Gute Nachrichten: Seesen ist ein bisschen sicherer geworden

Kriminalitätsstatistik 2017 lässt Rückgang von Straftaten sichtbar werden / Aufklärungsquote gestiegen

Ein erfreulicher Trend: Im Jahr 2017 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Seesen insgesamt 1.431 Straftaten verzeichnet. Dieses stellt im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von insgesamt 135 Taten dar. Innerhalb der letzten zwei Jahre nahm die Kriminalitätsrate damit um mehr als 300 Delikte ab. Dies ist ein Rückgang von 8,62 Prozent.

Seesen. Seesen ist sicherer geworden. Das zumindest ist dem Bericht zu entnehmen, den das Polizeikommissariat Seesen in dieser Woche vorgestellt hat. Die Straftaten sind zurückgegangen, die Aufklärungsquote gestiegen. Aber: es gibt auch Entwicklungen, die Sorgen bereiten. So ist die Gewaltbereitschaft gegenüber Einsatzkräften angestiegen, und auch die Internetkriminalität hat zugenommen. Traurig: In Seesen gab es im vergangenen Jahr einen Rauschgifttoten.

Im Jahr 2017 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Seesen insgesamt 1.431 Straftaten verzeichnet, wie der Leiter des PK Seesen im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterte. Dieses stellt im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von insgesamt 135 Taten dar. Innerhalb der letzten zwei Jahre nahm die Kriminalitätsrate damit um mehr als 300 Delikte ab. Dies ist ein Rückgang von 8,62 Prozent.

Historisch ist für das PK Seesen die vorzuweisende Aufklärungsquote. Mit einem Wert von 66,46 Prozent wurde in Seesen jede zweite Straftat im Jahr 2017 aufgeklärt. Im Vergleich zu 2016 stieg die Anzahl an aufgeklärten Taten damit um mehr als zehn Prozent.

Unter der kriminologischen Bezeichnung „Straßenkriminalität“ werden Taten notiert, die im öffentlichen Raum, zum Beispiel zu öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen, einen direkten Bezug haben. Im Berichtszeitraum 2017 ist hier ein signifikanter Rückgang von 18,22 Prozent zu verzeichnen. Wurden im Jahr 2016 noch 225 Delikte notiert, waren es im Vergleichszeitraum 2017 nur noch 184 Straftaten.

„Insbesondere vor dem Hintergrund, das subjektive Sicherheitsgefühl in unserer Stadt weiter zu stärken, ist diese Entwicklung als positiv zu bewerten”, erläutert Brandes. Als Gründe für diesen Rückgang sind verstärkte Präsenzaktivitäten im öffentlichen Raum sowie die Intensivierung der Präventionsarbeit zu nennen.

Straftaten gegen Einsatzkräfte

Sowohl bei Gewaltdelikten gegen Polizeivollzugsbeamte als auch gegen Mitarbeiter des Rettungsdienstes ist eine erhöhte Gewaltbereitschaft wahrnehm- und feststellbar. Dieser Zunahme gelte es zukünftig, konsequent entgegenzuwirken. Zu prüfen gilt es hierbei, ob als Auslöser für solche Aggressionshandlungen bestimmte Veranstaltungen oder alltägliche Dienstgeschehnisse heranzuziehen sind.

Häusliche Gewalt: Bei diesem Kriminalitätsphänomen ist in Seesen ein Anstieg von mehr als 19 Prozent zu verzeichnen. In der Vielzahl der Fälle Häuslicher Gewalt sind Frauen als Opfer betroffen. Erscheinungsformen sind hierbei Körperverletzungsdelikte sowie Nötigungen oder Bedrohungen. Mittlerweile gut funktionierende Netzwerke sowie ein gesteigertes Anzeigeverhalten der Opfer tragen zu einer Dunkelfeldaufhellung bei und geben so einen ersten Ansatz zur Erklärung dieser gesteigerten Zahlen.

Wohnungseinbruchsdiebstahl: Der Zutritt Unberechtigter in die abgeschirmte und intime Privatsphäre unserer Bürgerinnen und Bürger stellt einen erheblichen Eingriff in die grundgesetzlich geschützte Position des Rechts auf Unverletzlichkeit der Wohnung dar. Insbesondere die psychischen Auswirkungen solcher Taten sind bei betroffenen Bürgerinnen und Bürgern noch Monate oder sogar Jahre später spürbar. Brandes: „Vor diesem Hintergrund ist es sehr erfreulich, dass in unserem Zuständigkeitsbereich die Straftaten um mehr als zwei Drittel zum Vorjahr gesenkt werden konnten.“ Lediglich zehn Taten wurden 2017 verzeichnet. Mit einem Rückgang von 71,43 Prozent zum Jahr 2016 und einer in diesem Bereich über dem Landesdurchschnitt liegenden Aufklärungsquote von 30 Prozent tragen gezielte Überwachungs- und Aufklärungsmaßnahmen sowie optimierte und erweiterte Fahndungsmöglichkeiten zu diesem Erfolg bei.

Sonstige Eigentumskriminalität: In den Deliktgruppen sind vornehmlich ebenfalls Fallzahlenrückgänge zu vermelden. Insbesondere konnte bei den Diebstählen an/aus Kraftfahrzeugen eine Reduzierung von 105 auf 82 Taten (-21,9 Prozent) verzeichnet werden. Eine geringfügige Ausnahme bei dieser positiven Entwicklung bildet das Aufkommen bei den Fahrraddiebstählen. Hier ist ein Anstieg von elf Taten auf insgesamt 21 Taten festzustellen. Hervorzuheben ist, dass hiervon insgesamt 14 Taten erfolgen konnten, ohne dass die Fahrräder gesichert waren!

Gesondert betrachtet werden müssen in diesem Phänomenbereich die Tank- und Rast-Anlagen (TuR-Anlagen) entlang der Bundesautobahn 7. Sowohl die Rast-Anlage Harz (Ost und West) als auch die Parkplätze Schwalenberg und der Autohof Rhüden sind immer wieder Ziel sogenannter „Ladungsdiebstähle. Im vergangenen Jahr waren hier mehr als 30 Taten zu verzeichnen. Landesweit ist hier ein Anstieg festzustellen. Die konzeptionelle Entwicklung von präventiven und auch repressiven Vorhaben (zum Beispiel Kontrolldruck erhöhen oder zentrale Sachbearbeitungen gewährleisten) zur Bekämpfung solcher Taten befindet sich in der Planung und Abstimmung.

Internet/Vermögen: Im Detail ist die Verminderung der Waren- und Warenkreditbetrügereien im Jahr 2017 hauptsächlich auf einen Rückgang der Tankbetrügereien an den Tankstellen der TuR-Anlagen Harz Ost und Harz West zurückzuführen. Während im Jahr 2016 noch 337 Betrüger tätig waren, wurden 2017 lediglich 266 Delikte notiert (-21,07 Prozent). Die Zunahme sonstiger Betrugsarten ist hauptsächlich auf einen Anstieg beim Leistungskreditbetrug (+7 Taten) und Sozialleistungsbetrug (+5 Taten) zu begründen.

Eine deutlich spürbare Steigerung weisen Straftaten auf, die mittels „Internet“ begangen worden sind. Hier ist im Bezugsjahr ein Anstieg von 22 auf insgesamt 100 Taten (+ 28,21 Prozent) festzustellen.

Betäubungsmittelkriminalität: Die Zahl der „Rauschgiftdelikte“ konnte im Jahr 2017 auf 38 Delikte gesenkt werden. Dieser Wert stellt zum Vorjahr einen Rückgang von 51,9 Prozent dar. Diese Momentbetrachtung ist erfreulich, darf jedoch nicht dazu verleiten, Kontrollmaßnahmen an „szenenbekannten“ Orten zu reduzieren oder gar einzustellen. Thomas Brandes: „Wir werden auch weiter die Entwicklung dieses Phänomens im Blick haben, um negativen Tendenzen von Anfang an konsequent entgegenzuwirken“.

Ergänzend zum bislang dargestellten Kriminalitätsgeschehen ist eine deutliche „Verrohung“ der Gesellschaft auch in Seesen wahrnehmbar. Nicht nur die Zunahme der Beleidigungsdelikte (+48 Prozent auf insgesamt 83 Taten) und der dargestellte Anstieg von Gewaltdelikten gegen Polizeivollzugsbeamte/-innen und Einsatzkräfte des Rettungsdienstes zeigen, dass in der heutigen Zeit sowohl verbal als auch körperlich versucht wird, Sachverhalte zu lösen. Diese Entwicklung ist auch bei Körperverletzungsdelikten vorzufinden, wo im vergangenen Jahr 144 Taten (+34,58 Prozent) vermerkt werden mussten.uk