Erneuter Aufnahmestopp bei der Tafel Seesen
Lebensmittel reichen nicht für alle, deswegen muss die Tafel erneut harte Maßnahmen treffen
Seesen. Lebensmittel retten. Menschen helfen: nach diesem Motto engagieren sich rund 30 Frauen und Männer ehrenamtlich für die Arbeit der Tafel Seesen. Woche für Woche unterstützen sie über 400 armutsbetroffene Menschen, die ihren Alltag nur schwer aus eigener Kraft finanzieren können und ihren Kühlschrank mit Lebensmitteln aus der Tafel aufstocken. Zusätzlich unterstützen sie in einer vierzehntägigen Sonderausgabe etwa 100 Geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer. Die anhaltenden Krisen verschärfen auch die Lage bei der Tafel Seesen.
Die Ehrenamtlichen Tafel-Helfer arbeiten in einem „Dauerkrisenmodus“ und an den Grenzen ihrer physischen sowie körperlichen Belastbarkeit. Auch im vergangenen Jahr verzeichneten die Tafel-Verantwortlichen eine deutlich hohe Nachfrage und einen Rückgang der Lebensmittelspenden.
„Die Armut in unserer Gesellschaft nimmt weiter zu. Es kommen auch Menschen mit niedrigen Renten oder Mindestlohn-Jobs“, so Marion Deerberg, verantwortlich für die Tafel und ihren Trägerverein. Und sie erzählt weiter: „Immer mehr Menschen fragen die Unterstützung der Tafel an. Gleichzeitig reichen die Lebensmittelspenden nicht für alle, so dass wir vor einigen Wochen einen erneuten Aufnahmestopp für Neukunden ausrufen mussten. Der Bedarf ist größer, als wir leisten können“. Knapp 100 Haushalte stehen noch auf einer Warteliste. Derzeit ist es nur möglich neue Tafel-Kunden aufzunehmen, wenn ein anderer Haushalt seinen Platz für die Lebensmittelausgabe frei macht, wenn er zum Beispiel wegzieht oder angibt, nicht mehr bedürftig zu sein. Auch müssen sie beklagen, dass bei einem kleinen Teil derer, die die Tafel aufsuchen, sie unser Konzept der Lebensmittelausgabe als selbstverständlich sehen und mit einer Art Forderungshaltung verbunden ist. Sie denken, unsere Hilfe steht ihnen zu. „Der größte Teil ist jedoch sehr dankbar für die Hilfe und insbesondere Ältere brauchen beispielsweise eine lange Zeit, bis deren Schamgrenze überwunden ist und sie uns um Hilfe bitten“, so Marion Deerberg.
Die Tafel ist ein freiwilliges Angebot. Sie schließt keine Versorgungslücken. Menschen abzuweisen, ist für niemanden leicht und überfordert die ehrenamtliche Arbeit bei der Tafel.red