Einzigartige Wunderkammer

AG Lokalgeschichte traf sich im Postmuseum in Bornhausen / Austausch über Vorhaben und Termine

Zum dritten Treffen war die „AG Lokalgeschichte” – Geschichtsinteressierte, Chronisten und Heimatforscher aus dem Stadtgebiet – in Bornhausen zusammengekommen.

Bornhausen. Zu ihrem dritten Treffen war die „AG Lokalgeschichte” – Geschichtsinteressierte, Chronisten und Heimatforscher aus dem Stadtgebiet – vor einigen Tagen auf Einladung von Museumsleiter Dirk Stroschein zusammengekommen. Nach den ersten beiden Zusammenkünften in Seesen und Rhüden hatte man sich nun zum Besuch des Postmuseums von Heinz Puhst in Bornhausen verabredet.

Die Gruppe hat sich vor anderthalb Jahren gebildet, um die lokalgeschichtspflegerische Arbeit im Stadtgebiet enger zu vernetzen, die gemeinsame Zusammenarbeit zu fördern und sich über einzelne Vorhaben und Ziele regelmäßig auszutauschen. Dazu gehört auch, sich regelmäßig wechselnd an verschiedenen Orten im Stadtgebiet zu treffen.

Und so begrüßte Heinz Puhst die Teilnehmer zunächst vor seinem Postmuseum, dessen Außengelände mit gelber Telefonzelle und Briefkastenvielfalt die Besucher bereits themengemäß empfing und einstimmte auf das, was sie in den wahrlich reich bestückten Ausstellungsräumen erwarten sollte.

Heinz Puhst sammelt „alles zum Thema Post und zu Bornhausen" – und das seit seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben vor fast 20 Jahren gezielt, aufwändig und in umfassender Weise. Als sich damals die Idee zerschlug, ein Museum bzw. Archiv zur Bornhäuser Lokalgeschichte in einem öffentlichen Gebäude einzurichten, nahm er kurzerhand sein Elternhaus an der Seesener Straße für diesen Zweck in Nutzung.

Während er seitdem unter anderem regelmäßig thematische Bildvorträge zu Bornhausen hält oder zu Dorfspaziergängen einlädt, öffnete Puhst  im Jahr 2005 hier schließlich auch die Pforten seines Postmuseums für Besucher.

Und die erwartet eine wahrhaft reichhaltige und in ihrer Vielfalt einzigartige Wunderkammer zur Post- und damit auch Gesellschaftsgeschichte aus den vergangenen zwei Jahrhunderten: Von Berufskleidung, über typisches Mobiliar, technische Geräten und Beschilderungen bis hin zu Fotos und Dokumenten. Auf besonderes Interesse und Anerkennung der AG-Mitglieder stieß in diesem Zusammenhang ein Original aus dem Jahr 1838, nämlich das „Verzeichnis der wöchentlichen Postverbindungen in Seesen”. Dazu sorgte die Fundgeschichte für Verblüffung. War bereits die Bandbreite der Ausstellungs- und Sammlungsstücke für sich genommen beeindruckend, so verstand es Heinz Puhst der Gruppe durch seine unterhaltsame Erzählung zu Herkunft und Anwendung jedes einzelne Stück höchst lebendig näher zu bringen, wozu auch so manche Anekdote aus seiner fast 40-jährigen Tätigkeit bei der Post beitrug.

Uneingeschränkt einig war man sich an diesem Nachmittag, dass ein Besuch des Postmuseums sehr zu empfehlen ist und viele wohl nicht das letzte Mal hier gewesen sein werden. Generell ist das Postmuseum für Jedermann nach vorheriger Absprache mit Heinz Puhst zu besichtigen.

Im Anschluss an den Rundgang setzte sich die AG zum Austausch zusammen. Museumsleiter Dirk Stroschein berichtete über die Aktivitäten und Sonderausstellungen im vergangenen Jahr und zeigte sich erfreut, dass sich die Bevölkerung nicht nur für Themen wie beispielsweise „Beat-Bands in Seesen” oder „Kopfbedeckungen” ganz allgemein interessiere, sondern selbst aktiv dazu mit Exponaten und Stiftungen beigetragen und aktiv daran teilgenommen habe. In diesem Jahr wolle er die Geschichte des eigenen Hauses näher erforschen, jährt sich doch die Gründung des Museums zum 55. Mal.

Dazu sucht er jedes denkbare Material, Dokumente und Fotos sowie Erinnerungen an Museumsbesuche in den letzten fünfeinhalb Jahrzehnten. Es soll aber auch um die Vornutzung als Wohnraum nach dem Krieg und Dienstort als Forstamt gehen. Wer dazu beitragen könne und wolle, wird gebeten sich mit ihm im Museum, Telefon (05381) 48891 oder E-Mail: museum@seesen.de in Verbindung zu setzen.

Zum Thema Stadtarchiv verwies Stroschein zunächst noch allgemein auf von ihm formulierte Grundsatzüberlegungen, die, so hoffe er, als Ausgangspunkt für eine nachhaltige und intensive Diskussion zur Zukunft der Stadtgeschichtspflege in Seesen dienen werden. Wichtig sei ihm dabei, im Ergebnis einen breiten Konsens aller Betroffenen und Beteiligten zu erreichen, wozu auch die Mitglieder der AG gehörten. Nähere Informationen dazu stellte er für ein nächstes Treffen in Aussicht.

Aus der Runde berichteten Henning Willer und Gerd Syniawa aus Rhüden anschließend über ihre Aktionen mit der Grundschule im Museum sowie die Planungen zum Museumstag. Hildegard Reinecke informierte über anstehende Veränderungen im Wilhelm-Busch-Haus in Mechtshausen sowie neue Angebote des Fördervereins wie die „Wilhelm-Busch-Nachmittage”, wohinter sich Literarisches, Kreatives, Spaziergänge und generationenübergreifende Aktionen verbergen.

Zum Museumstag am 19. Mai wird es zusammen mit Rhüden und Seesen wieder die gemeinsame Aktion „Ein Tag – drei Museen” geben, wozu im Vorfeld ein Flyer aufgelegt werden wird. Beim Heimatverein Münchehof stehen weiterhin regelmäßige (Vortrags-)Veranstaltungen an und auch die schon jahrzehntealte Tradition, mit den 4. Klassen der Grundschule auf Exkursion zu historischen Schauplätzen im Dorf zu gehen, wird weitergeführt, so Dieter Pöppe und Ilse Bauerdorf.

In Ildehausen hat die Her- und Einrichtung der Archivräume weitere Fortschritte gemacht, sodass der Heimatverein einen „Tag der offenen Tür” plant, um der Öffentlichkeit die Räume vorzustellen. Dieser findet am Sonnabend, 25. Mai, ab 14 Uhr in der alten Schule statt, wozu Dieter Kruse die AG-Mitglieder ebenfalls herzlich einlud.

In der Kernstadt Seesen kann man sich in diesem Sommer schließlich auf eine neue Publikation freuen. Wolf-Dieter Ternedde hat seine langjährigen Recherchen zum Thema Seifenkistenrennen in Seesen in einem Buch zusammengefasst. Ein genauer Vorstellungstermin steht noch nicht fest, wird aber rechtzeitig bekanntgegeben. Schließlich plant der Geschichtskreis in Kirchberg auch in diesem Jahr wieder am Vorabend des Volkstrauertages im November einen „Geschichtsabend”. In diesem Zusammenhang lud Rudi Wuttke, auch im Namen von Ralph Wagner, die AG Lokalgeschichte zu ihrem nächsten Treffen nach Kirchberg ein, was in der Runde einhellig begrüßt wurde. Somit macht das AG-Treffen in einem halben Jahr dann in einem südlichen Stadtteil Station.

Mit einem herzlichen Dank an den Gastgeber dieses Treffens, Heinz Puhst, ging man auseinander.str