Herausforderungen der Corona-Pandemie meistern

Wöchentlich erhalten etwa 300 arme Haushalte Lebensmittel durch die Tafel

Aufgrund der Corona-Pandemie finden Begegnungen zwischen Kunden und Helfern auf Abstand, mit Masken und unter Schutzmaßnahmen eingeschränkt statt. Marion Deerberg (Mitte) mit zwei Ehrenamtlichen Helferinnen bei der Vorbereitung der Lebensmittelausgabe.

Seesen. Bei den Kundinnen und Kunden der Tafel Seesen ist das Geld knapp, oft fehlt es am Notwendigsten. Gleichzeitig werden auch vor Ort bei lokalen Händlern und Herstellern immer noch viele Lebensmittel weggeworfen. Ob Milchprodukte, die sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum nähern, Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern oder Brot, das bis zum Abend nicht verkauft wurde. All das und noch vieles mehr, werden bei Händlern und Herstellern aussortiert und landet viel zu oft in der Tonne. Mit der Gründung der Tafel Seesen (ehemals Seesener Tafel) im Jahr 1999 haben Helferinnen und Helfer den Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung aufgenommen. Dabei folgen sie dem bestechend einfachen Motto: „Lebensmittel retten. Menschen helfen“.

Inzwischen sind es rund 30 Helferinnen und Helfer die sich neben Schule, Studium, Beruf oder im Ruhestand für die Arbeit der Tafel Seesen engagieren. Sie sammeln gespendete Lebensmittel bei lokalen Supermärkten, Discountern und Bäckereien ein, beladen und entladen das Tafel-Fahrzeug, sortieren die Lebensmittel und verteilen sie in der Ausgabestelle der Tafel Seesen an armutsbetroffene Menschen.

Über 100.000 Kilogramm Lebensmittel werden so jährlich von den ehrenamtlichen Tafel-Helferinnen und -Helfern vor der sinnlosen Verschwendung gerettet. Der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hat auch die Tafel Seesen vor die größte Herausforderung ihres 20-jährigen Bestehens gestellt. Plötzlich funktionierten Arbeitsabläufe nicht mehr, Abstände mussten eingehalten und Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.

Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie

Um trotz der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie weiterhin möglichst viele bedürftige Menschen zu unterstützen, wurde die Arbeit der Tafel Seesen neu strukturiert und organisiert. Die Helferinnen und Helfer haben begonnen Lebensmitteltüten, -kisten und -taschen vorzupacken und diese am Fenster oder an der Tür zur Ausgabestelle der Tafel auszugeben. Für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen haben sie einen Lieferdienst auf- und ausgebaut. Darüber hinaus wurden die Tafel-Räumlichkeiten mit Schutzvorrichtungen, wie zum Beispiel Schutzwänden und Markierungen auf den Böden, die als Leitsystem dienen, ausgestattet. All diese Maßnahmen führten dazu, dass die Arbeit der Tafel Seesen aufwendiger geworden ist. „Seit Ausbruch der Corona-Pandemie findet bei der Tafel Seesen kein Normalbetrieb statt. Da der größte Teil der Ehrenamtlichen zur Risikogruppe gehört, mussten wir die Tafel-Arbeit auf die neuen Bedingungen einstellen. Dank einer Umstrukturierung konnten wir die Ausgabestelle geöffnet halten und die Kundinnen und Kunden unter entsprechenden Hygienemaßnahmen mit Lebensmittelspenden weiterhin unterstützen. Über einen Lieferdienst werden gesundheitlich beziehungsweise eingeschränkte Tafel-Kunden regelmäßig mit Lebensmitteln unterstützt.

Rund 30 Tafel-Ehrenamtliche sind auch in Zeiten von Corona für Menschen in akuten Notsituationen weiter im Einsatz. Gleichzeitig steigen jedoch die Anforderungen an das Ehrenamt und auch die Tafel-Arbeit wird dadurch immer anspruchsvoller“, erzählt Marion Deerberg, verantwortlich für die Tafel Seesen und ihren Trägerverein.

Ein wichtiger sozialer Ankerpunkt im Alltag

Und sie berichtet weiter: „Auch wenn wir nur unterstützend tätig sind und es keinen Rechtsanspruch auf unsere Hilfe gibt, versuchen wir auch in diesen schwierigen Zeiten die Folgen von Armut etwas zu lindern und den Betroffenen den Alltag etwas zu erleichtern. Unsere Lebensmittelausgabe ist für die Tafel-Kundinnen und -Kunden ein wichtiger sozialer Ankerpunkt in ihrem Alltag, der sonst durch Sorgen, Nöte oder Einsamkeit bestimmt ist. Die Tafel-Kunden erhalten nicht nur hochwertige Lebensmittel, sondern auch ein offenes Ohr für ihr Schicksal. Aufgrund der Corona-Pandemie finden Begegnungen zwischen Kunden und Helfern auf Abstand, mit Masken und unter Schutzmaßnahmen eingeschränkt statt. Gespräche sind nur ganz kurz oder gar nicht möglich. Trotz Abstand wollen wir füreinander da sein und armutsbetroffenen Menschen, ganz besonders ihren Kindern, in ihrer Notlage helfen“.

Wöchentlich unterstützen die Helferinnen und Helfer der Tafel Seesen in der aktuellen Situation knapp 300 armutsbetroffene Haushalte. Die Betroffenen sind auf existenzsichernde Leistungen wie ALG II, Grundsicherung oder Sozialhilfe angewiesen.red