Erst der Durchbruch einer Stützmauer brachte mehr Entlastung

123 Einsatzkräfte waren allein auf dem Klinikgelände vor Ort / Gut 1200 Sandsäcke befüllt / Auch in Bornhausen gefordert

Aus dem Wald und vom Hang liefen die Wassermassen ins Klinikgelände.

Seesen/Bornhausen. Die sintflutartigen Regenfälle brachten gut 50 Liter pro Quadratmeter an Niederschlag. Einmal mehr stießen die Kanalisationen an ihre Leistungsgrenze. Während sich die Einsätze der Brandschützer vor einer Woche eher auf den Bereich unter anderem am Schützenplatz oder in der Bismarckstraße konzentrierten, waren sie über Stunden am Sonntag auf dem Seesener Klinikgelände gefordert. Ein Kraftakt, bei dem laut Ortsbrandmeister Thomas Bettner zu Spitzenzeiten 123 Einsatzkräfte, 27 Fahrzeuge, 13 Pumpen und sechs Wassersauger involviert waren. Vor Ort waren die Brandschützer aus Seesen, Rhüden, Herrhausen, Münchehof und Bornhausen.

Am Sonntag kämpften sie seit 15.50 Uhr am Krankenhaus gegen die Wassermassen. Laut Thomas Bettner waren an jenem Tag insgesamt 32 Zimmer der Reha 1 vollgelaufen. Das Problem ist, dass das Wasser nicht an einer Stelle bleibt, sondern sich seinen Weg bahnt, sodass umgerechnet gut 400 Quadratmeter Wasserfläche insgesamt zusammenkamen. Erst wurde das Wasser abgepumpt, dann kamen Nasssauger zum Einsatz, die betroffenen Patienten wurden in einen anderen Klinikbereich verlegt.

Zudem stand an der Notaufnahme das Wasser bis zu zwei Meter in den Lichtschächten. Hier war Eile geboten, damit es nicht die Technik der Klinik lahm legte. Laut dem Ortsbrandmeister hätten sie nicht viel später kommen dürfen.
Auch in den Medischulen, die nicht zu Asklepios gehören, stand das Wasser fünf Zentimeter im Keller. Betroffen war auch das ehemalige Kesselhaus, hier wurde ausgepumpt.

Dem nicht genug, sorgten vor allem die Wassermassen aus dem Wald, die den Hang herunterliefen, für immense Probleme. Die Pumpen, die 7000 Liter Wasser die Minute bewegen, schafften es nicht. Eine Stützmauer, die vor dem Gebäude stand, wirkte als Barriere. Einzige Chance an diesem Tag, die Mauer musste teilweise abgerissen werden, um für Entlastung und für den besseren Ablauf zu sorgen. So griffen die Brandschützer zum Vorschlag- und zum Abbruchhammer. Eine Sandsackbarriere wurde errichtet.

Damit auf dem Seesener Klinikgelände die Sandsäcke nicht ausgehen, errichteten sie auf dem Gelände des Baubetriebshofes alles fürs Befüllen und den Abtransport ein. Eingesetzt waren hier die Brandschützer aus Münchehof und Herrhausen. Beide Wehren waren mit insgesamt 35 Leuten da. Wie am Sonntagnachmittag vor Ort zu erfahren war, füllten sie an diesem Tag gut 1200 Sandsäcke. Nicht nur fürs Klinikgelände sondern einige Hunderte auch für Bornhausen.

Ortswechsel, Sonntag, 16.03 Uhr, Alarmierung in Bornhausen. Ortsbrandmeister Klaus Kiehne ahnte angesichts der Wassermassen am Seesener Krankenhaus, was auf seinen Ort zukommt. „Das Wasser fließt direkt bis zu uns und stieg Meter um Meter an“, schilderte er die Lage. Vor allem in der Straße „Im Holland“ bauten sie gemeinsam mit den Bewohnern eine Sandsackbarriere auf. Zwischenzeitlich war die Schildau hier schon bis zur Mauerkante gestiegen. Den Zugang zur benachbarten Brücke sperrte die Feuerwehrleute sicherheitshalber ab, denn viel bis zur Brückenunterkante fehlte an diesem späten Nachmittag nicht mehr. Zudem schwammen sogar Baumstämme in der Schildau, berichtete ein Bornhäuser Brandschützer. 26 Brandschützer waren in Bornhausen im Einsatz. Später ging es darum, ihr Sandsacklager, dass 230 Stück umfasst, wieder aufzufüllen.

Für die letzten Brandschützer war um 22.10 Uhr Schluss. Sorgenvoll blickte auch Klaus Kiehne am Sonntag gen Himmel, weiterer Starkregen ist angekündigt, sogar am heutigen Dienstag. Einen Dank richtet der Ortsbrandmeister Bettner ans DRK Seesen und an die Unterstützung aus dem Alten Amt, die die Brandschützer vor Ort mit Würstchen und selbst gemachten Kartoffelsalat verpflegten. Von der Klinikleitung gab es Pizza zur Stärkung.syg