Der weite, weite Weg bis zum Anbau

Spatenstich für die Erweiterung des MTV-Treffs wurde am Donnerstag feierlich vollzogen

Die Stadt Seesen unterstützt den Erweiterungsbau des MTV Seesen nach Zustimmung des Rates mit einer Summe in Höhe von insgesamt 312.000 Euro. „Ich freue mich, dass die Mitglieder des Rates der finanziellen Unterstützung des MTV Seesen zugestimmt haben. Wir tragen als Stadt auch eine Mitverantwortung für die Vereins- und Sportkultur“, erklärte Bürgermeister Erik Homann. Ursprünglich betrug der städtische Zuschuss 150.000 Euro – in einem Schreiben teilte der MTV Seesen jedoch mit, dass die Baukosten gestiegen seien und den Verein vor Probleme stellen. „Natürlich kamen da im Vorstand sofort Bedenken auf, ob man überhaupt weitermachen soll oder das Projekt stoppen sollte“, so Jürgen Alms, 1. Vorsitzender des MTV Seesen. „Wir haben uns dazu entschieden weiterzumachen und uns an die Stadt Seesen und den Rat gewandt. Ich muss sagen, dass das Feedback immer positiv war“.  Seit Ende 2019 plant der MTV Seesen den Anbau bereits – im Frühjahr 2022 soll das Großprojekt schließlich beendet sein. Von links: Bauunternehmer Heinz Barte mit Sohn, Statiker Bernd Tittelmeier, Vorstand Denis Oestermann, Bürgermeister Erik Homann, Vorstand Michael Koch, Vorsitzender Jürgen Alms, Dirk Tünnermann (Bauaufsicht MTV) sowie die beiden Vorstandsmitglieder Günter Friebe und Carsten Aßmann.

Seesen. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des MTV Seesen, Jürgen Alms, hat Bürgermeister Erik Homann beim Anbau des MTV-Treffs zum ersten symbolischen Spatenstich angesetzt. Direkt neben dem jetzigen Vereinsgebäude des MTV Seesen soll an der Harzkampfbahn ein neues Haus entstehen, das mit dem alten Vereinsheim verbunden werden soll. Geplant ist ein großer Anbau, der mit zwei Gymnastikräumen sowie neuen Sanitäranlagen als Sportstudio für Reha- und Individualsport fungieren soll und zudem auch Möglichkeiten für Seminare, Schulungen, Aus- und Weiterbildungen bietet. Auch die Geschäftsstelle des MTV Seesen, die ihren Sitz derzeit noch in der alten Schreibschule am Schulplatz hat, soll hier ein neues Zuhause finden. Der Rat der Stadt Seesen hatte vor zwei Wochen den Antrag auf Übernahme der erhöhten Kosten bei der Erweiterung des MTV-Treffs auf der Harzkampfbahn beschlossen. Damit wurde gleichzeitig entschieden: Es kann gebaut werden. Das günstigste Bauangebot beträgt nun insgesamt 632.000 Euro und lag damit um 182.000 Euro über den ursprünglich geschätzten Gesamtkosten. Die Planungen und die Bauleitung obliegen dem Bauunternehmen Heinz Barte GmbH aus Königsdahlum.

Von der Planung bis zur bevorstehenden Realisierung war und ist es ein sehr weiter und dorniger Weg. Für einen gemeinnützigen Sportverein wie dem MTV Seesen, ist die Planung und vor allem die Finanzierung des Erweiterungsbaus weitaus aufwändiger als die Realisierung eines privaten Wohnhauses. Dieses hat mehrere Gründe. Zum einen plant nicht nur eine Person oder Familie, sondern ein Projektteam. Unterschiedliche Vorstellungen sind zu einem Gesamtprojekt zu vereinen. Sehr aufwendig gestaltete sich auch die Finanzierung des Vorhabens. Das hängt damit zusammen, dass es mehrere Finanzierungstöpfe gibt. Am einfachsten sind die vorhandenen Eigenmittel anzusehen.

Die Stadt Seesen hatte finanzielle Mittel für den MTV zur Verfügung gestellt. Es waren viele Gespräche mit der Verwaltung und mit den im Stadtrat vertretenen Parteien zu führen. „Man will natürlich zu Recht genau wissen wofür ein Zuschuss gewährt wird. Wobei sowohl die Verwaltung als auch die Parteien uns immer unterstützt haben“, so Vorsitzender Jürgen Alms.

Eine Finanzierung von Teilmitteln über eine Bank ist bei so einem Vorhaben auch recht komplex. Das hängt damit zusammen, dass der MTV auf dem Gelände der Stadt baut. Der Stadt Seesen gehört die Harzkampfbahn. Und letztendlich auch der Erweiterungsbau, so wie auch der heute schon bestehende Teil des MTV-Treff. Das alles war und ist für den Verein kein Problem, da die Nutzung in einem Vertrag mit der Stadt geregelt wird. Schwieriger wird es schon mit der Sicherheit für die Bank.

Normalerweise reicht privat ein Eintrag im Grundbuch. Dieses ging im Fall des MTV nicht, weil das Gebäude der Stadt gehört und der Verein jedoch einen Kredit möchte. Die Lösung des Problems war eine Bürgschaft, welche die Stadt Seesen der Bank für den Kredit des MTV gewährt.
Aber auch dafür muss sowohl der Rat der Stadt Seesen als auch die Kommunalaufsicht in Goslar zustimmen. „Jedoch hat auch hier die Stadt sich sehr kooperativ gezeigt und unterstützt uns auch hierbei”, so Alms.

Ein weiterer Baustein in der Finanzierung war ein Zuschuss des Landes Sportbund Niedersachsen. Erforderlich bei der Antragstellung waren jede Menge Nachweise. Zum Beispiel musste ein Beratungsgespräch beim LSB in Hannover erfolgen, ein Finanzierungsplan und eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung mussten vorliegen, eine Baugenehmigung und Statik mussten vorhanden sein, ein Zukunfts-Check und eine Sportentwicklungsplanung wurden erarbeitet. Der Stichtag für die Abgabe der Unterlagen ist dabei immer einzuhalten. Und dann war immer noch ungewiss, ob es die beantragten Mittel, in diesem Fall die Höchstsumme von 100.000 Euro gibt.

Jahreshauptversammlung: MTV-Mitglieder stimmten dem Bauvorhaben zu

Im Zuge der letzten Jahreshauptversammlung wurde von den Mitgliedern „Grünes Licht“ für das Projekt gegeben. Das war besonders für die benötigte Kreditaufnahme erforderlich. Die damals gewährte Kreditsumme stellt für den Vorstand eine rote Linie dar, welche nicht überschritten werden darf. Der Verein darf durch das Vorhaben finanziell nicht überfordert werden.
Inzwischen ist die Baugenehmigung vom Landkreis Goslar und eine genehmigte Statik vorhanden. Auch die vom LSB in Hannover beantragten Mittel von 100.000 Euro wurden im März zugesagt. Der Bewilligungsbescheid liegt vor.

Somit war der Startschuss gegeben, um Ausschreibungen von verschiedenen Firmen einzuholen. Aber auch hier war der Weg steinig. Einige Firmen hatten gar kein Interesse da sie komplett ausgelastet waren, andere wiederum wollten nur ein Angebot bei vollständiger Baubeschreibung abgeben.

„Wir wollten einen Generalunternehmer der bis auf die Gewerke Elektro, Heizung und Sanitär alles aus einer Hand baut. Für Elektro, Heizung und Sanitär kamen für uns nur ortsansässige Firmen in Frage. Wir haben dann drei Bauunternehmen gefunden welche bereit waren, mit uns den Weg zu gehen die Baubeschreibung gemeinsam zu erarbeiten als Grundlage für die Angebote. Dieses war recht aufwändig und mehrere Gespräche mit den drei Bauunternehmen waren erforderlich“, erklärt der Vorsitzende des MTV.

Für Elektro, Heizung und Sanitär wurden recht schnell zwei Firmen aus Seesen gefunden. Bei den „Generalunternehmern“ ging das allerdings nicht so schnell. Das erste Angebot hatte den MTV in eine wahre Schockstarre versetzt. Lag es doch komplett bei den doppelten Baukosten wie geplant und auf der Jahreshauptversammlung vorgestellt.

Am 23. Juni gab der MTV Seesen grünes Licht für den Erweiterungsbau

Geplant waren für alles komplett 450.000 Euro. Natürlich kamen im Vorstand sofort Bedenken auf, ob man überhaupt weiter machen soll oder das Projekt stoppen solle. Woher kommen die enormen Abweichungen von der geplanten Bausumme? „Wir haben uns entschieden nicht gleich aufzugeben, sondern erst einmal weiter zu verhandeln. Nach mehreren Runden blieb ein Generalunternehmer über. Dieser hatte den niedrigsten Preis bei geforderten Funktionalitäten.

Hier gab es nur wenig, was an Funktionalität herausgenommen wurde.
Allerdings lag der Gesamtpreis von 632.000 Euro immer noch um rund 40 Prozent über der geplanten Bausumme. Diese Abweichung von 182.000 Euro war immer noch sehr hoch, jedoch erklärbar. Aufgrund der Pandemie und der Niedrigzinsphase herrscht ein Mangel an Baukapazität. Außerdem sind die Preise in den letzten 1,5 Jahren stark gestiegen. Bestes Beispiel sind die enorm gestiegenen Holzpreise.

Man wandte sich abermals an die Stadt Seesen und an die im Rat vertretenen Parteien, mit der Bitte um Hilfe gewandt. „Ich muss sagen, bei allen Gesprächen, in denen wir unsere Lage ausführlich schildern durften, war das Feedback immer recht positiv“, so Alms.

Am 23. Juni gab dann auch der Rat grünes Licht und der Bauvertrag konnte unterschrieben werden. Nun ist also der Bau gestartet. Vorsorglich hatte die Stadt einige Bäume für den Anbau fällen lassen. Dieses war bis Ende Februar wegen der Brutzeit der Vögel erforderlich und hätte sonst den gesamten Bau erheblich verzögern können.red/uk