Besucher willkommen! – Städtisches Museum öffnet wieder

Vorfreude ist groß: Zwei Sonderausstellungen zu Modepuppen und Theaterberufen

Nach knapp achtmonatiger Schließzeit öffnet das Städtische Museum Seesen am kommenden Dienstag wieder seine Türen. Museumsleiter Dirk Stroschein wartet gleich mit zwei interessanten Sonderausstellungen auf seine Besucher.

Seesen. Das Städtische Museum Seesen öffnet ab dem kommenden Dienstag, 22. Juni, wieder für den Publikumsverkehr. Nach fast achtmonatiger, pandemiebedingter Schließung freuen sich Museumsleiter Dirk Stroschein und sein Mitarbeiterteam, nun wieder Besucherinnen und Besucher in den Ausstellungsbereichen rund um Steinway, Jacobson, Konservenindustrie und Co sowie zu zwei neuen Sonderausstellungen empfangen und begrüßen zu dürfen.

Besondere Modepuppen der Nachkriegszeit – Eine Seesener Erfindung

Die erste dieser Sonderschauen präsentiert besondere Modepuppen, die vor 70 Jahren von der Seesener Künstlerin Elisabeth Paetz-Kalich entwickelt und gestaltet wurden. Es ist eine Geschichte aus der Nachkriegszeit, eine Geschichte davon, wie einem Mangel mit Pragmatismus und Kreativität begegnet wurde. Zwar hatte die Währungsreform 1948 und die Gründung der Bundesrepublik 1949 eine Phase von politischer Stabilität und wirtschaftlichem Aufschwung für die nachkriegsdeutsche Gesellschaft eingeleitet, doch in vielen Alltagsbereichen war nach wie vor noch lange Einfallsreichtum und Erfindergeist gefragt.

So auch in vielen Textilgeschäften, wenn es um die ansprechende Präsentation ihrer Stoffe ging. „Und da habe ich eine Schaufensterpuppe entwickelt, eine bewegliche“, sagt Paetz-Kalich im Rückblick. Damals war sie erst 24 Jahre alt und lebte als Malerin seit Kriegsende wieder in Seesen. Ihr erstes Modell nannte sie Rita, nach der amerikanischen Schauspielerin Rita Hayworth. „Ein zauberhaftes Wesen, groß und blond. Die Inkarnation göttlicher Schönheit“, so schwärmte damals ein Zeitungsreporter über ihre „erstgeborene“ Modepuppe.

Diese, wie auch die noch folgenden Modelle, bestand aus zwölf verschiedenen, in Form gesägten Sperrholzeinzelteilen, die durch Flügelschrauben miteinander verbunden waren. Dadurch konnten die Puppen lebensecht posieren wie richtige Menschen, sich beispielsweise verführerisch auf einer Couch räkeln, lässig die Arme verschränken oder graziös den Kopf neigen.

Sie waren somit vielfältig und robust einsetzbar und dazu noch wesentlich billiger in der Herstellung als Schaufensterpuppen alten Stils. Für die lebendige Natürlichkeit sorgte die Bemalung durch die Künstlerin: „Ich malte ja naturalistisch, nach unseren damaligen Vorbildern, Schauspielerinnen, aber auch Künstlerinnen wie Colette“, erinnert sich Paetz-Kalich.

Ihre Idee ließ sie sich damals gesetzlich schützen, denn schon bald stieg die Nachfrage nach den Puppen weit über Seesen hinaus. So präsentierte sie ihre Erfindung damals auch auf der Hannover Messe. Dennoch blieben diese handgefertigten Puppen nur eine kurzlebige Übergangserscheinung, denn im aufstrebenden Wirtschaftswunderland wurden Schaufensterpuppen bald schon wieder industriell gefertigt.

Drei seltene Originale haben sich noch erhalten und sind in der Ausstellung nun erstmals seit 70 Jahren wieder für die Öffentlichkeit zu sehen. Arrangiert und im Schaufensteratelierstil dekoriert von Elisabeth Paetz-Kalich selbst. Dazu sind noch historische Werbefotos weiterer Puppenmodelle und zeitgenössische Accessoires zu sehen. Die kleine Sonderausstellung war bereits im Oktober 2020 eröffnet worden und vor der pandemiebedingten Schließung des Museums nur knapp zwei Wochen lang für Besucher zugänglich gewesen. Nun besteht noch bis Anfang September die Möglichkeit, sich diese kreativen Zeugnisse (Seesener) Alltagsgeschichte der Nachkriegszeit im Original anzuschauen.

Eine weitere Sonderausstellung wird in Kooperation mit dem Landschaftsverband Südniedersachsen und dem Deutschen Theater Göttingen präsentiert. Unter dem Titel „Hinter den Kulissen“ wird anschaulich erfahrbar gemacht, das „Theater-Magie“ harte Arbeit vieler kreativer Köpfe und Hände ist. Es wird gezeigt, wie viele Menschen am Zauber eines Theaterabends mitarbeiten. Im Rampenlicht stehen aber nicht – wie sonst – die Schauspieler, sondern die vielfältigen „verborgenen“ Theaterberufe hinter den Kulissen.

„Hinter den Kulissen“ – Ausstellung zu vielfältigen Theaterberufen

Auf der kleinen begehbaren Bühne, an Aktivstationen und im Zuschauerraum wird erlebbar, wie Künstler und Handwerkerinnen auf ein gemeinsames Ziel – die Vorstellung – hinarbeiten. Große und kleine Leute dürfen sich als Beleuchterin oder Tontechniker versuchen, raffinierte Requisiten, Kostüme oder Masken bestaunen.

Diese Ausstellung für alle, die von einem Theaterberuf träumen und die schon immer einmal hinter die Kulissen des Theaters schauen wollten, ist bis zum 17. Oktober zu sehen.

Öffnungszeiten, Zugang und Kontakt

Das Städtische Museum Seesen ist geöffnet dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr. Dann ist auch wieder die in der Steinway-Abteilung befindliche, beliebte Stempelstelle für Wanderer auf dem Steinway-Trail frei zugänglich. Sonderöffnungs- und Besuchszeiten sind nach Vereinbarung möglich. Das gilt auch für Führungen. Der Zugang und Besuch ist unter Einhaltung der geltenden, bekannten Hygieneregeln und Maßnahmen zur Kontaktnachverfolgung möglich. Infos, Auskünfte und Kontakt unter Telefon: 05381-48891 und E-Mail: museum@seesen.dered