„Endlich hat Kunst in Seesen eine Plattform”

Fazit zum Kultur-Festival „Kunst@Jacobson”: Besucher sind von Vielfalt beeindruckt

Wie wird man DJ? Michael Voß gab hilfreiche Tipps.

Seesen. „Endlich hat Kunst in Seesen eine Plattform“, hieß es gleich von mehreren Besuchern, die in den vergangenen Tagen Zeuge des Kultur-Festivals „Kunst@Jacobson“ waren. Vom 26. bis zum 29. September war das Jacobson-Haus gefüllt mit Kunst jeglicher Art: Neben klassischer Malerei fanden auch DJ- und Poetry-Slam Workshops, Konzerte und Lesungen ihren Platz in der ehemaligen Schule. „Die Vielfalt war offensichtlich für alle sehr beeindruckend. Auch die Künstler waren mit ihrer Ausstellung hochzufrieden“, resümiert Heike Hammer-Geries, die Koordinatorin der in dem TRAFO-Programm der Kulturstiftung des Bundes geförderten Veranstaltung.

Besonders begeistert zeigten sich Zuschauer und Organisatoren von Poetry-Slammer Lars Ruppel, der gemeinsam mit zehn Jugendlichen aus Seesen sowie einer älteren Dame auf der Bühne stand. Zuvor hatten sie gemeinsam im Workshop an ihren Texten gefeilt. „Es war grandios, wie die Jugendlichen unter dem frenetischen Beifall ihrer Schulkameraden vorgetragen haben“, freut sich Hammer-Geries. Auch die zeitkritischen Beiträge der Dame haben das Publikum im vollen Bürgersaal in den Bann gezogen. Der Vortrag von Klaus Baumgart, dem Autor und Illustrator des bekannten Kinderbuches „Lauras Stern“, hat viele sehr interessierte Zuhörer gehabt, die noch eine halbe Stunde nach dem Vortrag Fragen gestellt haben.

In der musikalischen Matinee am Samstagmittag zeigte ab 11 Uhr zunächst der Flötenkreis an St. Andreas sein Können. „Wir sind froh, nun auch mal außerhalb der Kirche aufzutreten. Wir haben nämlich viele Lieder, die wir unheimlich gerne spielen, die aber nicht in den Rahmen einer Kirche passen“, so Leiterin Claudia Schaare zu Beginn des Konzertes. Auch für die Kammerkrugsänger aus Bornhausen, die ab 12 Uhr im Bürgersaal sangen, war es eine kleine Premiere: „Hier sind wir noch nie aufgetreten, wir freuen uns, dabei zu sein“, hieß es in der kleinen Ansprache von Otto Brodthage. Extra für diesen Anlass in der ehemaligen Schule des jüdischen Reformators Israel Jacobson hatte der Männerchor ein besonderes Stück einstudiert: „Die Moorsoldaten“ erinnerte an die Häftlinge des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg, die dort mit einfachen Werkzeugen das Moor kultivieren sollten. „Die Stimmung war bei beiden Auftritten super. Es war schön zu sehen, dass dieses Veranstaltungsformat von Musik am Samstagmittag funktioniert“, zieht Heike Hammer-Geries positiv Bilanz.

Für die Kunsttage wurde das gesamte Jacobson-Haus genutzt: Auch im Foyer hinter dem Bürgersaal fanden Veranstaltungen statt. Es bot für den Vortrag über Bildbearbeitung und die Lesung mit Ronald Wendt genau den richtigen Rahmen – bei beiden Veranstaltungen war das Foyer voll.

Neben Programmpunkten, die an die breite Masse gerichtet waren, besetzte Kunst@Jacobson aber auch Themen, die ein speziell interessiertes Publikum verlangten. Der Film von Hans Mittendorf und das Konzert mit dem Trio Lirico, das letzten Endes aufgrund von Krankheit ein Duett war, zielten in ein sehr zeitgenössisches Genre. Dennoch haben beide Veranstaltungen ihr Publikum gefunden – „Das lag natürlich auch an der Werbung von Hans Mittendorf, der seine Leute aktiviert hat. Aber genauso möchten wir es haben!“, so Heike Hammer-Geries.

Nicht ganz ohne Bauchschmerzen sahen die Organisatoren der Jubiläumsmatinee der Kreismusikschule entgegen, denn zeitgleich wurden die neuen Glocken an St. Andreas eingeweiht. Aber auch hier zieht Hammer-Geries eine positive Bilanz: „Wenn all die Leute, die an der Einweihung der Glocken teilgenommen haben, gekommen wären, hätte der Saal bei Weitem nicht ausgereicht.“ Das vielseitige Musikprogramm wurde im bis auf den letzten Platz besetzen Saal erwartungsgemäß professionell dargeboten, Lehrerinnen und Lehrer der Kreismusikschule begeisterten mit großer Spielfreude und einem bunt gemischten Programm.

Nicht nur das Kulturprogramm beeindruckte das Publikum, auch das Jacobson-Haus selbst hat seine Wirkung entfaltet: Die parallel zum TRAFO-Projekt umgestalteten Räumlichkeiten waren häufig Gesprächs-Thema – viele Besucher hatten die neuen Räumlichkeiten auf der Saalebene des Hauses noch nicht gesehen. „Auch hier gab es überall nur positives Feedback“, so Hammer-Geries abschließend. Das Jacobson-Haus wird Seesener Künstlerinnen und Künstlern so hoffentlich auch in Zukunft als Plattform für ihre Werke dienen.see