Demokratie fängt auf dem Schulhof an

Für Gestaltung des Schulhofes Partizipationsprojekt gestartet / Über endgültige Vorschläge wird abgestimmt

Wünsche gab es in der ersten Phase viele: Die Kinder waren kreativ und hatten sich allerlei Schönes für ihren Schulhof ausgedacht.

Seesen. Ein Schulhof ist für die Schüler da, und sollte auch den Schülern gefallen. Denn schließlich verbringen die Kinder im Rahmen einer offenen Ganztagsschule mehr und mehr Zeit außerhalb der elterlichen vier Wände. Dem Schulhof der Grundschule in der Jahnstraße in Seesen soll durch eine neues Spielgerät mehr Attraktivität verliehen werden. Und aus diesem Grund wurde dort eine Zukunftswerkstatt mit der Klasse 2a durchgeführt, die sich seit den Sommerferien mit der geplanten Umgestaltung beschäftigt.

„Teilhabe“ ist das Zauberwort, das dem Projekt zugrunde liegt. „Kinder sind die Experten in ihrem eigenen Lebensumfeld“, betont der Sozialpädagoge Wilfred Hartmann (Stephansstift Evangelische Jugendhilfe Oberharz), der das Projekt im Rahmen einer Weiterbildung (Partizipation und Erziehung) vor Ort begleitet. „Kinder wissen am Besten, was sie brauchen, deshalb sollten sie auch so weit es möglich ist, mitbestimmen können“, so Hartmann „Kinder müssten sich grundsätzlich mehr engagieren dürfen für ihren eigenen Lebensumfeld, denn Schule ergreift zunehmend mehr Raum in der Lebenswelt der Kinder“.

Stellvertretend für die Klasse 2a der Lehrerin Mareike Hartmann, berichten Liliana und Stephan (beide sieben Jahre alt), wie sie dabei als „kleine Experten“ vorgegangen sind. Zunächst fand eine Begutachtung des Ist-Zustandes des Schulhofs statt. In der Theorie als „Meckerphase“ bezeichnet. „Wir haben Fotos von den vorhandenen Spielgeräten gemacht“, so Liliana. Anschließend wurde in Gruppen gezeichnet, was man sich auf dem Schulhof vorstellen könnte. Dabei durften die Kinder ihrer Fantasie freien Raum lassen, sodass sehr kreative und auch abenteuerliche Wünsche daraus entstanden seien, wie Mareike Hartmann erzählt. Ein Baumhaus, eine Rutsche aus dem Fenster, die in eine Schwimmbad mündet, einen Berg mit einer Eisenbahn oder eine unterirdische zusätzliche Etage für mehr Platz. Kreative Wünsche, die natürlich nicht erfüllt werden können. Stattdessen blätterte man in Katalogen und recherchierte auch im Internet.

Vom Eltern- und Förderverein der Grundschule und von verschiedenen Sponsoren stand eine Summe von 5.000 Euro zur Verfügung. „Wir sind sehr glücklich über diese Summe“, betont Mareike Hartmann, die begeistert darüber gewesen sei, dass die Kinder sich sogar noch Gedanken gemacht haben, wie sie selbst etwas Geld dazu steuern wollten. Das vorhandene Platzangebot und der finanzielle Rahmen führte dann zu einer Auflistung von acht realistischen Wünschen. Dabei seien einige Kinder doch sehr traurig darüber gewesen, dass manche Wünsche es nicht bis in die Aufstellung geschafft hatten. „Die Kinder haben toll mitgearbeitet und waren mit Motivation dabei“, so Wilfred Hartmann, denn es gehöre auch dazu, mit Enttäuschungen umzugehen. Und genau das sei der Grundgedanke, denn zur Demokratie gehört auch, Meinungen und Wünsche anderer zu akzeptieren.

Vor Kurzem wurden die acht Spielgeräte, die es in die Endausscheidung geschafft haben, allen Schülern vorgestellt: Fallschutzplatten zum Toben und Turnen, eine Indioschaukel, ein Holzpferd zum Klettern, eine Holzeisenbahn, eine Outdoor-Hängehöhle, ein Schachspiel, ein Pfahlhaus und ein Trampolin zum Erdeinbau. Das Schülerparlament mit jeweils zwei Vertretern jeder Klasse legt sich jetzt auf drei Vorschläge fest. Und im Anschluss werden alle Schüler, Lehrkräfte und das Schulteam zur Abstimmung gebeten. „Es ist sehr fortschrittlich, dass sich die Lehrer darauf eingelassen haben, den Schülern eine Mitwirkung einzuräumen“, betont Wilfred Hartmann „das zeigt das Vertrauen in die Kompetenzen und Fähigkeiten der Kinder, und ist ein echtes Miteinander“.hn