Faszination Orgel
Orgelstudienfahrt 2018 hatte die Stadt und die Region Leipzig zum Ziel

Seesen. Orgelmusik- und Baukunst in Deutschland wurde von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Was nicht weiter verwundert, finden wir doch allein in Sachsen ca. 2500 Orgeln, davon über 150 historische Instrumente. Viele dieser Instrumente haben in den letzten Jahren aufwendige Restaurierungen und Rekonstruktionen erfahren. So konnten die Klangwelten aus vier Jahrhunderten und damit ein besonderer Orgelschatz erhalten bleiben.
Zahlreiche Musikfreunde aus Seesen und Umgebung und dem Raum Ostwestfalen begeistert jährlich die handwerkliche und musikalische Vielfalt der Orgel insgesamt, was sie auch immer wieder veranlasst, sich auf eine Orgelstudienreise zu begeben. In diesem Jahr hatte diese Studienreise eben dieses Bundesland Sachsen, und hier wiederum die Stadt und die Region Leipzig zum Ziel.
Es ist ein unglaublicher musikhistorischer Reichtum, der sich mit dieser Stadt und seiner Region verbindet: die Lebens- und Wirkungsgeschichten von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Richard Wagner, Robert und Clara Schumann, aber auch Traditionshäuser wie das Gewandhaus und der Musikverlag C.F. Peters gehören dazu. Dennoch verharrt die Stadt nicht im Historischen, sondern beeindruckt mit gelungenen architektonischen Projekten wie dem Promenaden Hauptbahnhof oder dem Paulinum, der ehemaligen Universitätskirche St. Pauli, bei deren alte Bausubstanz modern neu gewandet wurde.
Bereits im Vorfeld war es für die „Macher“ dieser Orgelstudienreise, der engagierten Musikerin Claudia Schaare aus Rhüden, und dem musikalischen Leiter, Christoph Grohmann aus Rheda-Wiedenbrück, sicherlich kein leichtes Unterfangen, aus der Fülle des Angebotes aus der Orgellandschaft „Leipzig und Region“ eine kleine Auswahl zu treffen. Sollten doch einerseits die letztendlich ausgewählten Orgeln in etwa den Reichtum dieses Gebietes repräsentieren und andererseits für die Reiseteilnehmer auch genügend Freizeit verbleiben, die zum Verarbeiten und „Sacken lassen“ der vielen schönen Eindrücke nun einmal unverzichtbar sind.
Denn es gehört jetzt schon traditionell zum guten Ton dieser von Claudia Schaare organisierten Orgelstudienfahrten, sich nicht nur von Christoph Grohmann musikalisch und technisch brillant Orgelmusik vorführen zu lassen, sondern ebenso Gelegenheit zu nehmen, das Landestypische der jeweiligen Region kennen zu lernen. Bei der Fülle des Angebotes einer jeden Orgelstudienreise bleibt für die Planung stets die Maxime, dass „Erleben“ und „Wirken lassen“ sich die Waage halten.
Auf dieser viertägigen Studienreise Anfang des Monats erlebten die Teilnehmer drei wundervolle Orgeln, die Johann Sebastian Bach selbst für gut befunden hat (Störmthal, Zschotau und Altenburg), aber auch weitere Höhepunkte deutscher Orgelbaukunst (Gottfried Silbermann, Friedrich Ladegast und insbesondere Wilhelm Sauer). Neben den Orgeln der Reise gab es in Altenburg eine ganz besonders umfangreiche Schlossanlage zu bewundern, in Pomßen eine in besonderem Maße prachtvoll ausgeschmückte Wehrkirche, und die Leipziger Nikolaikirche stellt durch ihre Größe und klassizistische Ausschmückung eine Besonderheit dar. Ganz abgesehen davon, dass hier in diesem Gotteshaus die Montagsgebete stattfanden, aus denen sich sukzessiv dann die Montagsdemonstrationen entwickelten, was letztendlich auf die friedliche Wende und die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten hinauslief.
Ergänzt wurde das Programm durch den Besuch zweier Museen, und zwar in Leipzig des Bach-Museums und des Museums für Musikinstrumente im Grassi. Hier war es zum Beispiel für Christoph Grohmann eine ganz besonders große Freude und Anerkennung, dass er einige der historischen Instrumente anspielen durfte.
Über 50 Orgelmusikliebhaberinnen und –liebhaber aus Seesen, seiner näheren und weiteren Umgebung, aus dem Raum Ostwestfalen um Rheda/Wiedenbrück und Herford/Bielefeld, dem Ruhrgebiet und Süddeutschland, sowie mittlerweile auch aus dem europäischen Ausland wie Österreich, der Schweiz, Holland und England nahmen an dieser Fahrt teil. Neben täglich einigen Orgelkonzerten auf den vielen wundervollen Orgeln, die Christoph Grohmann wieder in unübertroffener Manier präsentierte, galt es für die Reiseteilnehmer aber auch, die Schönheiten der Städte Leipzig und Altenburg als ganz „normale Touristen“ zu entdecken. Aber auch die Busfahrten durch die Landschaft der Region Leipzig brachte den Fahrtteilnehmern die Schönheiten Sachsens näher. Und hier war natürlich der Busfahrer Detlef Schaare wieder voll in seinem Element, konnte er doch neben seinem fahrerischen Können seine ausgezeichnete Ortskenntnis und sein allumfassenden Wissen uneingeschränkt zur Geltung bringen.
Dass auch diese Orgelstudienfahrt für die Reiseteilnehmer wieder zu einem vollen Genuss wurde, liegt zweifelsohne daran, dass mit den Ehepaaren Grohmann und Schaare ein wirklich eingespieltes Quartett für die Durchführung verantwortlich zeichnet. Außerdem spielte auch Petrus eine entscheidende Rolle mit, denn er sorgte während der gesamten Reise für herrliches Wetter. Mitfahren bei diesen Orgelstudienreisen kann übrigens jeder, der Interesse an Orgeln oder Orgelmusik hat. Besondere Kenntnisse sind nicht erforderlich.
Die Orgelstudienreise 2019 wird turnusmäßig wieder eine Auslandsreise sein. Die Planungen dazu sind bereits angelaufen; Näheres wird zu gegebener Zeit berichtet.hs