Ein Korb voller Zitronen und eine Urkunde für den Arbeitgeber

Gewerkschaft verleiht Geschäftsführung der Asklepios Kliniken Schildautal Negativpreis / Gespräch geführt

Vor dem Termin zeigten die fünf Gewerkschaftsmitglieder, warum es ihnen geht.

Seesen. Preisverleihungen gibt es viele. Doch nicht immer ist der Geehrte erfreut über Nominierung und die Würdigung. In diese Kategorie fällt der Negativ-Filmpreis „Goldene Himbeere“. Seit neuestem gibt es solch einen auch in der Region. Ins Leben gerufen haben ihn die Kreisverbände des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) aus der Region Südniedersachsen-Harz. Der Negativ-Preis als „schlechtester Arbeitgeber der Region“ wird in Form eines Korbes voll saurer Zitronen repräsentiert. Erster Preisträger ist die Geschäftsführung der Asklepios Kliniken Schildautal in Seesen.

Bekanntlich kämpfen die Beschäftigten mit der Gewerkschaft ver.di für einen Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes ((TV-ÖD). Mehrere Streiks gab es, am vergangenen Freitag eine aktive Mittagspause unter dem Motto „Ein Haus, ein Team, ein Tarif“, der „Beobachter“ berichtete. Die Geschäftsführung weigert sich, sich mit ver.di an einen Tisch zu setzen und lehnt weiterhin den Tarifvertrag ab. Zuletzt war die Geschäftsführung immer wieder öffentlich für ihre gewerkschaftsfeindliche Haltung in Kritik geraten. Im Dezember 2019 saßen die Gewerkschaftsvorstände aus den Landkreises Goslar, Göttingen samt Altkreis Osterode und Northeim zusammen, es wurde die Idee für den Negativpreis geboren, für die erstmalige Verleihung waren mehrere Arbeitgeber in der Region nominiert worden. Susanne Ohse, Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes Goslar, erklärt, wieso Asklepios Seesen schließlich ausgewählt wurde: „Wer mit solch kaltherziger Beharrlichkeit streikende Beschäftigte drangsaliert und mit Drohungen und Outsourcing überzieht, hat sich die „Goldene Zitrone“ mehr als verdient. Spätestens durch das konsequente Versagen von tariflichen Verhandlungen gegenüber den gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten setzte Asklepios sich schließlich als Negativ-Gewinnerin durch.“

Fünf Vertreter waren am Montagnachmittag nach Seesen gekommen, um Korb samt Urkunde an Geschäftsführer Sebastian von der Haar zu überreichen. Zuvor stellten sie sich mit ihrem Transparent vor den Krankenhauseingang. „Tarif. Gerecht. Für alle“, ist darauf zu lesen. „Richtig so, die Mitarbeiter sollen ordentlich für ihre Arbeit bezahlt werden“, kommentierten zwei Frauen im Vorbeigehen. Dann folgte der Gesprächstermin im Büro des Geschäftsführers, von der Preisübergabe wusste der Geschäftsführer nichts.

„Er nahm den Zitronenkorb entgegen, hatte aber erst nicht verstanden, dass es einer für den Arbeitgeber ist“, berichtet Gewerkschaftssekretär Hauke Oelschlägel über das Gespräch. Auf Anfrage des „Beobachter“ wollte sich Sebastian von der Haar zu dieser – seiner Meinung nach – PR-Aktion der südniedersächsischen Kreisverbände des Deutschen Gewerkschaftsbundes nicht weiter äußern, teilt Asklepios-Pressesprecher Ralf Nehmzow mit. Zum Preis selbst fügt Nehmzow an: „Wir freuen uns immer über Vitamine, wir werden die Zitronen gerne an unsere Mitarbeiter weitergeben“.

Es folgte eine 45-minütige Diskussion, bei der die Gewerkschaftsvertreter und der Geschäftsführer ihre Standpunkte darlegten. Bekanntlich sieht Asklepios weiterhin die Arbeits- und Sozialordnung als einzige Alternative zum geforderten Tarifvertrag an. Zudem sei ihrer Meinung nach der einzige würdige Verhandlungspartner der Betriebsrat, der alle Mitarbeiter vertritt.

Peter Zarske, stellvertretender Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Northeim, der am Montag mit in Seesen war, unterstreicht noch einmal:  „Es ist unerträglich, dass Asklepios auf dem Rücken der Beitragszahler, Beschäftigten und Patienten Millionengewinne erwirtschaftet und sich gleichzeitig weigert, Tarifverhandlungen aufzunehmen. Wir werden deshalb auch weiterhin an der Seite unserer Kollegen stehen, bis der Kampf gewonnen ist“. Der Betriebsrat hatte bereits am vergangenen Freitag Streiks in diesem Monat angekündigt.syg