Ein „kleines“ Dankeschön für große Verdienste

Landrat Thomas Brych überreicht Verdienstkreuz am Bande an Seesens Pastor i.R. Kurt Hoppe

Landrat Thomas Brych sprach die Laudatio im Seesener Jacobson-Haus für Pastor i.R. Kurt Hoppe.

Seesen. Mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland wurde am Dienstagnachmittag der Seesener Pastor i. R., Kurt Hoppe, von Goslars Landrat Thomas Brych im Jacobson-Haus ausgezeichnet. Hoppe hatte sich unter anderem viele Jahre gemeinsam mit seiner im vergangenen November verstorbenen Frau Renate ehrenamtlich und mit Hingabe für die Kirchliche Lettlandhilfe in Rauna eingesetzt. Seesens Bürgermeister Erik Homann und Landrat Brych würdigten die umfangreichen Verdienste Hoppes, der auch für die Hospizinitiative tätig war, ausdrücklich.

Wie Landrat Thomas Brych in seiner Laudatio vor Mitgliedern der Familie Hoppes und einigen engen Freunden und Gästen aus Politik und Verwaltung betonte, sei die Übergabe des Bundesverdienstkreuze ein „kleines“ Dankeschön der Gesellschaft für Hoppes große Verdienste. Auf diese Weise würden Menschen ausgezeichnet, die sich über viele Jahre in herausragender Weise für das Gemeinwohl engagiert haben. „Sie engagieren sich seit vielen Jahren mit Herzblut, Einsatzwillen und großem Zeitaufwand für eine Vielzahl von Projekten.“

Das stimmte in der Tat. Seit nunmehr 25 Jahren engagiert sich Hoppe im sozialen Bereich und hat dies stets neben seinen zahlreichen, beruflichen Verpflichtungen als Pfarrer getan. Immer an seiner Seite stand Ehefrau Renate Hoppe, die am 5. November vergangenen Jahres verstorben ist.

„Vor diesem Hintergrund denke ich, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich sage, dass die heutige Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz posthum auch als Würdigung für den großen Einsatz ihrer Ehefrau gewertet werden kann“, so Brych. Und weiter: „Ihre Frau hat Sie bei nahezu allem was Sie taten unterstützt und Ihnen den Rücken freigehalten.“

In den Jahren 1992 bis 2018 hat Kurt Hoppe insgesamt 24 humanitäre Hilfstransporte von der Stadt Seesen zur Partnergemeinde Rauna (in Lettland) über den von ihm gegründeten Arbeitskreis organisiert.

Der Arbeitskreis wurde im Jahr 2005 in die Kirchliche Lettlandhilfe überführt. In diesem Verein bekleidete Hoppe von 2005 bis 2018 das Amt des Vorsitzenden und ist seit 2018 immer noch als stellvertretender Vorsitzender aktiv. Mit den Hilfstransporten wurden Lebensmittel, Haushaltsgeräte, Kleidung und weitere Gegenstände sowie Baustoffe ins lettische Rauna geliefert.

In den Jahren 1992 bis 1997 wurde das staatlich geführte Altenheim in Rauna unterstützt. Dort wurden die Trinkwasser-, die Sanitäranlagen und die Elektroinstallationen erneuert. Darüber hinaus wurden die Zimmer renoviert und ein Personenlift eingebaut.

Für diese Maßnahmen hat Kurt Hoppe Baustoffe im Wert von rund 220.000 Euro eingeworben und vor Ort die Organisation von Handwerken und Hilfskräften übernommen.

„Ich finde, dass einem bei solchen Zahlen schon ein wenig schwindelig werden kann, denn das Einwerben solch umfassender Spenden erfordert nicht nur große Tatkraft, sondern auch die Fähigkeit Überzeugungsarbeit zu leisten“, lobte Brych.

Mit der Umsetzung dieser Projekte wollte es Hoppe aber nicht bewenden lassen und machte sich umgehend an die Planung weiterer Vorhaben, was schließlich in der Einrichtung einer Altenbegegnungsstätte in ein bestehendes Gebäude mündete, das der Kirchengemeinde Rauna der Evangelischen-lutherischen Kirche Lettlands gehört.
In enger Kooperation mit dem Martin-Luther-Verein im Bereich der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig hat Kurt Hoppe die finanziellen Mittel eingeworben und die Baumaßnahmen bis zur Fertigstellung im Jahr 2012 unterstützt.

In diesem Zusammenhang wurde auch die kirchliche Stiftung mit dem Namen „Barmherzigkeit“ gegründet.

Auf ausdrücklichen Wunsch der lettischen Partner wurden der Martin-Luther-Verein in Braunschweig und die Kirchliche Lettlandhilfe Gründungsmitglieder dieser Stiftung.

Mit diesem Schritt konnte sichergestellt werden, das bis dahin staatlich betriebene Altenheim in kirchliche Trägerschaft zu übernehmen und weiterzuführen.
Die Stiftung „Barmherzigkeit“ bot und bietet heute unter dem Namen „Diakoniezentrum der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Rauna den Rahmen für die Umsetzung weiterer Projekte.

Mit der Renovierung des Altenheims und der Einrichtung einer Altenbegegnungsstätte war der Tatendrang von Hoppe jedoch immer noch nicht gestillt, so dass er sich für den Erwerb und Umbau einer ehemaligen Großbäckerei – mit Erfolg – einsetzte.

Die ehemalige Bäckerei wurde in der Folge in eine Verkaufsfläche mit Sozial- und Sanitäreinrichtungen umfunktioniert und diente fortan als eine Art „Marktplatz“ auf dem die im Rahmen der Hilfstransporte gesammelten Gegenstände an die Menschen in Rauna verteilt wurden.

Für ausreichend Nachschub sorgte und sorgt das Ladenprojekt mit dem Namen „Von Menschen für Menschen“, das die in Seesen und Umgebung gesammelten Sachspenden (Kleidung, Wäsche, Haushaltswaren, Fahrräder, Skier unter anderem) jährlich im Frühjahr und Herbst mit zwei Hilfstransporten nach Lettland bringt.

In dem Laden sind jeden Werktag Mitarbeiterinnen der Kirchengemeinde beziehungsweise der Stiftung tätig.

Neben den regulären Hilfsgütertransporten wurden auch immer wieder Sondertransporte organisiert, die beispielsweise Krankenhausbetten, Rollstühle oder Rollatoren in die beiden Altenheime in Rauna und Gartarta brachten oder für die ambulante Versorgung zur Verfügung gestellt wurden.

Für sein großes Engagement und seine unbestreitbar großen Verdienste wurde Herr Kurt Hoppe im Jahr 2015 mit der Auszeichnung „Schild des Vertrauens“ der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands geehrt.

Damit war es aber noch immer nicht genug. Denn Herr Hoppe engagierte sich nicht nur für die Mitmenschen in Lettland, sondern er setzte sich auch vor Ort, in Seesen, für die Bürgerinnen und Bürger ein.

Als Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Hospizvereins „HORIZONT-Hospiz-Initiative Seesen“ hat er nicht nur die Belange und Arbeit des Vereins maßgeblich geprägt, sondern er zeichnet auch für den Aufbau des ehrenamtlichen Helferkreises verantwortlich.

Und auch in verschiedenen Projekten der Flüchtlingsarbeit mischte und mischt Herr Hoppe kräftig mit und trägt damit dazu bei, dass Menschen, die vor Krieg, Terror, Armut und Verfolgung geflüchtet sind, eine neue Heimat finden.

Wie Brych erklärte, lasse sich bürgerschaftliches Engagement nicht ein- oder abfordern – es basiere vielmehr auf Freiwilligkeit und einem jeweils individuellem Entschluss, es basiere darauf, Verantwortung für das eigene Umfeld zu übernehmen.

„Diese Haltung, dieses Tun ist unverzichtbar für eine Demokratie. Unser Gemeinwesen, unsere Städte und unser Land, sind auf bürgerschaftliches Engagement angewiesen“, so Brych abschließend. Im Anschluss heftete er das Bundesverdienstkreuz an das Revers Hoppe, der sich ausdrücklich für die hohe Auszeichnung zu bedankten wusste.uk