Ein märchenhafter Abend

Wolfgang Kohrt begeisterte beim Freundeskreis

Die Zuhörer im vollbesetzten Steinway-Raum waren begeistert.

Seesen. Unter dem Titel: „Märchen für Erwachsene“ gestaltete der ehemalige Rektor der Sehusa-Schule, Wolfgang Kohrt aus Wolfshagen, einen unvergesslichen Abend im vollbesetzten Steinway-Raum des Museums. Bereits zum vierten Mal war er der Einladung des Freundeskreises gefolgt, um in seiner unvergleichlichen Art eine Märchenauswahl vorzutragen, die in diesem Jahr „Tiere“ in den Mittelpunkt der Geschichten stellte.

Die erste Vorsitzende, Renata Jahns, betonte in ihrer Begrüßung, dass sich Märchen wachsender Beliebtheit erfreuten, gerade bei Erwachsenen. „Märchen zeigen immer wieder“, so Renata Jahns weiter, „dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Märchen wirken über das Gefühl, machen Mut und schenken Vertrauen, dass letztlich alles gut wird“.

Schon die von Marianne Wadsack wieder liebevoll erstellte Dekoration sowie eine kleine Auswahl von Märchenbüchern stimmten auf den Abend ein und schufen so eine Atmosphäre, die es den Besuchern leicht machte, den Alltag für einige Stunden vergessen zu lassen.

Das erste Märchen trug den Titel: „Die Schöne und das Tier“, eine französische Geschichte von Jeanne-Marie LePrince de Beaumont von 1756. Es erzählt die uralte Geschichte vom verwunschenen Prinzen, der nur durch die vorurteilslose, ehrliche Liebe eines Mädchens von seiner schrecklichen Gestalt erlöst werden kann. Um seiner jüngsten Tochter, „die Schöne“ genannt, eine Freude zu machen, pflückt ein verarmter Kaufmann im Garten eines verwunschenen Schlosses eine Rose. Da erscheint der Schlossherr – ein furchteinflößendes Tier – und verlangt seinen Tod oder eine seiner drei Töchter als Wiedergutmachung. „Die Schöne“ ist bescheiden und belesen, im Gegensatz zu den beiden boshaften und selbstsüchtigen Schwestern. Da sie ihren Vater liebt, begibt sie sich freiwillig in die Hände des Ungeheuers, das sich bald als gutherziger Gastgeber zeigt, aber das Mädchen unbedingt heiraten möchte. Als das Tier im Sterben liegt, willigt sie endlich in eine Heirat ein und erlöst den Prinzen, der unter dem Fluch einer Fee zu der Bestie geworden war. Die beiden bösartigen Schwestern werden zu lebenden Bildsäulen verwandelt und stehen fortan an der Tür des Palastes.

Es folgte eine ausgedehnte Pause, in der intensive Gespräche zwischen den Zuhörern stattfanden. Holunderpunsch wurde ausgeschenkt und Gebäck gereicht, das Marianne Wadsack gebacken hatte.

Der zweite Teil des Abends begann mit einem Märchen von Hans Christian Andersen: „Der Schweinehirt“. Ein armer Prinz besitzt nur ein kleines Reich, möchte aber die Tochter des Kaisers heiraten. Er schickt ihr eine Rose und eine bezaubernd singende Nachtigall. Als sie merkt, dass es sich nicht um gefertigtes Spielzeug handelt, wird der Prinz erst gar nicht vorgelassen.

Daraufhin verdingt er sich als Schweinehirt am Hof des Kaisers und bastelt abends ein künstliches Geschenk, einen Topf, der die Melodie: „Oh, du lieber Augustin, alles ist hin“ spielt, wenn das Wasser in ihm kocht. Das gefällt der Prinzessin so sehr, dass sie den Preis dafür zahlt, nämlich 10 Küsse für den Schweinehirten. Als nächstes erstellt er eine Ratsche, die bei Drehung alle Melodien spielen kann und verlangt dafür 100 Küsse. Die Prinzessin ist letztlich dazu bereit, den Preis zu bezahlen. Als der Kaiser das unwürdige Treiben seiner Tochter sieht, verweist er sie und den Schweinehirten des Landes. Dieser gibt sich nun als Prinz zu erkennen, dessen Geschenke sie verschmähte und lässt sie an der Grenze zu seinem Reich stehen. Ihr bleibt nur das Spieluhr-Töpfchen und das Lied vom lieben Augustin. Die Besucher im Museum sangen das Lied jedes Mal lautstark mit, wenn Wolfgang Kohrt es in seinem Vortrag ansprach.

Das dritte Märchen war wieder französischen Ursprungs und hatte den Titel: „Der gestiefelte Kater“ von Charles Perrault. Der jüngste Sohn eines Müllers erbt nur einen Kater, mit dem er nichts anzufangen weiß. Der Kater bittet ihn, er solle ihm ein Paar Stiefel beschaffen, dann werde ihm bald geholfen. Er zieht die Stiefel an, fängt Rebhühner, bringt diese dem König und sagt, dass sie ein Geschenk seines Herrn, des Grafen von Carabas seien.
Später lässt der Kater den angeblichen Grafen nackt in einem See baden, den der König mit seiner Tochter passiert und erklärt, dass man seinem Herrn die Kleider gestohlen habe. Der König lässt eigene Kleider holen und den vermeintlichen Grafen in seiner Kutsche mitfahren. Der Kater eilt voraus und bringt die Arbeiter in Feld und Wald dazu, dem König zu sagen, dass alles dem Grafen von Carabas gehöre. Den wahren Herren, einen mächtigen Zauberer, verleitet der Kater dazu, sich in eine Maus zu verwandeln, um ihn daraufhin aufzufressen und sein Schloss für den Müllersohn in Besitz zu nehmen. Die Prinzessin wird dem Grafen versprochen und nach dem Tod des Königs wird der Graf selbst König und sein Kater erster Minister.

Als letztes trug Wolfgang Kohrt ein russisches Märchen vor, dass den Titel: „Mascha und der Bär“ trug. Das Mädchen Mascha verirrt sich beim Pilze suchen im Wald und erreicht eine Hütte, in der ein Bär wohnt. Der freut sich über eine Haushaltshilfe und bedeutet Mascha, dass er sie fressen würde, sollte sie versuchen zu fliehen. Da ersinnt sie eine List, um dem Bären zu entkommen. Sie backt Piroggen und bittet den Bär, sie den Großeltern zu bringen. Der willigt ein, aber das Mädchen versteckt sich in dem großen Korb und kann so dem Bären entkommen.

Wolfgang Kohrt hatte es wieder geschafft, das Publikum für ein paar Stunden den Alltag vergessen zu lassen und es in die Welt des Geheimnisvollen und Mystischen zu entführen.red