Geplanter Kunstrasenplatz in Seesen sorgt weiterhin für Diskussionsstoff

SPD-Stadtratsfraktion beschäftigen sich abermals mit der Sportentwicklung sowie der Sportförderung

Der FC Seesen möchte einen neuen Kunstrasenplatz und ein neues Vereinsheim. Ein Sponsor steht bereit, zusätzlich sollen öffentliche Gelder fließen. Bevor das geschieht, erwartet die SPD, dass ein Nutzungskonzept vorgelegt wird, das klärt, wer den Platz wann nutzen kann.

Seesen. Die Mitglieder der SPD-Stadtratsfraktion beschäftigen sich im Rahmen ihrer letzten Sitzung abermals mit dem Thema der Sportentwicklung sowie der Sportförderung. Grund hierfür ist die jüngste Beschlussvorlage der Verwaltung zur Gewährung eines Zuschusses für den Bau eines Kunstrasenplatzes und die Errichtung eines neuen Funktionsgebäudes auf dem Schildausportplatz, die am kommenden Montag im Jugend-, Sozial- und Sportausschuss behandelt werden soll.

Der FC Seesen, der seit letztem Jahr Pächter des im Eigentum der Stadt Seesen stehenden Sportgeländes ist, hat einen entsprechenden Zuschussantrag auf Förderung gemäß der im Dezember beschlossenen Sportförderrichtlinie von insgesamt 450.000 Euro an die Stadt Seesen gestellt. Den Rest der Gesamtbaukosten von über einer Million Euro, möchte der Verein mit Hilfe eines finanzstarken Sponsors (namentlich Pascal Herrewyn) sowie erhofften Mitteln des Landessportbundes finanzieren. Die Zuschüsse sollen laut Beschlussvorschlag entsprechend dem Baufortschritt in den kommenden drei Jahren seitens der Stadt ausgezahlt werden.

Ein neues Funktionsgebäude für den FC Seesen

Die SPD-Fraktion kann den Wunsch des Vereins nach einem neuen Vereinsheim, aufgrund des inzwischen deutlich in die Jahre gekommenen Funktionsgebäudes durchaus nachvollziehen. Sieht aber die Voraussetzungen für eine objektive Entscheidung noch nicht gegeben. „Es gibt neben dem Schildausportplatz auch noch einige weitere Sportstätten im Stadtgebiet, die dringend einer Sanierung bedürfen“, erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Frank Hencken.

Nach Meinung der Sozialdemokraten müsse man sich vor der Entscheidung in Bezug auf eine Förderzusage einen Überblick über den baulichen Zustand alle städtischen und vereinsgeführten Sportstätten verschaffen.

Auch das Sportentwicklungskonzept, das unter Beteiligung aller Seesener Sportvereine Ende letzten Jahres durch die Universität Göttingen erstellt wurde, rät zu solch einer Erhebung. So werden im Maßnahmenplan zur Sanierung bestehender Sportanlagen der Aufbau eines Sportstätten-Katasters und die Entwicklung eines langfristigen Sanierungsplans durch die Verwaltung der Stadt Seesen empfohlen.

„Wir hatten solch ein Sportstätten-Kataster in den letzten Monaten immer wieder als notwendige Entscheidungshilfe eingefordert, bisher leider ohne Erfolg“, so Andrea Melone. Für eine objektive Entscheidung setzt auch die Sportförderrichtlinie nach § 7 eine entsprechende Bewertung nach vorgegebenen Kriterien voraus. Diese erforderliche Bewertung liege der Beschlussvorlage aber nicht bei, insofern sind die Voraussetzungen für eine Gewährung von Zuschüssen nach Ansicht der SPD-Fraktion aktuell nicht gegeben.

SPD: „Ein gemeinsames Nutzungskonzept ist gefragt!“

Neben der Errichtung eines neuen Vereinsheimes steht der Umbau des Hartplatzes in ein Kunstrasen-Fußballfeld auf dem Wunschzettel des FC Seesen. Denn das Deckschichtmaterial des Hartplatzes ist mittlerweile in die Jahre gekommen und abgespielt. Immerhin 650.000 Euro soll der „Edel-Rasen“ laut Vereinsangaben kosten, wobei bis zu 50 Prozent durch Steuergelder finanziert werden müssten.

Braucht ein so junger Fußballverein, der aktuell in der 1. Nordharzklasse spielt – aus sportlicher Sicht – wirklich solch ein hochwertigen Platz? Eine Frage, die auch die Verantwortlichen des Vereins nicht uneingeschränkt bejahen wollten. Vielmehr möchte der Verein dem Wunsch der jungen Spieler nachkommen und entsprechende Anreize bieten. Ein Wunsch der durchaus nachvollziehbar ist. Aber rechtfertig das alleine, die nicht unerhebliche Ausgabe von öffentlichen Mitteln?

Nach Meinung der SPD-Fraktion könne es aber dennoch sinnvoll sein, ein Kunstrasenplatz für alle Fußballtreibenden Vereine im Stadtgebiet vorzuhalten. Insbesondere um den saisonübergreifenden Spiel- und Trainingsbetrieb sicherzustellen, der ansonsten auf klassischen Rasenspielfeldern manchmal nur schwer möglich ist. Dieses sei im Übrigen nicht nur die Position der SPD-Fraktion, so Hencken, sondern auch die Handlungsempfehlung zur Sicherung und zum Ausbau der Sportinfrastruktur aus dem besagten Sportentwicklungskonzept, in dem es im Weiteren heißt: „Allerdings ist eine solche Erweiterung nur möglich, wenn die fußballspielenden Vereine der Stadt Seesen ein gemeinsames Nutzungskonzept erarbeiten und damit eine gemeinsame Nutzung möglich wird“.

Um dieses umzusetzen, müsste nach Ansicht der SPD-Fraktion eine angemessene Mitnutzung aller Fußballvereine im Stadtgebiet in Relation zur finanziellen Beteiligung der Stadt an den Kosten gebracht werden. Im Weiteren ließe sich die Vergabe der Nutzungszeiten ebenso wie die in den städtischen Sporthallen regeln. Es stelle sich des Weiteren die Frage, inwieweit der Stadtsportring als Interessenvertretung aller Sportvereine überhaupt in die Sportstättenentwicklung eingebunden wurde?

Von einem weitreichenden Nutzungskonzept, welche alle Fußballvereine beinhaltet, sei zumindest in dem Vertragsentwurf zwischen der Stadt Seesen und dem FC Seesen nichts zu lesen und muss nach Ansicht der SPD deutlich nachgebessert werden. Ohne die von der SPD-Fraktion genannten Voraussetzungen und Nachbesserungen werde man dem Beschlussvorschlag nicht zustimmen können, erklärt die Fraktionsvorsitzende Andrea Melone abschließend.

Die Zukunft des Sports oder der Weisheit letzter Schluss?

Aber wie soll es jetzt in Sachen Sportentwicklungskonzept und Sportförderung grundsätzlich weitergehen? Mit dem Bericht zur Sportentwicklung (Sportförderkonzept) von der Universität Göttingen wurde nach Ansicht der SPD ein „guter Grundstein für eine zukunftsfähige Sportentwicklung in Seesen und seine Ortsteile gelegt“.

Die Anpassung der Sportförderrichtlinie in Bezug auf eine höhere Jugendförderung, die Möglichkeit einer Bezuschussung für Sanierungsmaßnahmen sowie die Gleichstellung aller Sportvereine in Bezug auf die Förderfähigkeit, für die sich insbesondere die SPD-Fraktion eingesetzt hat, sei sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.

Aber eine überarbeitete Sportförderrichtlinie und die beabsichtige erhebliche Förderung dreier einzelner Sportvereine kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein, heißt es seitens der Sozialdemokraten. „Das Sportförderkonzept gilt es nun zukunftsfähig mit Leben zu füllen, indem wir beispielsweise einen langfristigen Sanierungsplan aufzustellen“, sagt Frank Hencken. Um den Sport in Seesen kontinuierlich weiterzuentwickeln, hatte die SPD-Ratsfraktion in ihrem Antrag zum Sportförderkonzept, einen regelmäßigen Runden Tisch mit Vertretern aus Sport, Politik und Verwaltung gefordert.
Aber auch diese Forderung scheint für einige zu dynamisch, zu anstrengend oder einfach nicht gewollt zu sein, so die SPD abschließend.red/uk