver Kmiec: „Wir wissen, dass wir die Klinik in kürzester Zeit wieder zu dem Leuchtturm machen können, der er immer gewesen ist. Das Konzept der Klinik ist wirklich perfekt. Wir können den Patienten alles bieten, was auch immer sie gerade brauchen.

Das einzige, was wir dafür brauchen, ist ein Konzern, der den rigiden Sparkurs verlässt und in das Personal investiert.“ Martin Kupferschmidt, Krankenpfleger und Mitglied der ver.di Streikleitung: „Die Streikkonferenz war wieder Gänsehaut pur. Ein Haus, ein Team, eine Einheit. Das Akuthaus ist nichts ohne die Therapie und ohne die Reha. Wir wollen endlich wieder eine gute Klinik sein – davon war der ganze Tag getragen. Leider bewegt sich Asklepios aber ohne Streikdruck nicht.“

Der Umgang von Asklepios mit Grundrechten der Beschäftigten sei am Mittwoch wieder einmal deutlich geworden. Eine Delegation der Streikenden hatte dem Sitz der Asklepios Therapie GmbH in Bad Salzungen (Thüringen) einen Besuch abgestattet, um gegen die ausgesprochenen sieben Kündigungen zu protestieren. Als der dortige Geschäftsführer Martin Merbitz von dem Besuch erfuhr, reagierte er aufgebracht und drohte gegenüber dem Betriebsrat an, dieser Besuch werde „Konsequenzen” haben. Havemann dazu: „Die Menschen haben ihr Grundrecht auf Streik und Demonstration wahrgenommen, um gegen Kündigungen zu protestieren, die die Patientenversorgung verschlechtern. Da gibt es keinerlei Grund Drohungen auszusprechen. Es ist bezeichnend und bedauerlich, welche Einstellung im Asklepios-Management vorzuherrschen scheint.“red