Die echte Politik nachgespielt
EU-Planspiel am JGS / Schüler des 10. Jahrganges in verschiedene Rollen versetzt
Seesen. Wie eigentlich alles im Leben, lässt sich auch Politik viel besser durch Selbermachen als nur durch Lesen von Texten verstehen. Vor allem wenn es um das Handeln von Institutionen wie die der Europäischen Union geht. Damit setzen sich die Schülerinnen und Schüler des 10. Jahrgangs obligatorisch im Politik-Wirtschaft-Unterricht auseinander und um ein besseres Verständnis für die auf den ersten Blick recht abstrakten Vorgänge zu entwickeln, fand an den letzten beiden Mittwochen das Planspiel „SOS Europa“ am Jacobson-Gymnasium Seesen statt. Dabei handelte es sich um ein Planspiel des CIVIC-Instituts für internationale Bildung zur europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik, an dem alle Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs teilnahmen.
Das Planspiel stellte eine Sitzung des Europäischen Rates nach, bei der über die Flüchtlingsproblematik beraten und über eine gemeinsame Politik entschieden werden sollte. Die Teilnehmenden arbeiteten sich in die Rollen der Staats- und Regierungschefs sowie der Innenministerinnen und Innenminister von verschiedenen europäischen Staaten ein. Vertreten waren auch der EU-Ratspräsident beziehungsweise die EU-Ratspräsidentin sowie der und die EU-Innenkommissar/-in und der oder die Präsidentin der Europäischen Kommission. Alle gemeinsam mussten versuchen, trotz unterschiedlicher Positionen zu einer gemeinsamen Politik zu gelangen.
Um dieses Ziel zu erreichen, war zunächst eine inhaltliche Einführung in das Thema und die Planspielmethode nötig. Danach wurden die Rollen verteilt und die Schülerinnen und Schüler lasen sich in die Rollenprofile ein. Mit der Eröffnungsrede der EU-Kommission begannen dann die Beratungen im Europäischen Rat. Es zeigte sich, dass sich die Schülerinnen und Schüler gut auf das Spiel und ihre jeweiligen Rollen eingelassen hatten und teilweise sehr energisch die Position ihres Staates in der Diskussion vertraten. Im Anschluss daran wurden, wie in der echten Politik auch, informelle Gespräche geführt, um sich dem Ziel einer gemeinsamen Entscheidung zu nähern. Mit der Vorlage einer Abschlusserklärung und der Abstimmung darüber endete das eintägige Planspiel.
Viele Schülerinnen und Schüler berichteten danach, dass sie durch dieses Planspiel nun besser nachvollziehen können, wie schwer es in der Politik sein kann, zu gemeinsamen verbindlichen Lösungen zu kommen. Diese Erkenntnis ist ein wichtiger Lerneffekt im Fach Politik-Wirtschaft, in welchem die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt werden sollen, differenziert, kriteriengestützt und fundiert über politische Sachverhalte zu urteilen. Also das Gegenteil davon, einfach nur die üblichen Vorurteile über Politik zu äußern.kü