20 Jahre Tafel Seesen

Seit zwei Jahrzehnten existiert die Einrichtung / Humanität, Gerechtigkeit und Solidarität

Die Ehrenamtlichen bilden nicht nur die Stütze der Tafel Seesen, sondern sind eine tragende Säule der (Stadt-) Gesellschaft.

Seesen. Vor 20 Jahren gründete der Verband Alleinerziehender Mütter und Väter Ortsverband Seesen auf Initiative der Vorsitzenden Marion Deerberg die Tafel Seesen (bis 2017 die Seesener Tafel), um Menschen in Notsituationen mit einer Lebensmittelhilfe zu unterstützen. Mittlerweile geben 30 Tafel-Engagierte gespendete Lebensmittel an 1.000 bedürftige Menschen im Jahr weiter. Über 60 Prozent der Ehrenamtlichen sind Frauen, knapp 50 Prozent sind im Seniorenalter. Die Tafel-Aktiven leisten pro Jahr insgesamt 3.200 Stunden ehrenamtliche Arbeit. Rechnet man diese Zeitspenden um, hat ihr Einsatz einen Wert von 28.800 Euro jährlich (Mindestlohn von rund 9 Euro pro Stunde).

Die Ehrenamtlichen bilden nicht nur die Stütze der Tafel Seesen, sondern sind eine tragende Säule der (Stadt-) Gesellschaft. Jährlich verteilt die Tafel Seesen Lebensmittel von über 100.000 Kilogramm. Der größte Anteil davon ist Obst und Gemüse (45 Prozent). Hierfür arbeiten die Tafel Seesen und ihr Trägerverein mit regelmäßigen Spendern wie Supermärkten, Händlern, Bäckereien und Fleischereien zusammen. Damit leistet die Tafel Seesen einen wichtigen, sinnstiftenden Beitrag zur Lebensmittelrettung.

Neben der Ausgabe von Lebensmitteln sind soziale Projekte, wie u.a. die Kindertafel, von zentraler Bedeutung bei der Tafel Seesen. „Nach 20 Jahren hat sich das Selbstverständnis der Tafel gewandelt. Der Leitgedanke zielt nicht mehr darauf ab, sich selbst abzuschaffen. Es braucht bundespolitische Anstrengungen, Lebensmittelverschwendung und Armut abzuschaffen. Solange dies nicht geschehen ist, wird es auch die Tafel Seesen weiterhin geben.

Die Auflösung der Tafel in Seesen wäre vor dem Hintergrund immer größer werdender sozialer Probleme wie Alters- und Kinderarmut, Zuwanderung und Ausgrenzung, von der auch unsere Region betroffen ist, unverantwortlich“, sagt Marion Deerberg, Leiterin der Tafel Seesen. Und sie erzählt weiter: „Menschen dürfen nicht länger das Gefühl haben, an den Rand gedrängt zu werden. Mit der Tafel-Arbeit setzen wir uns dafür ein, dass Bedürfnisse von bedürftigen Menschen stärker Gehör finden. Dafür machen wir uns stark. Wer ein Leben lang gearbeitet hat, darf im Alter nicht Arm sein. Gleichzeitig darf Armut nicht länger vererbt werden. Dennoch können Tafel-Engagierte keine Armut bekämpfen, sondern nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten Unterstützung ermöglichen.“

Auch in Zukunft werden die Tafel Seesen und ihr Trägerverein ihren Beitrag für mehr Humanität, Gerechtigkeit und Solidarität leisten, ganz nach dem Tafel-Motto: „Lebensmittel retten. Bedürftigen helfen“.red