Diskussion um die Zukunft des Schützenplatzes beginnt von vorn

Der Stadt Seesen liegen zwei Kaufofferten vor, aber die Entscheidungsträger haben so ihre Bedenken

Lidl hat großes Interesse, sich im Bereich des Schützenplatzes Seesen anzusiedeln.

Seesen. Still und starr ruht der Schützenplatz derzeit. Nach einigen Jahren des Stillstandes werden sich die politischen Kräfte der Stadt Seesen aber bald schon wieder intensiv mit der Thematik „Schützenplatz“ beschäftigen. Es liegen aktuell zwei Kaufangebote vor für die große Freifläche entlang der Braunschweiger Straße. Die Krux: in jedem Fall soll nach den Vorstellungen der Planer dort ein Einzelhandelszentrum entstehen. Zum einen ist ein großflächiger Lidl-Markt plus zwei kleinere Märkte angedacht sowie die Integration eines Action-Marktes und die mögliche Integration einer Burger-King-Filiale, die in den vergangenen?Wochen bereits heiß diskutiert wurde. Die Hanseatic Bauträger Gruppe hat hier seine Fühler ausgestreckt und der Stadt Seesen ein recht lukratives Kaufangebot in Höhe von rund 1,75 Millionen Euro offeriert.

Zum Zweiten gibt es ein Angebot der VFV GmbH. Hinter dem Konstrukt verbergen sich Investoren aus der Region, die bereits in der jüngsten Vergangenheit in ähnlicher Zusammensetzung in Seesen an Bauprojekten beteiligt waren. Ihre Idee: der Schützenplatz könnte umgebaut werden in ein Quartier, dass sowohl Einzelhandel, aber zusätzlich auch Wohnbebauung vorsieht.?Es soll den Anspruch erfüllen, städtebaulich und wirtschaftlich einen Gewinn für die Sehusastadt darzustellen. Die Kaufofferte liegt den vorliegenden Informationen bei einer Millionen Euro.

Das Problem, das sich wieder einmal auftut, liegt auf der Hand. Der Rat der Stadt Seesen hatte sich in der Vergangenheit dagegen ausgesprochen, den Schützenplatz zu verkaufen, um dort im Kern einen Lebensmittel-Discounter errichten zu lassen. Das aus mehreren zum Teil nachvollziehbaren, aber auch noch teils bis heute kontrovers diskutierten Gründen. Zum einen sollte eine Schwächung der gerade erst wieder sanierten Innenstadt verhindert, werden; zum anderen gebe es in der Sehusastadt keine Unterversorgung im Bereich von Lebensmittelmärkten.

Einem Kaufland wurde damals eine Komplett-Absage erteilt. Schon damals war klar, dass die Zukunft des Schützenplatzes noch einmal auf die politisch relevanten Kräfte zukommen werde. Nun ist es dazu gekommen, auch wegen des Lidl-Angebotes.

Als erstes befasste sich am Mittwochnachmittag der Wirtschaftsausschuss unter der Leitung von Dr. Hans-Joachim Voß mit der wiederaufkommenden Thematik. Schon hier wurde deutlich, dass es ein diffiziles Unterfangen wird, hier eine Konsens-Lösung zu finden. Einig war man sich zumindest in der Frage, dass man sich mit dem Thema im Ausschuss noch einmal intensiv auseinandersetzen müsse.

Vor dem Hintergrund, dass derzeit im?Auftrag der Stadt Seesen ein Einzelhandelsgutachten erstellt wird, sollen die Ergebnisse dieses Gutachtens in die Bewertung mit einfließen. Ergebnisse des Gutachtens werden im Mai erwartet.

Die Grundsatzfrage lautet erst einmal: Will die Stadt Seesen den Schützenplatz überhaupt freigeben für Investoren im Bereich des Einzelhandes, respektives für den Bereich Lebensmittel. Wie Dr. Voß in diesem Zusammenhang deutlich machte, liegt es in der Hand der Politik darüber zu entscheiden, was an die Stelle des Schützenplatzes kommt. „Wir können das steuern“, so Dr. Voß.

Ratsvorsitzender Uwe Klöppner merkte am Rande der Wirtschaftsausschusssitzung an, dass es die schlechteste Option sei, das Areal so zu belassen, wie es gerade ist.

Auf Nachfrage von Patrick Kriener im Wirtschaftsausschuss, der sich zunächst darüber wunderte, dass das Thema plötzlich wieder auf die Agenda gesetzt wurde, was denn von Seiten der Stadt Seesen unternommen wurde, um das Areal zu vermarkten, erklärte Wirtschaftsförderin Angelika Lucht, dass der Schützenplatz auch anderen potentiellen Interessenten vorgestellt wurde.

Die Idee, beispielsweise ein Hotel an die Stelle des Schützenplatzes zu errichten, sei aber vorerst vom Tisch. Hier stelle sich gleichzeitig die Frage, ob es sinnvoll ist, ein Überangebot zu schaffen, das dann wiederum dazu führen könnte, dass andere Hoteliers sich zurückziehen.?„Damit hätten wir nichts gewonnen“, erläuterte Dr. Voß.

Ob Hotel oder Ferienwohnungen, auch Ausschussmitglied Kerstin Probst konnte sich ihrerseits nicht so recht mit dieser Idee anfreunden. „Der Traum einer Ferienwohnung ist sicherlich nicht der Standort?Schützenplatz“. Michael Neufeld als Beisitzer brachte die Idee eines Baumarktes ins Spiel. Hier gebe es trotz eines vorhandene Marktes in der Bahnhofstraße sicherlich reichlich Potenzial, so seine Einschätzung.

Man erkennt: die Frage, was die Zukunft des Seesener?Schützenplatzes betrifft, ist offen wie nie. Eine zündende Alternativ-Idee zu einem Einkaufskomplex liegt nicht vor. Und einen Investor, der beispielsweise einen Kletterpark, ein Outdoor-Spielparadies oder ein ähnliches Projekt in Angriff nimmt, wird es nicht geben. Die interessierten Investoren möchten Geld verdienen, das geht nun einmal am besten mit einem Einzelhandelsmarkt an dieser exponierten Stelle.

Schlussendlich ergriff noch einmal Patrick?Kriener das Wort und erklärte, dass man sich fragen müsse, worin der Mehrwert des Verkaufes vom Schützenplatz für Seesen liege. Der Verkauf nur aus monetären Gründen allein sei nicht zielführend. Man brauche eine echte Strategie, es müsste Einigkeit herrschen, was mit dem Schützenplatz anzufangen sei.uk