Friedensgeläut allerorten und ökumenische Andacht in Seesen

Alle wollen gemeinsam ein deutliches Signal aussenden

In der St.-Martini-Kirche läutet die große Glocke nur zu speziellen Anlässen, am heutigen Freitagabend ist es um 18 Uhr soweit. Sie wird, wie vielerorts, zur Mahnung erklingen.

Seesen/Lutter/Bad Grund. Die Nachrichten aus der Ukraine und der Hauptstadt Kiew machen auch im 1.605 Kilomter entfernten Seesen betroffen. Russische Soldaten sind nicht nur im Nachbarland einmarschiert, sondern sie vollzogen erste Kampfhandlungen. Erste Todesopfer wurden gemeldet. Von Frieden kann keine Rede mehr sein. Aufgrund dessen werden alle Kirchen im Stadtgebiet Seesen, aber auch in Dannhausen, Hahausen, Lutter, Nauen, Neuwallmoden, Bad Grund, Gittelde, Badenhausen und Windhausen am heutigen Freitag mitunter nicht nur ein hörbares Zeichen setzen. Sie folgen dem Aufruf des Braunschweigischen Landesbischofs Dr. Christoph Meyns.

Wegen der sich zuspitzenden Situation in der Ukraine ruft die Braunschweigische Landeskirche am heutigen Freitag um 18 Uhr zu Friedensgeläut und Friedensgebeten auf. An diesemTag werden die Glocken etwas länger als sonst erklingen, drei Minuten sollen es sein. Landesbischof Dr. Christoph Meyns schreibt dazu: „Mit großer Sorge haben wir in den vergangenen Tagen und Wochen die politischen Entwicklungen im Konflikt um die Ukraine verfolgt. Die Bemühungen um eine diplomatische Lösung scheinen vorerst an ein Ende gekommen zu sein. Es deutet sich eine gewalt- und kriegsorientierte Neuordnung der politischen Verhältnisse in Europa an, mit unabsehbaren Folgen. Absehbar ist allerdings, dass das Leben von Menschen bedroht ist, sollte es zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommen. In dieser besorgniserregenden Situation können wir als Christinnen und Christen zusammenkommen und in Gebet und Fürbitte unsere Sorgen vor Gott bringen und für den Frieden beten.“

Noch am Mittwochabend haben die hiesigen Pfarrer reagiert. Einer der ersten war Rhüdens Pfarrer Johannes Koch. Am heutigen Freitag läutet die Kirchengemeinde Rhüden-Wohlenhausen um 18 Uhr die große Glocke für drei Minuten in Rhüden zur Mahnung. Wie der Kirchenmann im Gespräch erläutert, wird diese Glocke nur zu gewissen Anlässen genutzt. „Normal bei Sterbefällen morgens um 8 Uhr nach Bekanntwerden. Ansonsten bei sehr speziellen Anlässen größerer Tragweite, also eher nicht lokal bezogen“, berichtet Johannes Koch. An diesem Abend wird die große Glocke zur gleichen Zeit auch in Wohlenhausen, in Ildehausen und in Kirchberg zu hören sein.

Das volle Glockengeläut wird auch in Bornhausen, Bilderlahe und Mechtshausen zu vernehmen sein. „Freitagabend ist jeder eingeladen zum Glockengeläut innehalten und ein Gebet zu sprechen, am Sonntag im Gottesdienst wird wieder gemeinschaftlich für den Frieden gebetet“, äußert sich Bornhausens Pfarrerin Claudia Falkenreck-Wünsche dazu im Gespräch.

In Münchehof, Gittelde, Badenhausen und Windhausen läuten um 18 Uhr die Glocken. In der St.-Martin-Kirche Badenhausen findet um die Uhrzeit ein Friedensgebet statt, zu dem die Kirchengemeinde herzlich einlädt. In der Bergstadt Bad Grund werden die Glocken der St.-Antonius-Kirche länger als sonst um diese Uhrzeit zu hören sein, „Wir machen da auch mit“, bestätigt Pastorin Astrid Schwerdtfeger auf Nachfrage.

Am Donnerstag griffen viele Verantwortliche zum Telefonhörer, um für den Folgetag dieses Friedenssignal zu organisieren. Wie der Seesener Pfarrer Tim-Florian Meyer dem „Beobachter“ mitteilte, werden die Seesener sogar eine ökumenischen Botschaft aussenden. Sie führen um 18 Uhr eine ökumensische Friedensandacht in der St.-Andreas-Kirche in Seesen durch. Mit dabei ist auch der katholische Pfarrer Stefan Lampe, der sofort zugesagt hatte, wie sein evangelische Kollege Tim-Florian Meyer bestätigte.

Zudem teilte der Seesener Pfarrer Thomas Weißer dem „Beobachter“ noch mit, dass selbstverständluch auch die Kirchenglocken um 18 Uhr etwas länger in Engelade, Herrhausen und Dannhausen erklingen werden.

Der Lutteraner Pfarrer Sebastian Schmidt, der bekanntlich fürs Neiletal, zuständig ist, hatte das Glockengeläut mit den Verantwortlichen vor Ort abgestimmt. Am frühen Nachmittag teilte er dann dem „Beobachter“ mit, dass auch in Hahausen, Lutter, Nauen und Neuwallmoden die Kirchenglocken für den Frieden zu hören sein werden. „Obendrein werde ich das in meiner Fürbitte am Sonntag mit aufnehmen“, äußerte sich Sebastian Schmidt.
Landesbischof Dr. Christoph Meyns hatte neben seinem Aufruf an die Kirchengemeinden auch zwei Friedensgebte (siehe Infokasten) mitgeschickt. Eins davon können die Christen während des Glockengeläuts mitsprechen.syg