Eine außergewöhnliche Versammlung

Mitglieder des MTV Seesen stimmen für Anbau am MTV-Treff und wählen Jürgen Alms erneut als Vorsitzenden

68 stimmberechtigte Mitglieder kamen zur Jahreshauptversammlung des MTV Seesen, die erstmals in der Aula im Schulzentrum stattfand. Deutlich weniger als sonst, was aufgrund der gegenwärtigen Situation jedoch auch zu erwarten gewesen ist.

Seesen. Es war schon einiges anders als sonst bei der Jahreshauptversammlung des MTV Seesen. Das Coronavirus ließ grüßen. Doch die Versammlung war notwendig. Schließlich stand die (Wieder-) Wahl des Vorsitzenden Jürgen Alms sowie die Abstimmung über das Großprojekt „Anbau MTV-Treff“ an. Um es vorweg zu nehmen: Die Wahlen verliefen alle problemlos und nach Wunsch des Vorstandes.

Anderer Versammlungsort, keine Musik, keine Ehrungen, kürzere Berichte als gewohnt, spät im Jahr, offene Türen und deutlich weniger Teilnehmer als sonst – es war definitiv keine normale Jahreshauptversammlung. „Das Wilhelmsbad ist zu klein für eine solche Veranstaltung, deswegen sind wir erstmals in die Aula gegangen“, so der Vorsitzende Jürgen Alms in seinen Eingangsworten. Es solle auch nur das für den Verein unbedingt Notwendige durchgeführt werden, damit sich die Personen nicht zu lange in dem Raum aufhalten. Das Konzept ging insgesamt auf, die Corona-Regeln konnten eingehalten werden. Dabei half sicher auch, dass statt 171 Mitgliedern wie im Jahr zuvor, diesmal nur 68 Stimmberechtigte den Weg fanden. Hinzu kamen einige Gäste wie Bürgermeister Erik Homann, der sein Grußwort auch etwas schmaler ausfallen ließ.

Er sprach vor allem über das Sportentwicklungskonzept, das gemeinsam mit den Vereinen erstellt wurde. Dabei sei herausgekommen, so Homann, dass sich diese gar nicht unbedingt neue Anlagen wünschten, sondern „nur“, dass die bestehenden erhalten und falls nötig saniert würden. Daher wurde ein Sportstätten-Kataster erstellt, um zu sehen, was notwendig ist. Dieses Kataster ist inzwischen fast fertig, nun soll eine Prioritätenliste erstellt werden. Wie der „Beobachter“ in der vergangenen Woche berichtete, hat der Rat der Stadt in seinen Haushalt parteiübergreifend und einstimmig erst einmal 100.000 Euro für die Sanierung bereitgestellt. „Das muss aber nicht gedeckelt sein, es kann auch mehr werden“, so Homann. Unabhängig davon bekomme der MTV Seesen für den geplanten Anbau 130.000 Euro als Zuschuss von der Stadt. Auch dahinter stünden alle Parteien.

In seinem Bericht stellte der Vereinsvorsitzende Alms fest, dass inzwischen in fast allen Sparten der Sportbetrieb wieder begonnen hat. Eine Ausnahme ist der Wassersport, da die Sehusa Wasserwelt erst am 1. Oktober wieder öffnet. Kritik äußerte er daran, dass mehrere Punkte aus dem Sportentwicklungskonzept völlig brach liegen und derzeit fast ausschließlich über die Sportstätten gesprochen werde. Lob gab es hingegen dafür, dass der städtische Zuschuss für jeden Jugendlichen von 9,50 auf zwölf Euro angehoben wurde. Die Sporthalle am Schildberg kann inzwischen wieder genutzt werden, allerdings wurde der neue Fußboden nicht versiegelt, sodass die Inliner darauf nicht fahren können. „Da müssen wir noch einmal ins Gespräch kommen“, sagte Alms.

Mitgliedszahl sinkt aufgrund Abspaltung der Fußballer deutlich

Ein etwas trauriges Ereignis im Jahr 2019 sei die Abspaltung der Fußballabteilung gewesen. „MTV und Fußball, das scheint nicht zusammenzupassen“, so der Vorsitzende. Er drücke dem neuen Verein FC Seesen aber die Daumen bei seinem Vorhaben, höherklassigen Fußball in Seesen anzubieten. Mit der Abspaltung hängt auch der doch deutliche Mitgliederrückgang zusammen. 158 Mitglieder gingen dadurch verloren. Hinzu kamen 18 Todesfälle und 35 mehr Aus- als Eintritt. Insgesamt ging die Zahl so von 2171 um 211 auf 1960 zurück. Bezogen auf die Ein- und Austritte meinte Jürgen Alms, dass die Zahl im normalen Rahmen liege. Mal kommen ein paar hinzu, mal werden es ein paar weniger, das sei von Jahr zu Jahr verschieden. Erfreut zeigte er sich darüber, dass es nur wenige Austritte aufgrund des sportlichen Lockdowns im Frühjahr und Sommer gekommen sei: „Das zeigt die Verbundenheit der Mitglieder zum Verein.“
Die Großveranstaltungen und sportlichen Höhepunkte striff der Vorsitzende nur, um den Bericht etwas abzukürzen. Es fanden im Berichtszeitraum von März 2019 bis März 2020 die üblichen Veranstaltungen statt, wie das Boßelturnier, der Skat- und Knobelabend der Tennisabteilung, der Weihnachtszirkus mit über 500 Personen, der Neujahrsempfang oder der kunterbunte Spaßnachmittag. Außerdem nahm der MTV Seesen an den städtischen Veranstaltungen wie der Gewerbeausstellung und dem Weihnachtsmarkt teil.

Sportlich schafften die Basketballer die Meisterschaft, beim Badminton standen sogar gleich beide Teams ganz oben. Die Handballabteilung feierte ihr 90-jähriges Bestehen mit dem Spiel des Bundesligisten MT Melsungen gegen den Drittligisten aus Northeim. Das sei eine tolle Werbung gewesen, zahlreiche Nationalspieler waren mit dabei, freute sich Alms und dankte den Organisatoren. Die Volleyballer konnten nach einigen Jahren wieder eine Herrenmannschaft melden, dafür mussten sich die Damen abmelden – dort gab es zu viele Schwangere Spielerinnen. „Aber Nachwuchs brauchen wir ja auch“, schmunzelte Alms. Bei den Bogensportlern gab es drei zweite Plätze bei den Landesmeisterschaften und erstmals eine Vereinsmeisterschaft. Am stärksten abgeräumt hatten jedoch wieder die Orientierungsläufer. 22 Mitglieder der Abteilung wurden vom Kreissportbund geehrt, weil sie unter den besten acht bei einer Deutschen Meisterschaft waren, Landesmeister wurden oder den Kreis international vertraten. Bei den Wahlen zu den Sportlern des Jahres der Stadt Seesen räumte der MTV bei den Herren, der Jugend und der Mannschaft ab – auch dort waren es jeweils die OLer.

Außerhalb des Berichtzeitraumes, aber dennoch großes Lob bekam das A-Team der Dartmannschaft. Dieses stieg, wenn auch etwas glücklich per Los (der „Beobachter“ berichtete) in die 1. Bundesliga auf. „Es ist der einzige Bundesligist im Kreis Goslar!“ Erfreut ist Jürgen Alms über die weiter hohe Anzahl an Sportabzeichen. Insgesamt 88 Jugendliche, 98 Erwachsene legten dieses im Jahr 2019 ab, darunter waren elf Familien. Gut laufen auch die Kooperationen mit dem Paritätischen sowie den Asklepios Kliniken.

Es folgte der Punkt, bei dem der Vorstand zumindest ein wenig nervös war: die Vorstellung und Abstimmung über den geplanten Anbau am MTV-Treff. Eine Diskussion dazu gab es nicht mehr, denn bereits im Februar fand eine, allerdings schwach besuchte, Infoveranstaltung zu dem Thema zu. Daher stellte Alms die Planung lediglich vor. Insgesamt soll das Projekt 450.000 Euro kosten. Dabei erhofft sich der Verein neben den 130.000 Euro der Stadt auch einen 100.000-Euro-Zuschuss von Landes- beziehungsweise Kreissportverband. 45.000 Euro kommen aus Eigenmitteln hinzu, zudem wird mit Spenden in Höhe von 20.000 Euro gerechnet. Über die restlichen 155.000 Euro würde der MTV Seesen einen Kredit aufnehmen. Die Tilgung würde sich im Haushalt des Vereins jedoch gar nicht so sehr bemerkbar machen, verdeutlichte Alms, da dafür zum Beispiel Mietkosten entfallen würden. Er warb um die Zustimmung der Mitglieder – und wurde nicht enttäuscht. Letztlich gingen alle Hände nach oben, es gab keine Gegenstimme zu dem Projekt (mehr zu dem Thema in einer der nächsten Ausgaben).

Reibungslose Vorstandswahlen

Ebenso reibungslos ging es bei den Vorstandswahlen zu, mit einer Ausnahme. Zunächst wurde der Vorsitzende Jürgen Alms in seinem Amt bestätigt und steht somit weitere zwei Jahre an der Spitze. Nicht anders war es bei Schriftführer Prof. Dr. Michael Koch und Sportwart Denis Ostermann. Für den bisher von Herbert Sander besetzten Posten des Pressewartes (siehe Extra-Kasten) hatte der Vorstand jedoch im Vorfeld keinen Kandidaten finden können. Auch während der Versammlung fand sich niemand, der dieses Amt übernehmen wollte. Es bleibt daher vorerst unbesetzt. Als stellvertretende Kassenwarte bleiben Norbert Schweda und Steffen Steinhöfel dabei. Eine Veränderung gab es im Ehrenrat. Horst Scheerer möchte dem Gremium nicht mehr angehören, für ihn wurde Dieter Neuse gewählt.

Finanziell steht der Verein derzeit gut da. Im Jahr 2019 gab es ein kleines Plus in der Kasse. Ärgerlich seien jedoch, so Kassenwart Andreas Kirsche, dass es einen fünfstelligen Betrag an Forderungen gegenüber säumigen Zahlern gebe. Im Vorstand werde man sich überlegen, diese Forderungen an ein Inkasso-Unternehmen zu übergeben, da der Aufwand inzwischen enorm groß geworden sei. Für das laufende Jahr legte er einen ausgeglichenen Haushaltsplan vor, der jedoch noch vor Corona erstellt worden sei. Momentan sehe es aber so aus, dass sich die geringeren Einnahmen aus zum Beispiel Kursgebühren mit den geringeren Ausgaben die Waage halten werden.

Mehr zur Versammlung folgt.dh