Einblicke in eine andere Kultur

Vortrag über syrische Musik im Seesener Jacobson-Gymnasium

Im Laufe des Vortrags wurden die Zuhörer zu Mitwirkenden, erlernten erst einen orientalischen Rhythmus, dann die Aussprache einiger arabischer Worte und schließlich eine Melodie, um den ersten Vers eines syrischen Liedes mitsingen zu können.

Seesen. Ein neues Land, eine unbekannte Sprache, fremde Menschen. Wie hilfreich es ist, in so einer Situation die „Sprache“ der Musik zu beherrschen, darüber referierte der syrische Musiker Rawad Bohsas in der vergangenen Woche im Forum der Aula des Schulzentrums. Die Klasse 7f, die Schülerinnen und Schüler der Sprachlernklasse, deren Paten, die JGS-Begleiter, und einige Kolleginnen und Kollegen des Jacobson-Gymnasiums hatten Gelegenheit, dem interessanten Vortrag zu folgen.

Vor drei Jahren kam Rawad Bohsas nach Deutschland, um hier eine Zukunft für sich zu suchen. Er ergriff seine Chance, begann Deutsch zu lernen und besorgte sich eine Oud, eine syrische Laute, um die anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten mit Hilfe der Musik zu überwinden.

Rawad Bohsas wurde in eine musikalische Familie hineingeboren und begann mit 18 Jahren das Spiel der Oud zu erlernen. Die Anwesenden konnten sich davon überzeugen, zu welcher Meisterschaft er es mit seinem Hobby gebracht hat. Sein Gespür für Klang und seine berufliche Ausbildung zum Kameramann kommen dem Vater einer Tochter bei seinem Studium der Veranstaltungstechnik nun in Deutschland zugute.

Im Laufe des Vortrags wurden die Zuhörer zu Mitwirkenden, erlernten erst einen orientalischen Rhythmus, dann die Aussprache einiger arabischer Worte und schließlich eine Melodie, um den ersten Vers eines syrischen Liedes mitsingen zu können, begleitet von Bohsas auf der Oud.

Vor zirka 1000 Jahren im Irak entwickelt, nahm die „al’oud“ einst auch ihren Weg nach Europa und fand als „Laute“ Eingang in die europäische Instrumentalkultur. Heute gehört sie zusammen mit der Darbuka, einer Trommel, und der Nay, einer Art Längsflöte, die ebenfalls vorgestellt wurden, zu den drei wichtigsten und ältesten Instrumenten Syriens, wo bereits vor 3400 Jahren erste Notenzeichen notiert wurden

Um den Schülerinnen und Schülern einen Eindruck von zeitgenössischer syrischer Musik zu vermitteln, präsentierte Rawad Bohsas auch aktuelle Musikvideos, eine Verschmelzung von westlicher Popatmosphäre mit orientalischen Harmonien – angenehm vertraut und bezaubernd fremd zugleich. Mit seinem spannenden Vortrag hat Rawad Bohsas den interessiert lauschenden Jugendlichen vermittelt, dass es sich lohnt, Neues kennenzulernen und sich auf Fremdes einzulassen, und dass Musik dabei die Rolle einer Weltsprache spielen kann.spr-rei