Bewegende Co-Produktion zwischen Oberschule und „Stille Hunde“

Der 55-minütige Film widmet sich einem speziellen Thema / Aus der Not heraus entstanden

Nach der Filmvorführung rief Projektlehrkraft Svenja Rüffer die ehemaligen Schüler der 8d auf die Bühne. Sie waren Teil dieser besonderen Produktion und haben die Zusammenarbeit mit den Schauspielern sehr genossen und viel aus dem Projekt mitgenommen.

Seesen. Eigentlich sollte alles ganz anders sein. Das Projekt unter dem Titel „Die Besserung 3.0: Kirche und Jugend in der NS-Zeit und heute“ sollte als Höhepunkt in einem Theaterstück kulminieren. Gespielt von den damaligen Schülern der 8d der Oberschule Seesen und den „Stillen Hunden“. Eine freie Theaterformation aus Göttingen, die seit September 2008 von Stefan Dehler und Christoph Huber gegründet wurde. Doch am Ende kam – wegen Corona – alles anders. Für beide Seiten ein Glücksfalls.

Die beiden Schauspieler haben schon gut 200 Mal „Die Besserung“, die sich mit dem Jugend-KZ Moringen befasst auf die Theaterbühne gebracht. Doch dieses Agieren mit den Seesener Oberschülern in einem gemeinsamen Film, der Plan B, weil das Schauspiel nicht ging, ist auch für sie eine ganz neue Qualitätsstufe. Und bisher einmalig. Das Ergebnis ist ein 55-minütiger Film, der vor Kurzem in der Aula des Schulzentrums im Rahmen einer kleinen Premierenfeier vor ausgewählten Publikum gezeigt wurde.

Das Theaterstück „Die Besserung“, das in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Moringen entstand, ruft die Geschichte des niedersächsischen Lagerortes Moringen ins Bewusstsein und greift mit einem Fallbeispiel aus der regionalen Geschichte das Thema „Jugend im faschistischen Deutschland“ auf. Durch Zeitsprünge in Vergangenheit und Gegenwart werden die Geschehnisse reflektiert. Hier agieren die Schauspieler und die Jugendlichen, die ehemaligen Schüler der 8d, gemeinsam. Festgehalten, dass es jeder sehen kann.

Das gesamte Projekt entstand auf Initiative des landeskirchlichen Programms „Religion an der Oberschule wahrnehmen und begleiten“ in Zusammenarbeit mit Diakon Heiko Grüter-Tappe und den Projektlehrkräften Svenja Rüffer, Jonas Weinmeister und Pascale le Blond. Ergebnisse des Projekts sind Aufklärung und Stärkung von Jugendlichen im Hinblick auf freiheits- und fremdenfeindliche Ideologien durch ein interdisziplinäres, religions- und theaterpädagogisches Projekt. Der religionsthematische und soziale Fächeranteil ist groß: unbequeme Christen, Orientierung, Hoffnung, Freiheit, Widerstand, Ängste von Jugendlichen damals und heute, berichtet Svenja Rüffer.

Beide Seiten profitierten von dieser besonderen Erfahrung. Einen Aspekt führte auch Schulleiterin Annegret Tuchtfeld in ihrem Grußwort an. Dadurch, dass sich die Schüler mit dem Thema auseinandersetzten, ist nun ihnen auch etwas passiert. „Sie denken anders über Menschen und wissen, das jedes Handeln einen Menschen formen kann“, erzählte sie.

Die Oberschule Seesen und die „Stillen Hunde“ wollen ihre Kooperation fortsetzen. Wer weiß, was daraus noch entsteht. Das jüngste Projekt hat neue Maßstäbe gesetzt und etwas Besonderes kreiert.syg/ko