Ex-CDU-Chefin Wendt muss sich im Februar vor Gericht verantworten

Prozessauftakt gegen die ehemalige Kindergartenleitung aus Münchehof am 10. Februar / 527 Fälle von Untreue

Die ehemalige Seesener CDU-Chefin Sabine Wendt muss sich im Februar vor Gericht verantworten.

Münchehof / Braunschweig. Lange hat es gedauert, sehr lange sogar – nun steht der Termin für den Prozessauftakt im Fall Sabine Wendt fest. Die ehemalige Leiterin des Kindergartens Münchehof und Ex-Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Seesen muss sich ab Mittwoch, 10. Februar, dieses Jahres vor dem Landgericht Braunschweig verantworten. Diesen Termin gab eine Sprecherin des Landgerichts jetzt bekannt. Es sind demnach insgesamt sechs Verhandlungstage angesetzt worden, um den höchst ungewöhnlichen Fall komplett aufzurollen, ein Urteil zu sprechen und ein Schlussstrich zu ziehen. Insgesamt werden Sabine Wendt sage und schreibe 527 Fälle von Untreue sowie neun Betrugsfälle vorgeworfen.

Im November des Jahres 2019 sorgte der spektakuläre Fall von Untreue in Seesen für mächtig Aufruhr und ungläubiges Staunen in Seesen und natürlich auch in Münchehof, nachdem es bereits im Mai 2019 mitten im Bürgermeister-Wahlkampf in Seesen zu Verdächtigungen und unschönen Begleiterscheinungen kam. Lange Zeit spielte die Kindergartenleiterin das „Unschuldslamm“, führte selbst enge Vertraute, die ihr zur Seite standen, an der Nase herum beziehungsweise in die Irre.

Sabine Wendt hatte die Taten zunächst vehement bestritten

Die ehemalige Leiterin des DRK-Kindergartens Münchehof soll mehr als 370.000 Euro veruntreut haben. Wendt hatte demnach vom Konto des DRK-Kindergartens Geld auf ihr eigenes Konto überwiesen und Barabhebungen für private Zwecke getätigt haben. Auch private Einkäufe habe sie mit der EC-Karte des Kiga-Kontos bezahlt.

Die Taten beziehen sich auf den Zeitraum vom Mai 2014 bis Ende September 2019. Einige Taten aus dem Jahr 2013 sind wohl mittlerweile verjährt. Der Gesamtschaden bezifferte sich auf einen Betrag in Höhe von über 430.000 Euro.

Wendt hatte die Taten zunächst vehement bestritten, sprach von „Fehlbuchungen“ und „kleinen Irrtümern“. Auf Drängen des Fraktionsvorsitzenden Rudolf Götz war sie im Zuge des Wahlkampfes 2019 sogar von sich aus an die Öffentlichkeit gegangen, um ihre Unschuld zu beteuern. So saß sie in der Redaktion des „Beobachter“ und berichtete, dass sie sich ganz und gar nicht erklären könne, was man von ihr wolle. Sie habe lediglich Buntstifte und Kleber bestellt, dass sie sich da mal beim Bezahlen vertan habe, könne doch passieren. Außerdem habe sie versehentlich Beerdigungskosten vom falschen Konto bezahlt. Ein Fehler, den sie schnell korrigieren wolle.

Auf diese Art und Weise hatte sie auch immer wieder und auf Nachfrage ihrer Parteikollegen versucht, die Taten, die hauptsächlich das DRK in Münchehof belasteten, zu vertuschen.

Erst als die Beweislast zu groß wurde und das Kartenhaus aus Lügen und Verstrickungen nicht mehr zu halten war, knickte die ehemalige Kindergartenleiterin ein. Kurz danach war sie konsequenter Weise alle Posten los, nicht mehr im Kindergarten tätig und auch aus der Partei ausgetreten.

Nach ersten Verdächtigungen sogar noch weitere Betrügereien Bürgermeister Erik Homann erklärte bereits zu diesem Zeitpunkt: „Ich persönlich bin über dieses extrem dreiste Vorgehen entsetzt!“

Dass sie auch nach den ersten öffentlich gemachten Verdächtigungen im Mai 2019 weitere Betrügereien und Untreuehandlungen offenbar nicht unterließ, wirft ein weiteres bizarres Licht auf den ohnehin schon unglaublichen Fall, der das DRK Münchehof und den gesamten Stadtrat in seinen Grundfesten erschütterte.

Der Zwist um die unehrliche CDU-Parteichefin sorgte im Rathaus und im Stadtrat für reichlich Knatsch. Interne Unterlagen wurden weitergegeben, das Rechnungsprüfungsamt düpiert und Bürgermeister Erik Homann plötzlich ebenfalls im Fokus der Ermittlungen.

Verfahren gegen Bürgermeister Erik Homann wurde eingestellt

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte ein Ermittlungsverfahren gegen Bürgermeister Erik Homann bezüglich versuchter Strafvereitelung aufgenommen. Dieses Verfahren wurde später „vollumfänglich eingestellt“.

Ein vertraulicher Bericht des Rechnungsprüfungsamtes der Stadt gelangte an die Öffentlichkeit, in dem Unstimmigkeiten in der Abrechnung des DRK-Kiga aufgefallen und mit einem Vermerk versehen waren.

Der Bericht wurde wie sonst auch intern an den zuständigen Fachbereich zur weiteren Klärung weitergeleitet – in diesem Zuge erhielt auch der Bürgermeister Kenntnis von dem Prüfbericht und entschied sich, wie vom Rechnungsprüfungsamt vorgesehen, zur weiteren Aufklärung durch den Fachbereich. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Staatsanwaltschaft bereits durch Dritte verständigt und es wurden schwere Vorwürfe gegen Bürgermeister Erik Homann laut.uk