Bilanz: Einsatzreichstes Jahr in Seesen und im Landkreis Goslar

Allein die Seesener Feuerwehr war 2017 alle zwei Tage gefordert / Nicht nur in der Sehusastadt Spitzenwert

Unvergessen sind die Bilder von der Flutkatastrophe in Rhüden und Bornhausen. Diese Luftaufnahme aus Rhüden zeigt das ganze Ausmaß der Flutwelle.

Seesen. Hochwasser, Großbrand, Verkehrsunfälle, Personensuche. In diesem Jahr gab es kaum eine Einsatzart, die die Seesener Brandschützer nicht zu meistern hatten. „2017 wird als das einsatzintensivste Jahr in die Geschichte eingehen”, berichtete Seesens Ortsbrandmeister Thomas Bettner während der Jahreshauptversammlung am vergangenen Sonnabend. Mit dem Blick auf die Zahlen wird das mehr als deutlich: 183 Einsätze stehen am Ende zu Buche. Wie sehr sie gefordert waren, zeigt die Hochrechnung aufs Jahr. Alle zwei Tage löste der Meldeempfänger aus. „Eine so hohe Zahl an Einsätzen hatten wir noch nie”, fügte Thomas Bettner an. Zwei Großereignisse werden besonders im Gedächtnis bleiben.

Zum einen das Hochwasser. Die Statistik würde noch steiler nach oben gehen, hätten sie jede einzelne Einsatzstelle erfasst. Alle zehn Ortsfeuerwehren im Seesener Stadtgebiet haben sich mit Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke darauf verständigt, sie als Tageseinsatz zusammenzufassen. Unvergessen sind die Hochwasserbilder aus Rhüden und Bornhausen. Als die Brandschützer unermütlich Sandsäcke füllten und dann doch gegen die Fluten kapitulieren mussten, weil sie nicht mehr ausrichten konnten. „Wenn das Wasser in der Wohnung über dem Wohnzimmertisch steht, kann jeder erahnen, wie schlimm es war”, sagte Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke.

Tief „Alfred”, so der Name jenes Tiefdruckgebietes, das den Regen brachte, sorgte allein im Landkreis Goslar für 1.300 Einsatzstellen, berichtete Kreisbrandmeister Uwe Fricke bei der Versammlung. Gleichzeitig waren landkreisweit 2.100 Feuerwehrleute im Einstatz. Zu Spitzenzeiten sogar 2.500 Brandschützer.

Die endgültigen Einsatzzahlen für den Landkreis Goslar liegen noch nicht vor. Aber eines zeichnet sich schon jetzt ab: „Es sind die meisten Einsätze seit Bestehen des Landkreises in dieser Form”, so Uwe Fricke. Allein zwei Großfeuer hielten die Feuerwehren in Atem - eines davon in Seesen.

An den Großbrand auf dem ehemaligen Heinz-Gelände werden sich noch viele erinnen. Anfang August ging die 1.600 Quadartmeter große Lagerhalle in Flammen auf. Die Rauchsäule war kilometerweit zu sehen. Als die Sirene in Seesen ertönte, ahnte niemand, dass über 250 Einsatzkräft nötig sein werden. Zu Spitzenzeiten wurden 11.500 Liter Wasser in die Halle gepumpt. Erst nachdem eine Hallenwand eingerissen und das Brandgut umgeschichtet wurde, hatten die Brandschützer nach zwei Tagen den Kampf gegen die Flammen gewonnen. Laut Bürgermeister Erik Homann sind die Eigentümer des Gewerbeparks Niedersachsen tief beeindruckt vom Engagement und der professionellen Arbeitsweise der ehrenamlichen Brandschützer. „Das macht auch mich stolz”, so Homann. Er ist froh, in diesem Jahr mit dem sogenannten Feuerwehrbedarfplan die Strukturen der Feuerwehren gefestigt zu haben. Eines zeigt sich, jede einzelne Feuerwehr wird gebraucht. „Ich bin stolz, so eine leistungsfähige und effiziente Feuerwehr als Partner zu wissen”, sagte Thomas Brandes, Leiter des Polizeikommisariats Seesen, in der Sitzung.

Beeindruckt hatte Seesens Ortsbrandmeister auch das Engagement des DRK. Thomas Bettner glaubte, den Bereitschaftsführer der Rotkreuzler in Seesen herausfordern zu können, als er ihn um 20 Uhr anrief und für 100 Einsatzkräfte eine warme Mahlzeit bestellte. Doch Wilfried Wende und seine Helfer ließ das Ganze kalt. Zwei Stunden später baten sie zum Essen.

Wie sehr die Brandschützer in diesem Jahr mit Blick auf alle zehn Ortsfeuerwehren gefordert waren, zeigt auch die Zahl, die Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke mitbrachte. Bis zum vergangenen Sonnabend, 2. Dezember, waren in diesem Jahr 335 Tage vergangen. Alle zehn Feuerwehren kommen insgesamt auf 338 Einsätze. Davon 212 Hilfeleistungen. Fünf Verkehrstote gab es zu beklagen. Keine leichte Sache, die psychisch belastet. Umso erleichterter sind sie, wenn sie nach einem Unfall die Personen, zwar schwer verletzt, aber lebend aus dem Auto retten können. Die Erleichterung konnte Jürgen Warnecke seinen Feuerwehrleuten ansehen. Er erinnerte hier an jenen Unfall am 25. Oktober auf der K58 zwischen Rhüden und Bilderlahe.syg