Borkenkäfer-Befall am Neckelnberg

Schädling hat sich im heimischen Wald eingenistet und die Landesforsten müssen ganze Fichtenbestände fällen

Ein bizarres Bild: Mehrere Hektar Wald mussten im Revier Neckelnberg bereits gefällt werden, um weiteren Borkenkäfer-Befall aufzuhalten.

Seesen. Der Borkenkäferbefall setzt auch den Seesener Wäldern schwer zu. Bereits jetzt mussten im Forstrevier Neckelnberg 13 Hektar Wald gefällt werden. Die Tendenz ist sogar noch steigend. Im gesamten Harz sind derzeit viele Fichtenwälder vom Borkenkäfer befallen. In dem in 2018 vom Orkantief Friederike umgeworfenen Nadelbäumen hatten die Tiere beste Voraussetzungen für eine massenhafte Vermehrung vorgefunden. Begünstigt wurde die Ausbreitung auch durch den trockenen heißen Sommer 2018. Schon im vergangenen Jahr hatten die Landesforsten im großen Stil betroffene Fichten fällen müssen. „Das trifft uns hart”, so die (flexible) Revierleiterin Jessica Borde, die im Forstamt als Unterstützung für Revierleiterin Dorothe Bock tätig ist.

Matschige und teils gesperrte Wege im Wald sind dabei noch das geringste Übel, wie Forstamtsleiter Henning Geseke erläutert. Er und Revierförsterin Jessica Borde wollen Verständnis bei der Bevölkerung erzeugen und berichten von einem Kampf gegen Windmühlen, wenn es darum geht, es mit dem Borkenkäfer aufzunehmen.

Wer derzeit im Neckelnberg unterwegs ist, sieht viele Baumleichen. Zahlreiche Fichten hat es buchstäblich erwischt, sie sind nicht mehr zu retten. Mit schwerem Gerät sind rund ein Dutzend Forstmitarbeiter dabei, die vielen Bäume, die befallen sind, aus dem Bestand zu nehmen. Und so lagern inzwischen Tausende Festmeter Holz an den Wegesrändern.

Der Borkenkäfer hat wegen des heißen und trockenen Sommers 2018 und auch der Trockenheit in 2019 in vielen Wäldern leichtes Spiel. Die Käfer bohren sich in die Baumrinde, um dort ihre Eier abzulegen. Sie zerstören dabei die Wasser- und Nährstoffleitbahnen der Fichten.

Aus den Eiern, die die Borkenkäfer in die Rinde legen, schlüpfen Larven, die sich ihrerseits schnell zu Borkenkäfern entwickeln und sich neue Ziele suchen.

Der aus Sicht der Förster gefährlichste Borkenkäfer ist der Buchdrucker. Er kann den Wald bei unkontrollierter Ausbreitung großflächig zerstören. Bei Wassermangel können die Bäume nicht ausreichend Harz zur Abwehr der Schädlinge bilden und sterben ab. Und weil das Klima für den Schädling so günstig ist, wächst bereits die nächste Generation Borkenkäfer heran.

Mit der Fäll-Aktion am Neckelnberg wollen die Landesforsten nach Angaben ihres Sprechers Michael Rudolph die Entwicklung einer weiteren Borkenkäfer-Generation verhindern. Sonst könnte die Ausbreitung im Harz noch sehr viel weiter voranschreiten. Für die Landesforsten kommen die Baumfällungen zu einem ungünstigen Zeitpunkt, denn die Holzpreise liegen am Boden. Ein Grund dafür ist, dass schon im vergangenen Jahr wegen mehrerer Stürme und eines erhöhten Borkenkäferbefalls mehr Fichten gefällt werden mussten als üblich.

Die kahl geschlagenen Flächen im Seesener Wald sollen schnellstmöglich wieder aufgeforstet werden. Künftig sollen dort statt der bisherigen Fichten-Monokulturen artenreichere Mischwälder wachsen, so Henning Geske.uk