Besondere Schulung für die Erzieher der vier städtischen Kindergärten

Drei Projektpartner haben das Projekt „Kindergarten plus“ ermöglicht / Selbstwertgefühl, Stärke und Mut im Fokus

Dieter Brinkmann, Vorsitzender der Volksbank-Stiftung, brachte einen Scheck über 3.000 Euro zur Mitfinanzierung von „Kindergarten plus“ mit. Weitere Projektpartner sind die Stadt Seesen in Vertretung von Bürgermeister Erik Homann (5. von links) und Dr. Andrea Huth (6. von links) vom Lions-Club Seesen-Osterode „Roswitha von Gandersheim“. Über das Engagement freut sich der Trainer Prof. Jörg Maywald (4. von rechts) und die Erzieher der vier städtischen Kindergärten, die das Bildungs- und Präsentionsprogramm absolvierten.

Seesen. Soziale Kompetenzen werden immer wichtiger, auch einmal etwas durchsetzen, ohne die Ellenbogen zu benutzen. Letzteres muss von klein auf  gelernt werden. Zudem ist die Gesellschaft im Wandel. Vieles, was sich früher im familiären Umfeld abspielte, wird heute oft in den Kindergarten verlagert. Der Sozialwissenschaftler Prof. Jörg Maywald nennt hier das Schleife binden oder in den Wald gehen. Viele Kinder erleben das erst im Kindergarten. Auch die Erzieher in den Einrichtungen sind mehr gefordert. Genau hier setzt das Projekt „Kindergarten plus“ an. Die Vertreter der vier städtischen Kindergärten St.-Annen-Straße, Am Spottberg, Am Schulplatz (alle in Seesen) und von der KiTa „Johannisweg“ in  Rhüden nahmen in dieser Woche an der Weiterbildung teil. Dabei ging es um Selbstwertgefühl, Stärke und Mut für die Kinder.

Das Projekt „Kindergarten plus“ wurde von der Deutschen Liga für das Kind entwickelt und ist als Bildungs- und Präventionsprogramm im Kindergartenalltag konzipiert. Es stärkt die kindliche Persönlichkeit und beugt Gefährdungen vor. Damit Kinder ihre geistigen Potentiale entfalten und nutzen können, brauchen sie eine starke Persönlichkeit. Neben der kognitiven rückt daher die soziale und  gefühlsbezogene Intelligenz immer mehr in den  Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, die entscheidenden Grundlagen emotionaler und sozialer Intelligenz werden im frühen Kindesalter gelegt. Und hier setzt „Kindergarten plus” an. „Ich finde das Projekt sehr gut, ich habe ganz viel mitgenommen“, sagt Victoria Spintig, Leiterin der KiTa „Am Spottberg“. Und ihre Leiterkollegin Anja Setzepfand-Herzog fügt an: „Wie es ankommt, wird sich dann in der Praxis zeigen.“  Zwei bis drei Vertreter der vier städtischen Kindergärten absolvierten das Training unter der Leitung von Prof. Jörg Maywald. Dass das überhaupt möglich ist, ist drei Projektpartnern zu verdanken.

Ideengeber sind die Lady-Lions des Lions-Clubs Seesen-Osterode „Roswitha von Gandersheim“. Bekanntlich feierten sie im November 2018 ihr 25-jähriges Bestehen. Dr. Andrea Huth,  Projektverantwortliche und zugleich Jugendbeauftragte des Clubs, verkündet, dass  die Frauen das Projekt in der Region und speziell nach Seesen bringen wollen. An dem Abend wurde für die Realisierung gesammelt. Gefreut haben sie sich, dass die Volksbank-Stiftung „Mehr Werte für Menschen“ mit 3.000 Euro einen Großteil der Projektkosten stemmt und als zweiter Partner fungiert. Dieter Brinkmann, Vorstandsmitglied der „Mehr Werte für Menschen-Stiftung der Volksbank in Seesen, übergab in dieser Woche den Spendenscheck und zeigte sich von dem Programm  begeistert: „Es ist wichtig, dass auch die Kleinsten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt und gestärkt werden. Umso schöner, dass dies spielerisch und gemäß den Bedürfnissen der Kinder in kleinen Gruppen erlernt werden kann.“

Dritter Partner ist die Stadt Seesen, die den Eigenanteil der vier städtischen Kindertagesstätten für das Projekt nicht nur übernimmt, sondern den Betrag auch verdoppelt hat. Bereits beim Festakt des Lions-Club zeigte sich Bürgermeister Erik Homann begeistert vom Projekt. Damals wies er auf eine Erzieherumfrage hin: Welche Probleme haben die Kinder im Alltag? Genannt wurden hier unter anderem nicht mit anderen teilen und die eigenen Gefühle nicht wiedergeben können. Stille und schüchterne Kinder müssen quasi abgeholt und ausreichend integriert werden. Hier will das Projekt helfen.

Die Erzieher haben einen Leitfaden erhalten, dabei greifen sei auf die beiden Handpuppen Tim und Tula zurück, um das den Kindern spielerisch zu vermittelt. Im Rollenspiel zeigte der Trainer die Handhabung und wie so die kindliche Persönlichkeit gestärkt werden kann. „Die sind  schwer, aber die beiden kommen bei den Kindern super an“, ist bereits aus der Erzieherrunde zu hören. Alle sind begeistert. Laut Dr. Andrea Huth gibt es in neun Monaten eine Nachschulung. Zudem erhalten die vier städtischen Kindertagesstätten ein Zertifikat über die erfolgreiche Ausbildung. Übrigens ist „Kindergarten plus“ als ein Qualitätsmerkmal für die Bildungsarbeit anerkannt.

Auch die Eltern werden bei dem Projekt abgeholt. Sie erhalten schriftliche Informationen, Spiel- und Gesprächsanregungen zu den Themen und Lerninhalten sowie eine CD mit den Liedern.syg