107 Corona-Schnelltests in vier Stunden

Der „Beobachter“ besuchte das von der Stadt und dem DRK-Ortsverein Seesen betriebene Testzentrum / Erst Erkenntnisse gab es

Vom geschultem Personal wird die Probe genommen.

Seesen. Wilfried Wende, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Seesen, hat im Rahmen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit bereits eine ganze Menge erlebt. Doch ein Testzentrum innerhalb weniger Tage gemeinsam mit der Stadt Seesen aus dem Boden zu stampfen und zu betreiben, ist für alle Neuland. „Ich bin unheimlich Stolz, solch ein Team hinter mir zu wissen“, so ein erstes Fazit am Dienstag nach der Premiere. Seit Montagnachmittag fungieren Foyer und Bürgersaal des Jacobson-Hauses als Testzentrum. Dabei zeigte sich, einige Dinge, die verbessert werden können, werden erst in der Praxis sichtbar. Das Postive aber zuerst, innerhalb von vier Stunden ließen sich 107 Seesener testen, alle negativ.

Zuvor kümmerten sich am Sonnabend Bürgermeister Erik Homann, Fachbereichsleiter Wolfgang Jakobi, der Personalratsvorsitzende Stefan Bettner und Stadtsprecherin Beatrice-Arianne Dziuba an der Telefonhotline um die Terminvergabe. Von 13 bis 17 Uhr meldeten sich 107 Personen zum kostenlosen Corona-Schnelltest an, am Dienstag waren es 48 Seesener. „Die Resonanz war sehr positiv. Ich freue mich, dass wir unseren Einwohnern einen kostenlosen Test hier zentral in Seesen anbieten können“, so die erste Bilanz des Bürgermeisters.

Klar war allen, ohne Konzept keine Genehmigung seitens des Landkreises. Darum kümmerten sich Carsten Wende und Stephan Schrader vom DRK-Ortsverein Seesen. Zusammen mit dem Seesener Hausarzt Steffen Pallinger verfassten sie ein gut 30-seitiges Konzept, das unter anderem einen Hygiene- und einen Ablaufplan enthält.

Im Seesener Jacobson-Haus herrscht ab sofort Linksverkehr, damit jede Station nur einmal passiert wird. Die Strecke ist so aufgebaut, dass jeder vier Stationen plus Wartessaal absolvieren muss. Zu aller erst geht es zur Anmeldung, bei der sie ein Formular ausfüllen müssen. Laut Wilfried Wende dauert das gut 15 Minuten, dabei zeigte sich am ersten Tag, dass die Formulare optimiert werden sollten. So fehlte beispielsweise eine Zeile zum Eintragen, dadurch übersah der eine oder andere eine weitere Angabe, die notwendig ist. Das ist mittlerweile behoben. Weiter geht es in den Wartebereich. Wenig später wird derjenige in den Bürgersaal zur Testkabine geholt. Zwei sind aufgestellt. Angst vor dem Schnelltest braucht niemand zu haben. Behutsam gehen die Tester, die Vollschutz tragen, vor. „Wir haben uns bewusst gegen den tiefen Rachenabstrich entschieden, der nicht so angenehm ist“, erklärt Wolfgang Jakobi, Fachbereichsleiter zentrale Dienste der Stadt Seesen, im Gespräch. Ist der Abstrich genommen, wird der ausgewertet. An diesem Tisch saß an diesem Tag Wilfried Wende. Auf dem Schnelltest werden die Nummer, um diesen der Person zuordnen zu können, und die Uhrzeit, wann er genommen wurde, mit schwarzem Stift draufgeschrieben. Das Ergebnis samt Bescheinigung plus Stempel, um diesen Fälschungssicher zu machen, gibt es nach gut einer viertel Stunde am Servicepunkt. Gültig ist der Test dann für 24 Stunden.

Natürlich gibt es ein Szenario beziehungsweise eine Vorgehensweise, falls ein Test positiv ausfällt. Laut Wilfried Wende wird dann ein zweiter Test absolviert, die Meldung ergeht an das Gesundheitsamt. „Zudem müssen wir die Testkabine erst einmal sperren, alles noch gründlicher desinfizieren und derjenige, der den Test durchführt, muss einmal seine komplette Kleidung wechseln“, erläutert der DRK-Ortsvereinsvorsitzende. Sonst tauscht er nach jedem Test die Handschuhe.

Eines ist klar, Seesens Rotkreuzler leisten dies ehrenamtlich. Wilfried Wende steht hier ein Team von 40 Personen zur Verfügung. Bei Bedarf kann er auch die Mitglieder der Einsatzabteilung der DRK-Ortsvereine aus Münchehof, Hahausen und Lutter dazuholen. Doch sie haben die Schlagzahl in puncto Tests pro Stunde etwas reduziert. Statt bisher 32 Personen innerhalb von 60 Minuten, die getestet werden können, sind es nun 24. Zudem haben die Rotkreuzler auf Schichtbetrieb umgestellt. Heißt, nach zwei Stunden wird das Team getauscht, acht Personen sind vor Ort nötig.

Eine Sache ist im Gespräch mit den Beteiligten mehrfach zu hören: „Wir leben in der Lage“. Keiner weiß, wie groß der Bedarf nach den kostenlosen Corona-Schnelltests in den kommenden Tagen und Wochen sein wird. „Wir können das Ganze immer dem Bedarf anpassen“, äußert sich Wolfgang Jakobi. Gerne unterstützt die Verwaltung laut dem Fachbereichsleiter weitere Akteure, wenn sie in den Seesener Stadtteilen solch ein Testzentrum vor Ort anbieten wollen. Laut Wolfgang Jakobi gab es bereits Anfragen.

Getestet wird diese Woche erst einmal von 15.30 bis 19.30 Uhr. Dann ziehen alle Bilanz und schauen, in welcher Intensität dieses in der kommenden Woche weiter geht. Geschaltet bleibt erst einmal auch die Hotline für die Anmeldung. Unter der Telefonnummer (05381) 75222 können alle Interessierte, auch außerhalb der Stadt Seesen, unter der Woche einen Termin für den kostenlosen Coronatest im Testzentrum vereinbaren. Möglich ist das von Montag bis Freitag jeweils in der Zeit von 9 bis 12 Uhr.syg