Ein Wiedersehen mit den „Cheerios“

Ehemalige Bandmitglieder kommen ins Städtische Museum

Ulrich Liebich, der ehemalige „Manager“ der Cheerios vor einem Bild aus der „guten alten Zeit“.

Seesen. Im Rahmen der derzeit auf der Galerie im ehemals herzoglichen Jagdschloss zu sehenden Sonderausstellung „Die Cheerios – Eine Seesener Beatband“ lädt das Städtische Museum am Sonntag, 25. Februar, um 15 Uhr zu einer Veranstaltung der besonderen Art in seine Räumlichkeiten ein.

An diesem Nachmittag kommt es dort nämlich zu einer „Wiedervereinigung“ der damaligen Cheerios-Bandmitglieder Burghard Hübner, Meinhard Loss, Günter Kandel und Michael Knönagel. Ehemalige Fans, Zeitzeugen und alle Interessierten haben dann die Gelegenheit, bei einem „Meet & Greet“ in lockerer Atmosphäre direkt mit den damaligen Akteuren ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Erinnerungen auszutauschen. Und wer möchte, kann sogar ein Autogramm auf Originalkarten erhalten.

Zusätzlich zur Ausstellung wird weiteres Originalmaterial wie Plakate, Fotos und Band-Dokumente ausliegen und einsehbar sein, selbstverständlich kann man die Cheerios von damals auch hören: in einem Live-Mitschnitt eines Auftritts in Bad Gandersheim aus dem Jahr 1966.
Wer sich im Vorfeld schon einmal auf den Original-Sound von damals einstimmen möchte, hat dazu seit kurzem im Internet die Möglichkeit. Bei Youtube findet man insgesamt 15 Stücke der „Cheerios“.

Museumsleiter Dirk Stroschein würde sich freuen, wenn die Besucher auch eigene Erinnerungsstücke wie Eintrittskarten und Fotos oder gar eigene Musikmitschnitte aus dieser Zeit mitbringen würden. Und vielleicht hat ja noch der und die eine oder andere einen Anzug oder Petticoat von damals im Schrank hängen…

Ulrich Liebich gehörte zum engsten Umfeld der „Cheerios“, kümmerte sich damals um die Finanzen der Band und hat reichlich Originalmaterial aus dieser Zeit gesammelt, aufbewahrt und für die Ausstellung im Städtischen Museum zur Verfügung gestellt. Er selbst erinnert sich so an diese Jahre:

„Anfang und Mitte der 60er- Jahre hatte noch nicht jede Familie einen Fernseher – Liveveranstaltungen in unserer Region waren daher angesagt und bestens besucht. Und wer bereits über einen TV verfügte, sah sich Kracher-Serien wie „Bonanza“, „Tennis, Schläger und Kanonen“ und nachmittags „Daktari“ an. Peter Frankenfeld startete im karierten Sakko als erster TV-Entertainer der Republik seine jahrelang erfolgreichen Shows. Mutti guckte, bei einem Gläschen Rheinperle, den „Blauen Bock“, Papa diskutierte noch lange über die erstmals übertragenen Matches der neugegründeten Bundesliga und freute sich schon auf die nächste Folge von „Schirm, Charme und Melone“ mit der bezaubernden Emma Peel.

Da gingen die Kids der Familie – also Teens und Twens – lieber sonnabends und sonntags auf den Cola-Ball der Stadtjugendpflege unter Horstl Koch oder zu Eberhagen und ins „Wilhelmsbad“ zu den „Cheerios“. Oder sie fuhren mit dem Moped oder mit dem auf Raten gekauften Käfer oder Kadett nach Rhüden in die Tanne oder Münchehof in die Krone.“

Zu dieser Zeit ging vom Hamburger Star Club eine musikalische Neuorientierung für die jungen Leute aus: Nicht mehr Schnulzenheinis und abgehalfterte Sportstars sondern Gruppen wie Beatles, Stones und Hollies eroberten die Hitparaden sowie Clubs und Musikhallen im Lande. Überall schossen nun Bands wie Pilze aus dem Boden, so natürlich auch im und am Harz und vor allem in Seesen. Neben den „Cheerios“ gab es allein im heutigen Stadtgebiet drei weitere Gruppen: die „Strangers“, die „Dukes“ und die „Jailors“. An den Wochenenden fanden dann regelmäßig stark besuchte Tanzveranstaltungen statt, die sicherlich noch vielen Seesenern und aus den umliegenden Orten kommenden Fans im Gedächtnis und Ohr geblieben sind.

Emilie Eberhagen mit den Söhnen Bruno, Edu und Henning sowie Rolf Brill und seine flotte Cilly hatten da in ihren Sälen an Theken und Tischen reichlich zu tun; das „Feldschlößchen“ und „Wolters“ floss in Strömen. Und auch das heimische „Felsenkeller Bier“ wurde rege nachgefragt. Die Promillegrenze wurde erst 1963 auf 1,3 und dann später auf 0,8 gesenkt.

Die jungen Herren hielten durchgeschwitzte Nyltesthemden in den Tanzpausen zum Trocknen hinterm Lokal in den Abendwind, die Mädels ordneten derweil auf dem Klo die Petticoats. Die Minimode fand erst Ende der 60er-Jahre den Weg in die Harzstadt. Aber da war die Zeit der Seesener Beatband „Cheerios“ bereits vorbei – 1967 löste man sich einvernehmlich auf. Das letzte Konzert wurde im Wilhelmsbad gespielt.

Dirk Stroscheinred