370.000 Euro Schaden durch Untreue in insgesamt 527 Fällen

Staatsanwaltschaft Braunschweig hat Anklage gegen ehemalige Kita-Leiterin und CDU-Chefin Sabine Wendt erhoben

Im November vergangenen Jahres sorgte ein spektakulärer Fall von Untreue in Seesen für Aufruhr. Sabine Wendt, die ehemalige Leiterin der DRK-Kita Münchehof und CDU-Vorsitzende, soll bis zu 370.000 Euro veruntreut haben. Die Taten beziehen sich demnach auf den Zeitraum von Mai 2014 bis Ende September 2019. Die Ex-Politikerin und Stadtratsabgeordnete soll unter anderem vom Konto des Kindergartens Geld auf ihr Privatkonto überwiesen haben, Barabhebungen für private Zwecke getätigt haben und die EC-Karte für private Bareinkäufe missbräuchlich verwendet haben.

Seesen. Noch steht noch nicht fest, wann der Hauptverhandlungstermin stattfindet, aber zumindest sind inzwischen die Ermittlungen gegen die ehemalige Leiterin des DRK-Kindergartens Münchehof, Sabine Wendt, abgeschlossen (der „Beobachter” berichtete). Die Staatsanwaltschaft legt Wendt dabei Untreue in insgesamt 527 Fällen und Betrug in neun Fällen zum Nachteil des Münchehöfer DRK zur Last.

Sie soll unter anderem vom Konto des Kindergartens Geld auf ihr Privatkonto überwiesen haben, Barabhebungen für private Zwecke getätigt haben und die EC-Karte für private Bareinkäufe missbräuchlich verwendet haben. Das alles im Zeitraum zwischen Mai 2014 und September des vergangenen Jahres. Ingesamt soll sich der Schaden auf 370.000 Euro belaufen.

Nachdem die Vorfälle bekannt wurden, war Sabine Wendt als CDU-Vorsitzende des Stadtverbandes Seesen zurückgetreten. Lange Zeit galt für sie die Unschuldsvermutung. Das hatten die Politiker im Rat der Stadt Seesen immer wieder betont. Im Wahlkampf um das Amt des Bürgermeisters in Seesen war die Affäre um möglicherweise veruntreute Gelder im Mai 2019 hochgekommen und hatte für riesigen Wirbel auf Stadtebene gesorgt. Später dann bestätigte sich der Verdacht.

Ein Mitarbeiter aus dem Rathaus soll seinerzeit den Prüfbericht an den SPD-Vorsitzenden Patrick Kriener weitergegeben haben. Dieser hatte bestätigt, dass er die Dokumente anonym erhalten hatte und sie nach Rücksprache der Polizei in Goslar zur Prüfung übergab.

Sabine Wendt hatte stets und auch im persönlichen Gespräch mit der „Beobachter”-Redaktion immer wieder ihre Unschuld beteuert und von Missverständnissen gesprochen. Sie habe versehentlich geringe Beträge falsch gebucht, ließ sie zunächst verlauten, als sich ein Anfangsverdacht gegen sie richtete. Dem Rechnungsprüfungsamt der Stadt Seesen waren zuerst die Ungereimtheiten aufgefallen. Damals ging es zunächst um verhältnismäßig kleinere Beträge.

Die Beschuldigte war laut Staatsanwaltschaft zunächst verdächtig, zwischen 2014 und 2017 private Verbindlichkeiten in einer Gesamthöhe von zirka 8.500 Euro über das Kita-Konto abgerechnet zu haben. Sie machte, wie berichtet, Versehen geltend.

Dass das so nicht stimmen konnte, ist nun allzu deutlich geworden. Viele Weggefährten der stets beliebten und engagierten Kindergarten-Leiterin und CDU-Chefin wollten ihren Ohren nicht trauen, als sie von den Vorwürfen hörten, die da im Raum stehen. Nun wird sich Sabine Wendt, die sich gänzlich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, vor dem Gericht für ihre Taten verantworten müssen.

Ende April wurde bereits das Verfahren gegen Seesens Bürgermeister Erik Homann eingestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen des Verdachtes auf Strafvereitelung gegen den Amtsträger ermittelt, jedoch „keine Anhaltspunkte für strafbares Verhalten” finden können.

Als Nachfolger für den Posten des CDU-Vorsitzes soll indes der Seesener Jan Warnecke zur Verfügung stehen. Das teilte Fraktionsvorsitzender Rudolf Götz mit. Aufgrund der Corona-Pandemie war die Jahreshauptversammlung der Christdemokraten verschoben worden. Nun soll sie am 31. August voraussichtlich im Jacobson-Haus stattfinden.uk