Ein neuer Horst für den Weißstorch

Bilderlahe verfügt jetzt wieder über eine Nisthilfe für Weißstörche / Die Voraussetzungen sind optimal

Der Einbecker Bernd-Jürgen Schulz befüllt den neuen Horst für die Weißstörche mit Nistmaterial darunter Äste und Stroh. Er geht davon aus, dass sich die Störche weiteres Material zum Nestbau dann holen.

Bilderlahe. In der Domäne könnte bald jemand Neues einziehen. Der Vier-Seit-Hof in Bilderlahe ist nicht verkauft, sondern für die neuen Bewohner – in dem Fall Weißstörche – wurde jetzt ein Nest bereitet, das war gar nicht so einfach. Ob sich die ganze Aktion gelohnt hat, wird sich zeigen. Doch die Voraussetzungen sind laut Bernd-Uwe Schulz, der sich im Landkreis Northeim um die Störche kümmert und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland ist, hier in Bilderlahe optimal.

Weißstörche liebe die Nähe zu Wohnsiedlungen. Wie Bernd-Jürgen Schulz im Gespräch mit dem „Beobachter” verrät, bevorzugen die Tiere Nisthilfen, bei denen Hausdächer in der Nähe sind. Beides trifft auf die Domäne zu. Das Dach unweit des Horsts dient dem Storch als Sitzgelegenheit. „Wenn er nicht gerade auf Nahrungssuche ist, sitzt er gerne dort, um das Nest mit den Küken zu beobachten”, erzählt Bernd-Jürgen Schulz. Obendrein sieht der Storch von seinem Platz, ob sich ein anderer Storch dem Nest nähert, dieser wird der dann vertrieben. Doch bis es in Bilderlahe wieder so weit ist, musste vorher erst einmal eine Nisthilfe bereitet werden.

Hinter der Aktion steckt der Seesener Tierarzt Dr. Uwe Beyerbach, er hat Bernd-Jürgen Schulz mit ins Boot geholt. Denn der Einbecker hat elf Storchenpaare samt Nisthilfen im Landkreis Northeim unter seiner Obhut. Von ihm kam auch die Idee, langlebige Nisthilfen aus verzinktem Edelstahl fertigen zu lassen. Denn die aus Holz, wie sie auf dem Scheunendach der Domäne schon einmal instaliert wurde, verwittern. Die Nisthilfe der zweiten Generation ist 1,45 Meter im Durchmesser groß und wiegt 35 Kilogramm. Aufgesetzt wird sie auf einer Unterkonstruktion aus massivem Eichenholz, die stattliche 160 Kilogramm wiegt. Der Einbecker hatte die Nisthilfe samt Unterbau in Auftrag gegeben. Erst vor Ort wurde die Unterkonstruktion von den Fachleuten fertig montiert, denn der genaue Dachwinkel des Scheunendaches muss berücksichtigt werden. „Storchenvater” Schulz kümmerte sich ums Befüllen der Nisthilfe. Er band im Vorfeld einen Kranz, packte als Material noch Äste und Stroh hinein.

Bei der Installation der Nisthilfe auf dem Bilderläher Scheunendach half die Stadt Seesen. Übrigens wird im Stadtgebiet noch eine zweite aufgestellt. Genauer gesagt auf der alten Bruchmühle gegenüber vom Rhüdener Freibad. Eigentlich sollten die Arbeiten am selben Tag mit erledigt werden, doch es fand sich laut Bernd-Jürgen Schulz keine Dachdeckerfirma für die Arbeiten, denn nach dem Orkan „Friederike” sind die Auftragsbücher einfach zu voll.

Weißstörche in der Nähe des Seesener Stadtteils Bilderlahe sind keine Seltenheit. Im Gegenteil. Laut Bernd-Jürgen Schulz lebten bis etwas 1950 Brutvögel in der Nähe im Nettetal. Dann kam es zu Trockenlegungen der Ackerflächen, Drainagen wurden verbaut, den Weißstörchen ging damit die wichtigsten Lebens- und Nahrungsgrundlage verloren. 1995 wurde ein erneuter Versuch unternommen, Weißstörche hier anzusiedeln. Drei Nisthilfen und eine weitere auf dem Dach der Domäne wurden errichtet. Laut Dr. Uwe Beyerbach ließ sich ein Storchenpaar im Nettetal nieder, sogar Küken schlüpften, Dann kam der Regen, „die Küken waren alle erfroren”, erinnert sich Dr. Beyerbach zurück. 2003 kam noch einmal ein Storchenpaar, der Nachwuchs blieb aus.
Vielleicht klappt es ja und neue Mieter lassen sich auf dem Scheunendach nieder.syg