Fünf Stunden höchste Konzentration

Besonderer Filmdreh der ehemaligen Schüler der 8d an der Oberschule Seesen

Christoph Huber von „stille hunde“ agiert hier gemeinsam mit den ehemaligen Schülern der 8 d in einer Szene des Stück „Die Besserung“. Gedreht haben sie in der Aula des Schulzentrums.

Seesen. Höchste Konzentration. Diese gut fünf Stunden verlangen den Akteuren alles ab. Drehort ist an diesem Tag die Aula im Schulzentrum Seesen. Stefan Dehler und Christoph Huber vom Ensemble „stille hunde“ und die ehemaligen Seesener Oberschüler der 8d – jetzt alle in verschiedenen neunten Klassen aufgeteilt – agieren an diesem Tag in einem tollen, bewegenden Theaterstück. Dies wird nicht vor Publikum gespielt, sondern filmisch festgehalten.

„Es ist so wahnsinnig, wie sich unsere Schüler in der kurzen Zeit entwickelt haben und wie sie alle zusammen agieren“, berichtet Svenja Rüffer, Projektlehrkraft an der Oberschule Seesen, im Gespräch. Dahinter steckt mittlerweile ein anderthalb Jahre andauerndes landeskirchliches Projekt aus dem Religionsunterricht. „Religion an der Oberschule wahrnehmen und begleiten“, so lautet der Titel, im Rahmen dessen geht es um den religionshistorischen Bereich „Kirche und Jugend in der NS-Zeit und heute“. Hier kam das Göttinger Theater-Duo „stille hunde"mit Stefan Dehler und Christoph Huber ins Spiel. In Zusammenarbeit mit Diakon Heiko Grüter-Tappe und den Projektlehrkräften Svenja Rüffer, Jonas Weinmeister und Pascale le Blond. Gefördert wird das Projekt von der braunschweigischen Landeskirche, dem ARPM, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und dem Bundesprogramm „Demokratie leben". Vor den Sommerferien absolvierten die Oberschüler mit Stefan Dehler und Christoph Huber theaterpädagogische Übungen, der „Beobachter“ berichtete, jetzt folgte der nächste Schritt, der ursprünglich gar nicht vorgesehen war.

Ein großes Problem tauchte auf: „Die Besserung“ vor großem Publikum in Coronazeiten aufzuführen, ist nicht realisierbar. Doch dem Publikum sollte auf der anderen Seite nicht verborgen bleiben, wie viel Herzblut die Oberschüler ins Projekt steckten und welches Talent sie mitbringen. So kamen sie, zusammen mit Stefan Dehler und Christoph Huber auf die Idee, einen Film zu drehen.

Im Mittelpunkt des Theaterstücks „Die Besserung“ steht das Leben des vierzehnjährigen Franz, der 1942 bei den NS-Jugendbehörden als „Herumtreiber“ und "Pubertätsversager" aktenkundig wird und nach zwei Fluchtversuchen aus dem Jugendheim in das sogenannte „Jugendschutzlager“ Moringen überstellt wird. Die Geschichte des Häftlings Franz ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, in der zwei Söhne sich über das aus Scham von ihren Vätern lange verschwiegene Geheimnis der KZ-Haft austauschen. Mühsam tragen sie das Wissen über die Geschichte des Jugend-KZ zusammen, über das sie in diesem Moment genauso wenig informiert sind wie die Zuschauer, heißt es dazu. In Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Moringen entstand es und wurde bereits 2009 uraufgeführt. Eine neuer Weg, um Historie greifbar zu machen. Nunmehr auch in Seesen.

Die Oberschüler waren hoch konzentriert. Hatten sich intensiv vorbereitet. Ärgerten sich, wenn etwas nicht auf Anhieb klappte. Beim Filmdreh kein Problem, dann wird die Szene noch einmal gedreht. Das Material ist im Kasten. Chrsitian Ewald übernahm den Dreh, ihm obliegt nun die Endproduktion. Wann und wie diese zu sehen sein wird, ist derzeit noch vollkommen offen.syg