Erste Verkehrsschilderbrücke auf A7 bei Seesen installiert

Ab dem heutigen Montag gilt eine veränderte Verkehrsführung / Wichtige Arbeiten nur unter Vollsperrung

Am Wochenende wurde auf der A7 bei Seesen die neue Verkehrsschilderbrücke in Fahrtrichtung Hannover montiert.

Seesen. Immer wieder tauchten die beiden A7-Anschlussstellen Seesen und Northeim- Nord am Wochenende in den Verkehrsnachrichten auf. Vollsperrung auf der Autobahn, die Verkehrsteilnehmer mussten auf die Umleitungsstrecken ausweichen. Im Rahmen eines Vor-Ort-Termin gab die Via Niedersachsen dem „Beobachter“ einmal einen Einblick ins Baugeschehen. Fakt ist, die Arbeiten ließen sich nur unter Vollsperrung realisieren. Etwas entspannter wird es dadurch ab dem Montag, 22. November.

Für die sieben Monteure und die zwei Kranfahrer ist es Alltag. „Wir haben viele solcher Verkehrsschilderbrücken installiert“, berichtet Monteur Michael Bermes. Bei dieser neuen an der A7 bei Seesen handelt es sich um eine gut acht Tonnen schwere Brückenkonstruktion, bestehend aus vier großen Einzelteilen. Gefertigt aus Stahl in Österreich. Seit dem Wochenende steht sie nun an der Anschlussstelle Seesen. Eine Premiere für den sechsspurigen Ausbau der A7, denn es ist die erste, die vor Ort montiert wurde. Benötigt dafür, um das Konstrukt überhaupt bewegen zu können, wurde ein 120 Tonnen schwerer Kran. Peter Graf, Koordinator Ingenieurbau bei der Via Niedersachsen, gab einen Einblick, wie umfangreich und zeitintensiv allein diese Arbeiten für solch eine Verkehrsschilderbrücke sind. Eine Woche für die Fundamente, Aufmaß durchführen, dann zehnwöchige Fertigung der Stahlkonstruktion in Österreich, gefolgt vom eintägigen Aufbau, Restarbeiten und die sogenannte H1-Prüfung. Vergleichbar ist diese mit dem TÜV. „Es gibt kaum eine Brücke, die nicht beanstandet wird“, so Peter Graf.

So wurden beispielsweise bei einer A7-Brücke bei Northeim zehn Schrauben vom Sachverständigen angemahnt. „Es kam zum Produktionsfehler, die verbauten Schrauben sind korrodiert“, gibt Peter Graf einen Einblick, dass es auch Dinge sein können, die sie gar nicht beeinflussen können. Wer auf der A7 die Gesamtbaustelle passiert, muss immer wieder die Fahrbahnen zwischen den einzelnen Bauabschnitten wechseln. Vor Ort wird entweder der sogenannten 4+0-Verkehr (je zwei Spuren pro Richtungsfahrbahn auf einer Seite) oder der 2+2-Verkehr angewendet. Letzterer umfasst zwei Spuren pro Seite je Richtung. Heißt, die Mittelspur steht für weitere Arbeiten zur Verfügung. Genau diese 2+2-Verkehrsführung gilt ab dem heutigen Montag, 22. November, im Bauabschnitt 1, genauer auf dem fünf Kilometer langen Teilstück zwischen Seesen und Düderode.

Der Zeitplan sieht vor, dass noch in diesem Jahr die Richtungsfahrbahn Kassel dieses Streckenabschnitts fertiggestellt wird. Mit dem Bauabschnitt befinden sich auch sechs Brückenbauwerke inklusive der Wildbrücke am Harzhorn vor der Finalisierung. Zwei modernisierte und ausgebaute Richtungsfahrbahnen mit einer Breite von je 14,5 Metern stehen hier künftig zur Verfügung. Im Abschnitt existieren darüber hinaus auf einer Länge von einem Kilometer moderne Lärmschutzwände und drei Regenrückhaltebecken.

Für mehr Lärmschutz, Verkehrssicherheit und Fahrkomfort bei Regen wird noch im Frühjahr 2022 der sogenannte offenporiger Asphalt – kurz OPA – verlegt, der eine Lärmreduktion von bis zu fünf Dezibel Lärm ermöglicht. Eine Verkehrsfreigabe ist im Mai 2022 unmittelbar vor dem Pfingstwochenende vorgesehen. Ziel des A7-Ausbaus ist es bekanntlich, künftig drei Spuren pro Richtungsfahrbahn anzubieten.

Mit großer Verwunderung hat Via Niedersachsen in der vergangenen Woche Berichte über einen angeblichen Zeitverzug beim Baugeschehen von einem Jahr und Mehrkosten durch Tierschutzund archäologische Maßnahmen zur Kenntnis genommen. Philippe Rossignol, Geschäftsführer von Via Niedersachsen, stellt deshalb klar, dass es bei dem vertraglich mit dem Bund vereinbarten Endtermin bleibt, der unverändert bei Ende 2022 liegt. Zugleich weist die Via Niedersachsen darauf hin, dass die Öffentlichkeit bereits 2019 über Mehraufwendungen und Bauzeitverzögerungen aufgrund der notwendigen Umsiedlung von Fledermäusen und für die Sicherung archäologischer Funde umfangreich informiert wurde, auch der „Beobachter“ berichtete damals von der Pressekonferenz. Probleme in Form von Lieferschwierigkeiten räumen Peter Graf und Kai Grummer von der Bau-ARGE im Vor- Ort-Gespräch ein.

So fehlten ihnen schlichtweg der Harz zur Abdichtung, denn die Kerosinproduktion für die Flugzeuge, bei der dieser Harz als Abfallprodukt entsteht, kam coronabedingt zum Erliegen. Darüber hinaus verteuerte sich das benötigte Holz, beschichtetes war gar nicht zu bekommen. Zudem müssen auch sie mit Coronaausfällen kämpfen. „Wenn von 30 Arbeitern nur zehn kommen können, wirkt sich das vor Ort aus“, berichtet Peter Graf. Jetzt kommt noch die 3G-Regel hinzu.syg