Asklepios: Die Situation ist festgefahren! 

Während sich die Politik auf Seiten der Beschäftigten schlägt, gibt der Konzern keinen Millimeter nach / Gabriel vor Ort

Die Kundgebung vor dem Seesener Rathaus.

Seesen. Im Tarifkonflikt bei den Asklepios Kliniken Schildautal wurde gestern ein neuer Höhepunkt erreicht. Nicht allein die Tatsache, dass der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) vor dem Rathaus sprach und sich somit solidarisch mit den Asklepios-Beschäftigten zeigte, brachte das noch einmal neuen Druck auf den eh schon kräftig unter Dampf stehenden Seesener Asklepios-Kessel.

Auch die komplette Unterstützung durch die IG Metall, energisch vorgetragen durch deren 2. Vorsitzenden des Crown-Betriebsrates Marcus Golis, und die Ansprache des neuen Bürgerbündnisses „Wir für Seesen” durch Ulrich Finster, zeigten, dass der Konflikt in der Sehusastadt sicherlich so schnell nicht beigelegt werden kann. Die beiden Lager sind ganz weit auseinander, eine Einigung scheint überhaupt nicht in Sicht.

Hintergrund der seit Mai dieses Jahres andauernden Auseinandersetzung ist weiterhin die schwierige Personalsituation in der Klinik. Asklepios sucht händeringend Personal. Die Beschäftigten befürchten, dass der Konzern mit den unattraktiven Gehältern die Zukunft der Klinik durch selbstverschuldeten Personalmangel aufs Spiel setzt und fordern einen Tarifvertrag, mit dem der Anschluss an das Tarifniveau des Öffentlichen Dienstes (TVöD) hergestellt wird.
Asklepios lehnt nach wie vor Verhandlungen mit der Gewerkschaft komplett und rigoros ab. Andere Standorte wie Göttingen oder Goslar zahlen Tarif. Wie Asklepios betont, aber nur, weil man dazu durch Übernahmeverträge gezwungen sei. Das stößt bei den Beschäftigten in Seesen auf keinerlei Verständnis.
Gestern hatten sich die Streikenden vor dem Café „Sieben Türme“ versammelt und waren dann gemeinsam mit Sigmar Gabriel, der Landtagsabgeordneten Petra Emmerich-Kopatsch (SPD) und weiteren Unterstützern aus Politik und der Bevölkerung in Richtung Rathaus marschiert.

Hier waren auch Rudolf Götz, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion, und weitere Seesener Ratsmitglieder erschienen, um den teils emotionalen Ansprachen beizuwohnen und – wie im Fall von Rudolf Götz – selbst zu den Streikenden zu sprechen.

Die Stimmung wechselte zwischen jubelnder Zustimmung (wenn Asklepios aufgefordert wurde, sich endlich zu bewegen) hin zu drastischen Buh-Rufen (wenn beispielsweise dargelegt wurde, wie mit Drohungen von der Asklepios-Konzernzentrale auf die Mitarbeiter eingewirkt wird).

Ohrenbetäubend waren teils auch die schrillen Trillerpfeifen, mit denen sich die Mitarbeiter Gehör verschafften und ihren ganzen Frust abließen.

Sigmar Gabriel sprach in seinen Ausführungen auch das immer noch hervorragende Renommee an, das die Klinik verlöre, wenn sie weiterhin auf diesen nicht nachzuvollziehenden Sparkurs setzen. Kapitalismus in Reinkultur zerstöre die Krankenhauslandschaft. Er selbst habe sich in den Schildautal Kliniken schon behandeln lassen und kenne sich daher aus. Und Gabriel kennt sich in der Tat aus: Seine Mutter selbst war Krankenschwester. Gute Arbeit müsse eben auch gut bezahlt werden, so das Credo seiner Rede. Für die erhielt er tosenden Beifall. Er erinnerte auch an die Verstöße gegen gesetzliche Vorgaben.
Für das Bürgerbündnis sprach Ulrich Finster. Er erläuterte, warum der Streik bei Asklepios alle Menschen in Seesen betreffe.

Wenn ein Unternehmen dieser Größenordnung an die Wand gefahren werde, dann fehlen der Stadt erhebliche Steuereinnahmen und damit die Möglichkeit Geld zu investieren.

Wenn 1.000 Arbeitskräfte nicht in Seesen einkaufen gehen, trifft das alle Geschäftsleute nicht unerheblich ...uk