Herrhäuser Brandschützer treffen sich jetzt zum virtuellen Dienst

Besondere Maßnahme in ungewöhnlichen Zeiten / Auch die Jugendfeuerwehr macht mit

So sieht der Videodienst der Einsatzabteilung aus.

Herrhausen. Donnerstag, 19.30 Uhr, Herrhausen. Für die Brandschützer beginnt jetzt der Dienst. Doch seit zwei Wochen ist dieser anders, statt zum Feuerwehrhaus gehen alle in ihr Arbeits- oder ins Wohnzimmer, halt dahin, wo der Computer steht. Denn die Herrhäuser Brandschützer treffen sich zum virtuell Dienst. Auch für sie Neuland.

Bekanntlich sind aufgrund der Corona-Pandemie alle Dienste bei den Feuerwehren im Seesener Stadtgebiet ausgesetzt, um für den Ernstfall einsatzfähig zu bleiben. „Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen“, sagt der designierte Ortsbrandmeister Markus Klaßen. Und deshalb wurde kurzerhand über ein Programm für Videokonferenzen der Dienst organisiert. Zuletzt trafen sich die Herrhäuser Brandschützer am 6. März zum offiziellen Dienst in ihrem Feuerwehrgerätehaus. Nach zwei Stunden gingen sie auseinander. Seitdem gab es noch einen Einsatz bei Fermacell am 16. März. Kontakte, wie sie es sonst wöchentlich pflegen, gab und gibt es nicht. Allein für Markus Klaßen hieß es von 100 auf Null. Vor der Krise drehte sich bei ihm an fünf Tagen die Woche alles um Feuerwehr. „Jetzt gar nichts mehr, ist ganz seltsam“, gesteht er im Gespräch ein. Daher kam dem Herrhäuser die Idee mit dem Onlinedienst.

Für alle ist es Neuland. Problem ist halt, dass sie allen, die zwar die nötigen technischen Voraussetzungen zu Hause haben, aber nicht wissen, wie sie eingesetzt werden, nicht helfen dürfen. Denn nach wie vor gilt: Abstand halten. Daher waren erst einmal zehn der 28 aktiven Brandschützer der Einsatzabteilung mit dabei. „Es ist einfach wieder schön mit den Kameradinnen und Kameraden zu sprechen und sich zu sehen, auch wenn es nur über den Computer oder das Handy ist“, unterstreicht Markus Klaßen.

Zwei Dienste gab es bisher. Beide drehten sich um die Feuerwehr-Dienstvorschrift (FwDV) 3. Geregelt sind hier die Einheiten im Lösch- und Hilfeleistungseinsatz. Halt Dinge, die jeder Brandschützer verinnerlicht haben muss, wenn beispielsweise um 3 Uhr nachts der Pieper geht und die Feuerwehr ausrücken muss. Ziel des Dienstes ist es, die Einsatzabteilung weiterhin in dem Thema „Feuerwehr“ zu schulen und so auch die Einsatzbereitschaft sicherzustellen. Doch eine Einschränkung gibt es.

„Wir können leider nur theoretischen Unterricht vermitteln, obwohl das Wetter eigentlich bestens für praktische Übungen geeignet wäre. Aber auch dieser Unterricht hilft uns im Thema Feuerwehr auf dem Laufenden zu bleiben“, erzählt Markus Klaßen im Gespräch. Eigentlich frischen sie die theoretischen Grundlagen sonst eher in den Wintermonaten auf, wenn die äußeren Bedingungen keinen Dienst zulassen, dann gibt es nun eben eine Verlängerung. Für diese Woche hat der designierte Herrhäuser Ortsbrandmeister Fahrzeug- und Gerätekunde für das zweistündige, virtuelle Treffen angesetzt.

Herrhausens Brandschützer gehen noch einen Schritt weiter. Was bei den Erwachsenen funktioniert, kann ja auch für die Nachwuchsbrandschützer nicht verkehrt sein. So hat die Herrhäuser Jugendfeuerwehr ebenfalls bereits einen Online-Dienst durchgeführt. „Sicherlich ist hier das Thema Unterricht zweitrangig. Die Kinder und Jugendlichen konnten aber wieder ihre Kameradinnen und Kameraden sehen sowie auch ihren Dienstanzug anziehen“, berichtet Jugendfeuerwehrwart Frederik Folchmann. Er und Markus Klaßen wollen sich überlegen, ob sie den Dienst nun jeder Woche oder aller zwei Wochen anbieten. Stattfinden wird er auf alle Fälle.

Die Verantwortlichen werden den Jugendlichen dann auch kleine Hausaufgaben aufgeben, die dann beim virtuellen Treffen besprochen werden. Die notwendigen Materialien, um die Feuerwehrfragen zu lösen, hat ja jeder zu Hause zur Verfügung. Aber hier werden auch Spiele nicht zu kurz kommen. Denkbar ist unter anderem Galgenraten mit Feuerwehrbegriffen.

Besondere Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen, diese ist nur eine davon.syg