Er scheut nicht die Herausforderungen

Jens Lehmann ist der neue Verwaltungsdezernent im Forstamt Seesen / Die Veränderung des Waldes hält an

Jens Lehmann ist seit Anfang des Jahres der neue Verwaltungsdezernent im Forstamt Seesen. Er löst Wilhelm Dierks ab, der in den Ruhestand gewechselt ist.

Seesen. Man könnte es als Planung mit glücklichem Zufall nennen: Seit dem 1. Januar ist Jens Lehmann der neue Verwaltungsdezernent im Forstamt Seesen. Er löst Wilhelm Dierks ab, der in den Ruhestand gewechselt ist. Ganz neu ist Lehmann in Seesen übrigens nicht. Der im Goslarer Stadtteil Weddingen wohnende Lehmann war bereits von 2009 bis 2012 im Seesener Forstamt tätig. Anschließend wechselte er nach Wolfenbüttel in das Forstplanungsamt. Dies ist als Steuerungszentrale der Landesforsten eine Serviceeinheit für die Forstämter, vor allem in den Bereichen IT, Finanzen und der Entwicklung von Anwendungen. Für Lehmann war es die notwendige Weiterqualifikation, um später einmal Verwaltungsdezernent zu werden. Denn das war schon sein Ziel. „Dass es nun Seesen geworden ist, ist eine glückliche Fügung“, freut er sich. Er hat sich in einem Auswahlverfahren gegen mehrere Bewerber durchgesetzt.

Schnittstelle zwischen dem Forstamt und den Revierleitern

„Seine Aufgabe ist praktisch die Schnittstelle zwischen den Revierleitern, dem Forstamt sowie nach draußen“, erklärt Forstamtsleiter Henning Geske. Der Verwaltungsdezernent, früher Büroleiter genannt, ist zuständig für die Finanzen des Forstamtes, er prüft als eine Art „Finanzminister“ den Haushalt, führt Personalgespräche, schließt Verträge, zum Beispiel den Holzverkauf, ab und kümmert sich auch um den Fuhrpark. Der ist mit gut 70 Betriebsfahrzeugen nicht klein. Da ist schon viel an Arbeit zu erledigen – während des Gesprächs mit dem „Beobachter“ kommt gerade der Anruf über einen Unfall mit einem der Fahrzeuge rein.

Das Forstamt in Seesen ist mit 85 Mitarbeitern das größte der niedersächsischen Landesforsten. Zu ihm gehören elf Revierförstereien, die unterste Ebene der Landesanstalt des öffentlichen Rechts. Sie bewirtschaften 13.200 Hektar Landes- und 3.600 Hektar Betreuungswald von Bad Gandersheim bis zur Granetalsperre, von Lutter bis Osterode. Das ist jedoch noch lange nicht alles. Seesen ist auch der Wegebaustützpunkt für alle 24 Forstämter mit seinen insgesamt rund 11.000 Kilometer Wegen und der Maschinenstützpunkt für den Einsatzbereich Südniedersachsen. Auch für das Jagdwesen im Bereich der Landeswälder ist das Forstamt zuständig.

Lehmann ist für einen Haushalt im zweistelligen Millionenbereich verantwortlich. Die Einnahmen muss das Forstamt größtenteils selbst generieren, zum Beispiel durch Holzverkauf. Und da gibt es nun ein großes Problem. Durch den Borkenkäfer musste bereits ein Großteil der Fichtenwälder abgeholzt und auf den Markt gebracht werden. „Wir sind die einzigen im Nordharz, die überhaupt noch versuchen, einen Teil der Fichten zu erhalten“, erklärt Geske. Wie lange das funktionieren kann, ist aber nicht klar. Und dann gibt es erst einmal deutlich weniger Erträge – schließlich müssen die neugepflanzten Bäume erst einmal wachsen. Es kann 30 bis 40 Jahre dauern, ehe wieder „geerntet“ werden kann.

Die Landesforsten stehen vor großen Herausforderungen

1,4 Millionen Bäume werden im Harz pro Saison gepflanzt, 400.000 davon allein im Seesener Bereich. Ein bis zwei Millionen Euro werden dafür jährlich ausgegeben und das wird auch noch mindestens die nächsten fünf Jahre so weitergehen, stellt Geske klar. Ziel ist es, einen klimastabilen Mischwald zu entwickeln, in dem Laubholz dominiert. Rund zehn verschiedene Baumarten werden dabei verwendet, darunter vor allem die Buche, Douglasie und der Bergahorn. Auch die ein oder andere Eiche wird künftig wieder mehr zu finden sein. „Der Haushalt wird eine große Herausforderung“, gibt Lehmann zu. Immerhin – zumindest für die nächsten Jahre – gibt es aufgrund der schwierigen Umstände einen Zuschuss vom Land. Schließlich können die Forstämter wenig für die Veränderungen und Probleme, die der Klimawandel mit sich bringt.

Neu wird für den 45-jährigen Lehmann auch die Personalführung sein, eine weitere Herausforderung „der ich mich gerne stelle.“ Er sieht es als Anerkennung an, hier in Seesen arbeiten zu dürfen: „Ich habe Respekt, freue mich aber auch auf die Aufgabe.“ Auch Geske ist über die Stellenbesetzung erfreut: „Jens Lehmann bringt Kompetenz und Kontinuität mit.“ Der Goslarer, der auch privat gerne mit seiner Frau und den drei Kindern im Wald unterwegs ist, hat sich bereits gut eingelebt. „Ich wurde hier mit offenen Armen empfangen. Das Betriebsklima und die Außendarstellung ist gut, die Arbeit wird einem leicht gemacht. Ich habe schon vor, hier langfristig zu wirken“, scheut Jens Lehmann nicht die großen Herausforderungen, vor denen auch das hiesige Forstamt steht.dh