Ehrenamtliche der Tafel Seesen: Gemeinsam Schwachen helfen

Die Tafel-Arbeit vor Ort wird überwiegend von Frauen geleistet

Marion Deerberg (vorne rechts im Bild) mit Ehrenamtlichen vor der Ausgabestelle der Tafel Seesen. Das Ehrenamt bei der Tafel wird überwiegend von Frauen geleistet.

Seesen. Die Dinge in die Hand nehmen. Einen Beitrag leisten, damit die Gesellschaft ein Stück besser wird. Dafür stehen die rund 30 Ehrenamtlichen der Tafel Seesen. Es sind junge und ältere Bürgerinnen und Bürger, die sich neben Schule und Beruf oder im Rentenalter für Menschen in schwierigen Lebenssituationen und gegen die sinnlose Verschwendung von Lebensmitteln engagieren. Bedingt durch die Corona-Pandemie mussten sich auch die Ehrenamtlichen Tafel-Helferinnen und -Helfer auf neue, unbekannte Herausforderungen einstellen und arbeiten seitdem unter erschwerten Bedingungen.

Mit entsprechenden Schutzmaßnahmen und Hygiene- und Abstandsregeln leisten sie weiterhin einen Beitrag zum sozialen Engagement in ihrer Nachbarschaft. Die Ehrenamtlichen handeln aus unterschiedlichen Motiven, wie beispielsweise sozial schwachen Menschen „neue“ Kraft, Mut und Hoffnung zu schenken, damit sie den Teufelskreis der Armut durchbrechen können. Das Ehrenamt bei der Tafel Seesen ist zu 75 Prozent weiblich und im Durchschnitt 60 Jahre alt.
Im Jahr 2020 leisteten die ehrenamtlichen Tafel-Helfer unter den geltenden Corona-Regeln über 3000 Stunden soziale Arbeit, was einen ökonomischen Gegenwert von 28.500 Euro ausmacht. Die Ehrenamtlichen helfen dabei, den täglichen Tafel-Betrieb zu stemmen: Sie sammeln, sortieren und verteilen Lebensmittelspenden an Bedürftige und sorgen für ein friedliches Miteinander. Der Nutzerkreis der Tafel Seesen hat sich in den zurückliegenden Jahren stark gewandelt.

Zur Tafel kommen Arbeitslose, Alleinerziehende und Familien mit Kindern, Zuwanderer, Geflüchtete und Seniorinnen und Senioren, die trotz jahrzehntelanger Arbeit im Rentenalter auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind. Oft leiden diese Menschen an gesellschaftlicher Isolation, vereinsamen und werden krank. Hier setzt die Tafel-Arbeit an. Die Ehrenamtlichen lindern Armut, retten genießbare Lebensmittel vor der sinnlosen Vernichtung, übernehmen Verantwortung und stehen für eine offene, hilfsbereite (Stadt-)Gesellschaft, die niemanden ausschließt. „Miteinander helfen, Vielfalt leben, das ist das Prinzip der Tafel-Arbeit.

Das Ehrenamt bei der Tafel wird geleistet von Menschen jeden Alters, Geschlechts, jeder Herkunft und Lebensgeschichte. Die Tafel-Gemeinschaft steht für eine unbürokratische Hilfe, in dem die Lebensmittelrettung und Weitergabe an Bedürftige im Mittelpunkt steht“, berichtet Marion Deerberg, verantwortlich für die Tafel Seesen und ihren Trägerverein.

Und sie erzählt weiter: „Seit Ausbruch der Corona-Pandemie steht die Tafel Seesen vor den größten Herausforderungen ihres Bestehens. Seitdem entwickelten wir immer wieder neue Ausgabemodelle, um die Lebensmittelausgabe weitestgehend aufrechtzuerhalten. Innerhalb kürzester Zeit entstanden neue Konzepte, die den Bestimmungen entsprachen und allen Beteiligten Schutz boten. Seitdem ist die Tafel-Arbeit aufwendiger geworden. Unsere Ehrenamtlichen leisten Unglaubliches. Zwar gehört ein Großteil selbst zur Risikogruppe, aber alle Ehrenamtlichen haben sich bewusst dafür entschieden, bei der Tafel weiterzumachen.“

Die Tafel Seesen verzeichnet seit Jahresbeginn eine starke Nachfrage an ihrem Angebot, vor allem von sozial benachteiligten Familien und Alleinerziehenden mit Kindern (plus 50 Prozent), denen unter anderem aufgrund steigender Lebensmittelpreise das Geld für ausreichend gesunde Lebensmittel fehlt.red