Asklepios: Ganztägiger Streik geht in die zweite Runde

ver.di kündigt den nächsten Aktionstag für den 15. August an / Maßnahmen werden ausgeweitet

Die Mitarbeiter werden am 15. August streiken. Die Kundgebung wird diesmal nicht auf dem Jacobson-Platz sondern vorm Seesener Ratshaus abgehalten, es ist noch mehr geplant.

Seesen. Die Fronten im Tarifstreit bei den Asklepios Kliniken Schildautal sind verhärtet. „Wir haben null Reaktionen seitens der Geschäftsführung auf unseren ersten ganztägigen Streik erhalten, deshalb gehen wir nun in die zweite Runde“, betont Oliver Kmiec, seit 33 Jahren im Unternehmen und Betriebsratsvorsitzender, auf Anfrage des „Beobachter“. Die nächste Runde wird am kommenden Donnerstag, 15. Augst, eingeläutet. Dann ruft ver.di zum zweiten ganztägigen Streik in der Geschichte der Asklepios Kliniken Schildautal auf. Die Mitarbeiter zeigen deutlichere Präsenz als beim ersten Mal.

Auch an diesem Tag greift wieder die vereinbarte Notfallversorgung. Das Wohl der Patienten hat oberste Priorität. Von 6 Uhr bis zum Ende der Spätschicht wird gestreikt. Die Teilnehmer treffen sich um 9 Uhr beim Café „Sieben Türme“ in der Innenstadt. Wie es sich bereits am Rande der ersten Kundgebung angedeutet hat, haben sich die Organisatoren bewusst für den Donnerstag – in Seesen bekanntlich Markttag – entschieden. „Wir wollen auch mit den Seesenern bewusst ins Gespräch kommen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Obendrein ist eine kleine Demonstration bis zum Seesener Rathaus geplant. Da der Jacobson-Platz an diesem Tag nicht zur Verfügung steht, wird die Kundgebung um 11 Uhr hier stattfinden. Danach ist nicht Schluss. 12.30 Uhr erfolgt eine Streikwache an der Klinikeinfahrt, zudem ist am Kiosk von 14.30 bis 16 Uhr ein gemeinsamer Ausklang geplant. „Wir wollen auch jenen Mitarbeitern, die arbeiten müssen, die Chance geben, sich mit uns zu solidarisieren“, äußert sich Oliver Kmiec.

Die Beschäftigten fordern die Geschäftsführung auf, Tarifverhandlungen mit ver.di aufzunehmen, um den Anschluss an das Tarifniveau des Öffentlichen Dienstes herzustellen. Laut dem Betriebsratsvorsitzenden hatte ver.di nach dem ersten Streik – der am 16. Juli statt fand – versucht, mit der Geschäftsführung zu sprechen. Funkstille. Zu den Gründen äußert sich Kliniksprecher Ralf Nehmzow auf „Beobachter“-Anfrage: „Es gibt keine neue ‘Sachlage’, und es gibt für uns keinen Grund, auf irgendwelche Anfragen von ver.di zu reagieren. Denn wir haben immer wieder deutlich gemacht, dass ver.di nicht unser Verhandlungspartner ist, sondern das ist unser Betriebsrat, der alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vertritt. Wir würden uns freuen, wenn der Betriebsrat mit uns gemeinsam konstruktiv und vertrauensvoll die für unsere Mitarbeiter vereinbarte und bestehende Arbeits- und Sozialordnung (ASO) weiterentwickeln würde, denn die regelt deren Belange am besten“. Die Geschäftsführung lehnt weiterhin die Tarifverhandlungen ab und weist noch einmal auf die unterscheidlichen Voraussetzungen in den Häusern hin.

Fakt ist, über 900 Mitarbeiter arbeiten in den Asklepios Kliniken Schildautal in Seesen, dabei handelt es sich um den größten Arbeitgeber der Stadt. Den Ruf als Leuchtturm, der Begriff wird auch von der Geschäftsführung verwendet, hat das Krankenhaus über die Stadtgrenze hinaus bekannt gemacht. Doch um bei dem sprachlichen Bild zu bleiben, wurde dem Leuchtturm der Strom abgedreht und so die Leuchtkraft genommen. Allein in diesem Jahr wurden laut Betriesrat über 30 Vollzeitkräfte abgebaut, Auszubildende verlassen das Haus, statt sich übernehmen zu lassen. Gefährdungsanzeigen gehören zur Tagesordnung. Hinzu kommt die unterschiedliche Bezahlung. Dabei gibt der Blick auf das Firmenkonstrukt erste Hinweise.

Insgesamt besteht das Seesener Krankenhaus quasi aus drei Betrieben: Der Asklepios Klinik Sobernheim GmbH, der Rehaklinik Schildautal Invest GmbH und die Asklepios Stadtkrankenhaus GmbH. Nur die Mitarbeiter des ehemaligen Städtischen Krankenhauses haben, um es vereinfacht zu sagen, ihren Tarifvertrag bei der Übernahme durch den Asklepioskonzern behalten. Die Ärzte haben unter anderem einen mit dem Marburger Bund – der Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands – geschlossen. Laut Oliver Kmiec bleiben unterm Strich 600 Mitarbeiter, die keinenTarifvertrag haben, und für diese kämpfen ver.di und der Betriebsrat. Somit sind zum Streik am Donnerstag die Mitarbeiter der Asklepios Klinik Sobernheim GmbH (mit Ausnahme der Ärzte) und der Rehaklinik Schildautal Invest GmbH aufgerufen.

Mit ihrem Kampf für einen Tarifvertrag haben ver.di und der Betriebsrat Aufsehen erregt. So zeigen sich auch Mitarbeiter der Firma Crown am 15. August wieder solidarisch. „Wir werden mit einer Delefgation vertreten sein“, teilt Marcus Golis, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Firma, auf Anfrage mit. Am heutigen Donnerstag soll ein Aufruf gestartet werden. Zur Erinnerung: Im Juli waren die Vertrauensleute des Unternehmens mit 30 Mitarbeitern vor Ort.

Im Hintergrund wird weiter gearbeitet. Am späten Mittwochnachmittag gab es in Seesen ein Treffen mit Petra Emmerich-Kopatsch. Bekanntlich ist die Sozialdemokratin Mitglied des Landtages, Landtagsvizepräsidenten und die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion. Im Gespräch, bei dem der „Beobachter“ mit dabei war, äußerte sie die Unterstützung der Politik zu. Vieles ist denkbar. Vor allem will sie sich um einen Termin des Betriebsrates im Landtag kümmern, um auch in Hannover Gehör zu bekommen. Angedacht wäre beispielsweise ein Treffen mit Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann, gibt die Abgeordnete einen Ausblick. Es bleibt spannend.syg