Kreistag

Förderschulen bleiben bis zum Schuljahr 2027/2028

Weiterer Betrieb in Seesen und Goslar im Lernzweig gewährleistet / Entscheidend ist Schulgesetzänderung

An der Seesener Sehusaschule können weiter auch Fünftklässler mit dem Förderbedarf Lernen eingeschult werden, dafür votierten eine große Kreistagsmehrheit am vergangenen Montag. Darüber hinaus sicherten sie damit den Fortbestand der Goslarer Pestalozzi-Schule.

Seesen/Goslar. Die Erleichterung war spürbar, nach der Kreistagssitzung gingen zahlreiche Zuhörer zu den Kreistagsmitgliedern: „Vielen Dank, dass Sie unsere Schule retten”, war zu hören. Den Beschluss, den außer die Grünen alle anderen Kreistagsfraktionen unterstützten, besiegelt vorerst die Fortführung des Förderzweiges „Lernen” bis zum Schuljahr 2027/2028 an den zwei Förderschulstandorten im Landkreis – zum einen an der Sehusaschule in Seesen und zum anderen an der Pestalozzi-Schule in Goslar.

Die Ungewissheit hat ein Ende, ab sofort dürfen sich wieder Schüler an beiden Schulen für den Förderzweig „Lernen“ anmelden. Genau das sorgt für die große Erleichterung, denn die Goslarer Pestalozzi-Schule mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“ sollte am 31. Juli diesen Jahres geschlossen werden. Eine Übergangslösung sollte es geben: Bis zum gesetzlichen Auslaufen des Schulzweiges „Lernen“ im Schuljahr 2021/22 wird dieser an der Sehusaschule Seesen erhalten. Schüler mit dem Förderbedarf „Lernen“, die nicht eine inklusive Beschulung wählen, werden künftig ausschließlich am Standort Seesen beschult, hieß es im August 2017 im Kreistag.

Sukzessiv sollten die Förderschulen mit diesem speziellen Förderzweig abgewickelt werden, Grund dafür war die Änderung des Niedersächsischen Schulgesetzes im Jahr 2012, dass die inklusive Schule – in der Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam beschult werden – einführte und zugleich die Regelungen für die Förderschulen veränderte. Seit dem Schuljahr 2013/2014 durften im Grundschulbereich keine Schüler mit dem Förderbedarf „Lernen“ mehr aufgenommen werden, seit 2015, als das erneute Schulgesetz überarbeitet wurde, dann auch nicht mehr im Sekundarbereich I – also ab der 5. Klasse.

Das hatte zur Folge, dass im Schuljahr 2017/2018 an der Pestalozzi-Schule und an der Sehusaschule im Bereich „Lernen“ keine Fünftklässler mehr eingeschult werden durften. Ein 9. Jahrgang wird letztmalig im Sommer 2021 und ein 10. Jahrgang im Sommer 2022 entlassen, lauteten die Pläne. Während diese Entscheidung, wie bereits erwähnt, schon in diesem Jahr für die Goslarer Förderschule das „Aus“ bedeutet hätte, wäre die Seesener Sehusaschule erhalten geblieben, denn hier handelt es sich um eine Schule mit den Schwerpunkten „Lernen“, „geistige Entwicklung“ sowie „körperlich und motorische Entwicklung“. Doch Schüler, Eltern und Lehrer der Pestalozzi-Schule kämpften für den Schulerhalt.

Auch in der jüngsten Kreistagssitzung wurde von SPD-Kreisrat Martin Mahnkopf das Thema Zumutbarkeit des Schulweges ins Feld geführt. Vom Goslarer Ortsteil Lochtum nach Seesen sei das nicht vertretbar. Darüber hinaus übergab im Dezember 2017 die Elternratsvorsitzende Jessica Biel in der Kreistagssitzung eine Liste mit 1.200 Unterschriften, um der Politik ein deutliches Signal zu geben, dass Schüler, Eltern und Lehrer weiter kämpfen. Auch jetzt am Montag ließen sie nichts unversucht.

Eine Schülerin aus Hahausen nahm all ihren Mut zusammen und warb im Rahmen der Einwohnerfragestunde für ein positives Votum. „Bitte ermöglichen Sie uns weiter, auch in kleinen Gruppen an der Pestalozzi-Schule lernen zu dürfen“, so die Hahäuserin im Kreistag. Hoffnung keimte nach der jüngsten Landtagswahl auf.

Denn in diesem Jahr hatten die Landtagsabgeordneten das Niedersächsische Schulgesetz wieder auf dem Tisch. Eine für die Förderschulen mit Lernschwerpunkt entscheidende Änderungen brachten sie auf den Weg: „Auf Antrag des Schulträgers kann die Schulbehörde genehmigen, dass am 31. Juli 2018 bestehende Förderschulen im Förderschwerpunkt „Lernen“ im Sekundarbereich I bis längstens zum Ende des Schuljahres 2027/2028 fortgeführt werden“, heißt es darin. Dies veranlasste die CDU-Kreistagsfraktion einen Eilantrag zu stellen, um die Pestalozzi-Schule und den Schwerpunkt „Lernen“ an der Sehusaschule zu sichern.

Ein fader Beigeschmack bleibt, im Schuljahr 2022/2023 können dann letztmalig Fünftklässler mit Förderschwerpunkt „Lernen“ eingeschult werden. Übrigens können Schüler und Lehrer der Pestalozzi-Schule im Jahr 2020 den 100. Geburtstag ihrer Einrichtung feiern. Das wollten sie nur, falls die Zukunft gesichert ist. Mit den Festvorbereitungen können sie nun starten.syg