Der Kurs der Superlative

Die Medischulen verabschiedeten ihre ausgelernten Physiotherapeuten / Es gab mehrere Besonderheiten

Seesen. Im Sport heißt es in puncto Rekordjagd oft schneller, höher, weiter. Auf selbiger waren irgendwie auch die diesjährigen Absolventen der Seesener Medischule unterwegs, ohne mit dem Ziel angetreten zu sein. Gleich mehrfach haben die insgesamt 24 Schüler alles bisher Dagewesene getoppt. Damit überraschten sie nicht nur Schulleiterin Andrea Birkner, denn der Kurs avancierte zu einem der Superlative.

Jahr für Jahr verabschiedet die Schulleitern die fertigen Physiotherapeuten, die ihre dreijährige Ausbildung in Seesen absolvierten. So etwas, wie mit dem Kurs Ph 19 hatte sie noch nicht erlebt. Noch nie in der bisher 21-jährigen Geschichte der Schule für Physiotherapie meldeten sich 24 Schüler zum Examen an. Noch nie schafften so viele die Prüfungen, in diesem Jahr waren es 20 Absolventen. „In den Jahren zuvor hatten wir immer um die 17 fertige Physiotherapeuten”, sagt Andrea Birkner im Gespräch. Zudem hat sie noch einen Punkt ausgemacht, noch nie belegten gleich sechs Absolventen die ersten drei Plätze der Jahrgangsbesten. Jeweils zwei Schüler erreichten die Durchschnittsnoten 1,2, zwei die 1,3 und zwei die 1,9. Neben einem Empfehlungsschreiben der Schule gab es eine Rose. Übrigens sorgten die tropischen Temperaturen der vergangenen Wochen dafür, dass die Prüflinge in diesem Jahr besonders schwitzten. Das hatten sie diesmal mit den Prüfern gemeinsan. „Es war das heißeste Examen was wir je hatten”, so die Schulleiterin.

Ohnehin sind die Physiotherapeuten gefragter denn je. Alle haben laut Andrea Birk-ner ein Job. Mehr noch, sie können zwischen drei bis vier Jobangeboten wählen. Viele der 20 Absolventen bleiben in der Region, einige fangen sogar im Seesener Krankenhaus an.

Dem nicht genug, gab es am Freitag bei der Abschlussfeier noch eine Premiere. Eigentlich richtet Andrea Birkner immer die Grüße der Geschäftsführung aus, doch diesmal hatte sich Michael Klören, Geschäftsführer, Gesellschafter und Gründer der Medischulen ins Auto gesetzt, die 350 Kilometer weite Strecke nach Seesen zurückgelegt, um auch einmal Andrea Birkner für ihre unermüdliche Arbeit zu danken: „Sie haben dafür gesorgt, dass sich die Schule in der Region und darüber hinaus einen Namen gemacht hat”.

Ein weiteres Highlight wohnte wieder der Feier inne, nämlich die brilliante Rede von Dr. Karl-Heinz Wischner. Seines Zeichens Orthopäde und zugleich auch Ausbilder der Physiotherapeuten. Alljährlich obliegt ihm die Festrede, mit spitzer Feder geschrieben, war diese gespickt mit kritischen Untertönen, die er pointiert verpackte. Es werde garantiert die Zeit kommen, in denen jene 20 es vielleicht bereuen werden, sich für den Beruf entschieden zu haben, vielleicht lieber Golfballtaucher geworden wären, denn ihre Patienten werden ihnen nicht immer mit Dankbarkeit entgegentreten. Vielleicht wird auch die demente Omi die Windel nach ihnen werfen. „Seien Sie dann froh, wenn sie trocken ist”, so Wischner. Er bat sie zugleich darum, dem Berufsstand erhalten zu bleiben, denn Orthopäden brauchen gute Physiotherapeuten. „Wer glaubt, dass Klangschalentherapie oder Pendeln hilft, glaubt auch, dass Volksvertreter das Volk vertreten oder das C in einer Partei für christlich steht”, fügte er kritisch an.

Die Absolventen des Kurs Ph 19 Physiotherapie:

Eduard Betke, Anke Callies, Alexander Frey, Marlen Gäckle, Marie Göbel, Jörg Golkowski, Imke Hoffmann, Phillip Hustede, Benedikt Keil, Jeanette Kuhl, Franziska Labes, Robin Linde, Florian Rost, Albert Schiller, Nicola Schürkötter, Katharina Uhlhorn, Aleksander Urmanski, Marie Vogler, Karina Weber und Michelle Wenzel

Die sechs Jahrgangsbesten nach Durchschnittsnote

Note 1,2: Imke Hoffmann und Albert Schiller

Note 1,3: Marlen Gäckle und Michelle Wenzel

Note 1,9: Karina Weber und Katharina Uhlhornsyg