Die Geschichte der Auto-Werkstätten und die ersten Automobile in Seesen

Ein neues Buch von Wolf-Dieter Ternedde

Wolf-Dieter Ternedde war selbst 35 Jahre Besitzer einer Lkw-Werkstatt. Nun hat er die über 100-jährige Geschichte der heimischen Kfz-Werkstätten, Tankstellen und Auto-Lackierereien aufgeschrieben.

Seesen. Im August 2019 erschien im Seesener Beobachter ein Artikel von Wolf-Dieter Ternedde, in dem dieser ein Buch über die Autowerkstätten in unserer Heimatstadt ankündigte. Er bat seinerzeit die Leserschaft, ihn bei diesem Vorhaben mit Fotos und Geschichten zu unterstützen. Nun, gut zwei Jahre später ist es soweit, die Abhandlung wird Mitte September erscheinen.

Es ist die zweite Arbeit des Autors. Im Juli 2019 war das erste Buch mit dem Titel: „Seifenkistenrennen in Seesen 1951 bis1955“erschienen. Eine Publikation über eine kurze, aber sehr bedeutende Zeit in der Seesener Sportgeschichte, gehörten doch die Rennen in der Nachkriegszeit zu den größten Sportereignissen in unserer Heimatstadt. Das Buch enthält unter anderem eine Abhandlung über die Geschichte des weltweiten Seifenkistensports der letzten 120 Jahre und hat daher in Kreisen der Seifenkistenfans in ganz Deutschland große Beachtung gefunden.

Der Autor, der selbst 35 Jahre Besitzer einer Lkw-Werkstatt war, hat nun die über 100-jährige Geschichte der heimischen Kfz-Werkstätten, Tankstellen und Auto-Lackierereien aufgeschrieben. Auch dies zweite Buch soll zum Verständnis eines Aspekts der Seesener Geschichte beitragen, denn die Autowerkstätten haben in den letzten 110 Jahren nicht nur das Stadtbild geprägt, sondern auch vielen Mitbürgern sichere Arbeitsplätze beschert.

Angesichts der aktuellen Diskussionen über den Verbrennungsmotor entwickelt der Verfasser in der Einleitung und im Nachwort Gedanken zur Zukunft der Automobile und der Kfz-Werkstätten.

In einem Kapitel wird ein Buch aus dem Jahr 1909 vorgestellt, in dem die ersten Halter von Kraftfahrzeugen im Deutschen Reich und somit auch in der Stadt Seesen genannt werden.

Die ersten Motorräder in Seesen besaßen der Kaufmann Hermann Schoof und der Klempner und Fahrradhändler Otto Züchner, beide wohnhaft in der Langen Straße. Die ersten beiden Pkw waren im Besitz des Zahntechnikers Wilhelm Helmer und des Arztes Dr. med. Otto Kleine. Es waren also in der gesamten Stadt gerade einmal vier Kraftfahrzeuge gemeldet.

Es folgen dann insgesamt 23 Aufnahmen und Erklärungen von Fahrzeugen, die zwischen 1909 und dem II. Weltkrieg in Seesen gefahren wurden.
Anschließend beginnt die Vorstellung und Geschichte von über 30 Werkstätten, vielen Tankstellen und den Auto-Lackierereien. Bereits 1912 wurde die erste Firma in Seesen gegründet, die sich mit Autos befasste. In den 1920er und 1930er Jahren kamen weitere hinzu. Die meisten Betriebe entstanden jedoch erst nach dem II. Weltkrieg. Sie alle werden nicht nur beschrieben, sondern auch mit vielen Fotos der Gebäude und Innenräume vorgestellt.

Der Autor hat Wert darauf gelegt, dass die Entwicklung der Firmen auch vor dem Hintergrund städtebaulicher Planungen und somit Veränderungen des Seesener Stadtbildes gesehen werden musste. So erfährt der Leser einiges über den Ausbau der B 248 im Stadtgebiet und über die Schaffung des sogenannten „Wohnsammelwegs“ zu Beginn der 1960er Jahre. Maßnahmen, die zur Umsiedlung einiger Werkstätten geführt haben.

Der Leser wird weiter erfahren, dass eine Firma u.a. Holzfelgen für Fahrräder herstellte und eine Schmiede ein kleiner Rüstungsbetrieb war. Ein anderer hat in den 1920er Jahren Erntemaschinen gefertigt und fahrbare Bandsägen produziert. Eine Werkstatt wurde nach dem Polenfeldzug 1939 von der Wehrmacht als Reparaturwerkstatt requiriert, ein anderer kann im Jahr 2022 auf eine 320-jährige Geschichte zurückblicken.

Immer wieder gibt es im Text die Rubrik: Rückblick in die Geschichte. In kurzen Abhandlungen werden dort Ereignisse aus der Seesener Vergangenheit behandelt, wie zum Beispiel der Besuch des Herzogs Johann Albrecht v. Mecklenburg, der von 1907 bis 1913 Regent des Herzogtums Braunschweig war und im Jahr 1909 Seesen besuchte, die Bedeutung der Seesener Aluminiumfabrik vor dem I. Weltkrieg, die Bekanntheit der Gaststätte Braunschweiger Hof und vieles mehr.

Viele Fotos zeigen die Seesener Tankstellen, bzw. Zapfsäulen, die im Stadtgebiet vorhanden waren, so z.B. vor dem Hotel Wilhelmsbad, dem Saalbau Eberhagen und in der Jacobsonstraße beim Kaufmann Schmincke (später Meinecke). Ebenso die Esso-Tankstelle am Alten Amt sowie die Säulen in der Kleinen Reihe bei Heinrich Hensel und in der Langen Straße bei Richard Hildebrandt.

Weit über 100 Personen haben zum Gelingen des Buches beigetragen, ebenso ein Oldtimer-Spezialist aus Bad Nauheim und der Seesener Hobbyhistoriker Joachim Bartels. Der Autor konnte über 250 Fotos von Werkstätten und Fahrzeugen aus den letzten 110 Jahren zusammentragen, die durch Annoncen aus dem „Seesener Beobachter“ vervollständigt werden.

Das Buch umfasst 265 Seiten und kostet 20 Euro. Corona-bedingt wird es leider keine Vorstellung mit Präsentation im Saal des Jacobson-Hauses geben. Der Verkauf erfolgt in den Buchhandlungen „Bücherwelt“ in der Bismarckstraße, bei „Isabella Beier“ in der Jacobsonstraße, sowie direkt beim Autor.red