Einsatz in der Asklepios Klinik bleibt noch lange in Erinnerung

Seesens Ortsbrandmeister Thomas Bettner resümiert das Jahr der Ortsfeuerwehr

Im Starkregen kämpften die Brandschützer an jenem 16. August auf den Gelände der Asklepios Kliniken Seesen gegen die Wassermassen.

Seesen. Kurz vor Jahresende wagen viele einen Rückblick, so auch Seesens Ortsbrandmeister Thomas Bettner. Er hat sich die Zahlen und Daten für seine Ortsfeuerwehr genauer angeschaut und ausgewertet. Dabei betrachtet er nicht das Jahr an sich – also vom 1. Januar bis Ende Dezember – sondern den Zeitraum zwischen beiden Jahreshauptversammlungen 2019 und 2020. Letztere sollte am 5. Dezember sein, fiel aber coronabedingt aus. Unterm Strich stehen 198 Einsätze zu Buche. Vor allem jener Hochwassereinsatz in den Asklepios Kliniken Seesen im August bleibt in Erinnerung.

Einmal erwischte Seesen ein schwerer Sturm, zweimal ein Starkregenereignis. Den Sturmeinsatz konnte die Ortsfeuerwehr alleine abarbeiten. Bei den Starkregeneinsätzen hatten sie sich Hilfe aus den anderen Ortsfeuerwehren geholt. Letzteres bezieht sich auf jenen 16. August, an jenem Tag gingen sintflutartigen Regenfälle über Seesen nieder, sie brachten gut 50 Liter pro Quadratmeter an Niederschlag mit.  Seit 15.50 Uhr kämpften sie am Krankenhaus gegen die Wassermassen. Laut Thomas Bettner waren insgesamt 32 Zimmer der Reha 1 vollgelaufen. Das Problem war, dass das Wasser nicht an einer Stelle blieb, sondern sich seinen Weg bahnte, sodass umgerechnet gut 400 Quadratmeter Wasserfläche insgesamt zusammenkamen.

Erst wurde das Wasser abgepumpt, dann kamen Nasssauger zum Einsatz, die betroffenen Patienten wurden in einen anderen Klinikbereich verlegt. Zudem stand an der Notaufnahme das Wasser bis zu zwei Meter in den Lichtschächten. Hier war Eile geboten, damit es nicht die Technik der Klinik lahmlegte. Laut dem Ortsbrandmeister hätten sie nicht viel später kommen dürfen. Zu Spitzenzeiten waren 123 Einsatzkräfte, 27 Fahrzeuge, 13 Pumpen und sechs Wassersauger involviert. Erst der Durchbruch einer Stützmauer brachte Entlastung. „Es zeigte uns einmal mehr, dass das Hochwasser nicht auf einen Ort begrenzt ist, sondern uns jederzeit sehr schnell, spontan und überall ereilen kann“, so der Ortsbrandmeister im Gespräch.

Aber auch Brandeinsätze unter anderem in der Opferstraße und auch sogenannte nachbarschaftliche Löschhilfe wurden abgearbeitet. Im Zeitraum vom 7. Dezember 2019 bis 5. Dezember 2020 gingen 137 Hilfeleistungen, 45 Brandeinsätze, zwölf Fehlalarme und vier Brandsicherheitswachen in die Statistik ein. Macht unterm Strich 198 Einsätze für die Ortsfeuerwehr. Die Fahrzeuge sind 1.174 Stunden mit vor Ort gewesen.

Eigentlich sollte 2020 für die Ortsfeuerwehr Seesen ein besonderes Jahr werden. Eines, in dem sie nicht wegen ihrer Einsätze, sondern aufgrund des 150-jährigen Feuerwehrjubiläums im Fokus stehen. Allein der Arbeitskreis 150 Jahre Feuerwehr Seesen hatte sich 16 Mal getroffen und alle Veranstaltungen geplant. In der Aula des Schulzentrums begingen sie den feierlichen Festakt am 22. Februar mit 262 Kameradinnen und Kameraden, Gästen aus Politik und Gewerbe, Freunden, Unterstützern sowie Brandschützern von befreundeten Feuerwehren. Mehr war aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich, der „Beobachter“ berichtete.

Herausforderungen angesichts der für alle ungewöhnlichen Zeiten galt und gilt es zu meistern. Der Ausbildungs- und Einsatzdienst musste immer wieder angepasst werden. So werden die Fahrzeuge nicht mehr voll besetzt, Mund-Nasen-Bedeckungen gehören zur Ausstattung dazu. Ab Mai konnten sie den Dienstbetrieb in eingeschränkter Form wieder aufnehmen. Es war gestattet, einen Gerätewartdienst mit maximal neun Kameraden durchzuführen. Auf einer Stadtkommandositzung wurde beschlossen, dass sie einmal die Woche einen Ausbildungsdienst an dem Rüstwagen ausführen durften. „Somit ist es uns gelungen, alle Mitglieder der Einsatzabteilung auf einen Stand zu bringen“, fasst Thomas Bettner zusammen. Die Brandschützer der Ortsfeuerwehr Seesen absolvierten insgesamt 10.221 Stunden im Ausbildungs- und Übungsdienst. Es gab 265 Dienste, dabei entfallen 15 Dienste, um die Einsatzbereitschaft der Atemschutzträger wiederherzustellen.

Die Beförderungen werden die Seesener im Rahmen der nächsten Dienstversammlung oder bei der Jahreshauptversammlung 2021 durchführen. Anders sah es bei den Ehrungen langjähriger Mitglieder aus, diese absolvierten sie auf eine für die Feuerwehr ungewöhnliche Weise, nämlich per Hausbesuch, der „Beobachter“ berichtete.syg