Firma CROWN investiert 6,5 Millionen Euro ins Seesener Werk

Größte Investition seit über 20 Jahren / In der Halle 17b passiert eine ganze Menge / Der „Beobachter” war vor Ort

Seesen. Für das Seesener Werk der Firma CROWN  ist es  ein Meilenstein. In der Halle 17b wird derzeit Zukunft nicht nur geschrieben, sondern auch Stück für Stück sichtbar. Der Konzern investiert in seinen Standort Seesen insgesamt 6,5 Millionen Euro. „Es ist die größte Investition seit über 20 Jahren”, unterstreicht Werkleiter Klaus Lohmann im Gespräch. Der „Beobachter” erhielt einen exklusiven Einblick, was sich genau dahinter verbirgt.

Ab sofort ist ein Sechs-Farb-Druck möglich

Kurzum geht es darum die Sicherheit, Zuverlässigkeit und die Qualität der Produkte samt des Füllgutes zu gewährleisten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Daher wird im Rahmen der Investition eine ganze Menge realisiert: Herzstücke bilden zwei Maschinen –  eine neue Druckmaschine, die ab sofort einen Sechs-Farb-Druck ermöglicht, und eine Lackiermaschine. Die bisherigen Druckmaschinen im Seesener Werk stammen aus den 1980er Jahren. Die Kundenanforderungen an die bedruckten Dosen werden laut Klaus Lohmann immer größer, insbesondere im Exportmarkt nach Asien wird auf das Druckbild immer mehr Wert gelegt. Die kleinsten Abweichungen werden reklamiert und können im schlimmsten Fall Rückrufaktionen auslösen. Daher die neue Druckmaschine, zusammengefasst im Projekt Six Colour PRINTing Line kurz SPRINT.

Im Grunde ist so eine Druckanlage mit einem Drucker am Computer vergleichbar. Die vier wichtigsten Farben sind Cyan (Blau), Magenta (Rot), Yellow (Gelb) und  eine Kontrastfarbe (schwarz oder ein dunkles Blau). Jedoch kann es sein, dass ein Kunde großen Wert auf eine spezielle Farbe legt, wie zum Beispiel  ein spezieller Grünton oder ein Braunton, hier wird dann dieser Farbton angemischt und als Sonderfarbe in die Maschine genommen. Jedes Dekor einer Dose ist anders und somit auch die Farbbelegung.

Im Zuge dessen wurde auch die Lackiermaschine samt dem Ergebnis vor und nach dem Lackieren der Dosen unter die Lupe genommen. Die Anlagen sind seit über 30 Jahren im Einsatz, das führt zu Problemen. Laut Klaus Lohmann ist das Seesener Werk dadurch nicht mehr in der Lage große Formate oder gar Aluminiumtafeln ohne Weiteres zu produzieren. Aufgrund dessen wurde die zweite Maschine ins Projekt mit aufgenommen.

Die Vorfertigung im Werk verändert sich. Historisch bedingt, war diese bisher auf zwei Hallen aufgeteilt. Ab sofort konzentriert sich dieser Prozess überwiegend auf die Halle 17b. Diese wurde Anfang der 1990er errichtet, schon damals mit der Perspektive, hier mehr Equipment unterzubekommen. Zugleich gehen die Seesener auf einen Kundenwunsch ein, denn immer wieder wird die eine, ältere Halle besonders von Kunden, die mit hohen Hygieneansprüchen wegen der Fertigung hochsensibler Produkte, wie zum Beispiel Milchpulver für Säuglinge und Kleinstkinder, arbeiten, beanstandet. Das soll nunmehr der Vergangenheit angehören. Neben dem Aufbau der beiden Anlagen wurden und werden derzeit noch folgende Dinge realisiert: Neue Fundamente, neuer Fußboden, neue Ein- und Ausgänge für die Mitarbeiter (jetzt durch eine Hygieneschleuse), Netzwerkanbindung an die Druckvorstufe (um ein besseres Dekorergebnis zu gewährleisten), eine grundsätzliche Renovierung der Halle 17b und die Schaffung von Staplerschleusen.

Zutritt zum Produktionsbereich nur über Hygieneschleuse

Für die Arbeiter in der Halle 17b ändert sich einiges: Das Betreten und Verlassen der Halle ist nur noch über eine Hygieneschleuse möglich, hier kann erst der Produktionsbereich betreten werden,  nachdem man sich die Hände gewaschen und desinfiziert hat. Die Pausenräume und die Zugänge zu den Toiletten wurden aus dem Produktionsareal entfernt. Auch diese sind nur noch über die Hygieneschleuse erreichbar. Es wird nicht mehr möglich sein, die Produktionshalle mit dem Stapler zu befahren oder zu verlassen. Der eingesetzte Gabelstapler ist nur für die Linien in Halle 17b verantwortlich. Zudem wird es in den Staplerschleusen eine Übergabefläche geben, um die fertigen Packstücke zu verteilen. Dem nicht genug, für alle Mitarbeiter wird weiße Arbeitskleidung angeschafft, die extern gewaschen und aufbereitet wird.

Solch eine Millioneninvestition samt Planung und Realisierung geht nicht von heute auf morgen, sondern bedarf einer längeren Vorplanung. Das erste Konzept wurde bereits  im Jahr 2010 erstellt. Am 20. Mai 2015 wurde  SPRINT mit eigenem Logo und detaillierter Konzeptpräsentation der europäischen Führung vorgestellt.  Nach 27 verschiedenen Versionen und Kalkulationen wurde der Projektantrag am 24. Juli 2017 zur Genehmigung ins interne System gestellt, und schließlich am 8. September 2017 genehmigt. Seit Mai erfolgt der Aufbau.

Allein 24 Lkws wurden für die Anlieferung der Maschinenteile benötigt. Die Arbeiten an der Druckmaschine sind abgeschlossen, und sogar  zwölf Tage eher als geplant.  Bereits am 17. September wurde hier produziert, im Durchschnitt können ungefähr pro Stunde 6.000 Tafeln bedruckt werden.  Auch bei der Lackiermaschine befinden sich die Arbeiten in den letzten Zügen. Voraussichtlich Ende Oktober beziehungsweise Anfang November soll dies abgeschlossen sein, berichtet Projektleiter Fabrizio Mazzeo. „Ab Mitte November können wir  ungefähr im Durchschnitt pro Stunde 6.500 lackierte Tafeln produzieren”, fügt der Projektleiter an. Er, sein Stellvertreter  Bernd Philipps und Jonathan Schmidt als Assistent sind die Hauptverantwortlichen für das Millionenprojekt, dem Team gehören  insgesamt 14 Mitarbeiter an. Gut 50 Personen waren bisher an der  Realisierung beteiligt, dazu zählen unter anderem das Gießen der Fundamente und  der Aufbau der Druckanlage, hier waren bis zu 14 Personen im Einsatz.

Abgeschlossen ist das Projekt im Seesener Werk noch nicht. Projektleiter Fabrizio Mazzeo gibt einen Einblick in die anstehenden Arbeiten, so müssen unter anderem einige wenige Änderungen und Verbesserungen an der Drucklinie sowie die Kamerainstallation und die Anbindung an das Netzwerk zur Druckvorstufe noch durchgeführt werden, das soll bis Dezember erfolgen. Zudem müssen diverse Teile der Halle noch neu gestrichen und die Mitarbeiter geschult werden. Offizielles Ende ist im Februar 2019.syg