Ein „Weiter so!“ darf es nicht geben

Offener Brief der IG Talsperre Bornhausen zum Hochwasserschutz in Seesen

Das Juli-Hochwasser des vergangenen Jahres stellte alles bisher Dagewesene in den Schatten.

Seesen/Bornhausen. In Form eines offenen Briefes hat sich jetzt der Vorstand der Interessengemeinschaft Talsperre Bornhausen e. V. (IGTB) zu Wort gemeldet. In der Aufarbeitung der verheerenden Hochwasserkatastrophe vom Juli des vergangenen Jahres, so heißt es da, sei mehrfach und von vielen Seiten bekundet worden, man müsse nun endlich gemeinsam für einen effizienten Hochwasserschutz für Rhüden und Bornhausen einstehen. Auf Seiten der Anwohner in Bornhausen habe sich damit die Hoffnung verbunden, den längst überfälligen Dialog zu beginnen und ernsthaft über Hochwasser- und Anwohnerschutz zu reden.

„In den vergangenen Wochen mehren sich jedoch die Angriffe und Schuldzuweisungen. Da ist in der Öffentlichkeit, bei Versammlungen, Ratssitzungen und im Fernsehen von ‘Hobbyhochwasserschützern’ die Rede, von ‘Gegnern’, von ‘Verhinderern’. Gemeinsam gehe anders“, heißt es in dem Schreiben.

Ausdrücklich stellen die Vorstandsmitglieder klar, dass die Anwohner der geplanten Talsperre nicht gegen Hochwasserschutz seien und ihn nicht verhindern. Im Gegenteil – sie hätten in den vergangen Jahren sogar einen Katalog alternativer Hochwasserschutzmaßnahmen vorgelegt, von denen viele Maßnahmen längst hätten umgesetzt sein können. Und sie verträten ihre legitimen Interessen zum Schutz ihres Eigentums. Andere Bürgerinitiativen, sei es zum Hochwasser oder zur Windkraft, täten das ebenso.

Die Anwohner seien ebenfalls nicht dafür verantwortlich, dass bis heute keine baureife Planung vorliege oder umgesetzt sei und auch nicht dafür, dass die Talsperre nicht finanziert sei. Und weiter: „Die Anwohner sind nicht dafür verantwortlich, dass die Flussläufe von Nette, Schildau, Schaller in den Ortslagen keinen ausreichend großen Querschnitt mehr haben. Die Anwohner sind nicht dafür verantwortlich, dass Alternativen aus dem Hochwasserschutzkonzept für den Raum Seesen von 2012 nicht ernsthaft weiter untersucht wurden. Die Anwohner sind auch nicht dafür verantwortlich, dass sie im Vorfeld nicht in die Planungen der Talsperre einbezogen und ihre Bedenken ernst genommen wurden. An Gesprächsangeboten der IGTB dazu hatte es nicht gemangelt.“

Seit dem letzten Jahrhunderthochwasser von 2007 seien über zehn Jahre ins Land gegangen, ohne dass wirksame Maßnahmen umgesetzt wurden. Dafür seien nicht die Anwohner verantwortlich, sondern die zuständigen Netteverbände. „Das ist ihr Daseinszweck. Dafür gibt es sie“, so der Vorstand mit Uwe Proboszcz und Frank Sukowski an der Spitze.

Ein „Weiter so!“ in den Planungen zum Hochwasserschutz in Seesen dürfe es nicht geben. Eine einseitige Verteilung der Risiken auf die Unterlieger einer Talsperre ebenso wenig. Beides gehe in die falsche Richtung. „Die Interessengemeinschaft Talsperre Bornhausen ist weiter zum sachlichen Dialog bereit. Für einen gemeinsamen Hochwasserschutz“, heißt es abschließend in dem offenen Brief, der nicht nur an die lokalen und regionalen Medien, sondern auch an Stadt Seesen, Landkreis Goslar sowie an die Fraktionen im Rat der Stadt und im Niedersächsischen Landtag gerichtet ist.kno