Im September beginnt neue Runde der Entscheidungsfindung

Kulturforum Seesen sagt coronabedingt alle Veranstaltungen bis Jahresende ab / Ticket-Regelung

Sicher ist in diesen Zeiten nichts, aber das auf den 2. Mai 2021 verschobene Gastspiel von Mathias Richlung beim Kulturforum Seesen hat aktuell wohl noch mit die besten Chancen, auch wirklich an diesem Tag auf die Aula-Bühne gebracht zu werden.

Seesen. Wie der „Beobachter“ schon am Sonnabend in einer kurzen Mitteilung berichtete, wird das Kulturforum Seesen nach eigenen Angaben in diesem Jahr keine Veranstaltungen mehr anbieten. Über die Gründe haben die Verantwortlichen nun ausführlich informiert. Zwar sehe man die dem Kulturforum auferlegten Auflagen für die Veranstaltungsdurchführung als durchaus sinnvoll an; Hygienekonzept, Abstandsregelung, Dokumentationspflicht, Pausen und Catering seien aber nur schwer umzusetzen. Nicht zuletzt die Frage der Verantwortung habe das Kulturforum diese Entscheidung treffen lassen. In der Aula des Schulzentrums könne das Kulturforum maximal etwa 110 Plätze anbieten. Pausen und Catering wären nur unter besonderen Auflagen möglich gewesen. Jeder Besucher hätte dokumentiert und es hätte ein Konzept ausgearbeitet werden müssen, wie viele Menschen die Toiletten gleichzeitig betreten dürfen. Außerdem wäre ein Plan zur Überprüfung der Einhaltung von Vorgaben auszuarbeiten gewesen.

„Wirtschaftlich ist so etwas nicht vertretbar, da bei den hohen Kosten für Gagen, Technik, Hotel und so fort, die wir ja trotzdem zu 100 Prozent übernehmen müssten, die Erlöse den Verein nicht überlebensfähig halten würden“, hieß es dazu. Zum anderen komme unter solchen Umständen der emotionale Aspekt zu kurz, was solche Veranstaltungen ebenfalls sinnlos machen würde.

Verschobene Veranstaltungen werden nochmals verschoben

Schwierig zu handhaben ist auch dies: Für alle Veranstaltungen, die bereits im Vorverkauf waren, wurden jeweils mehr als 300 Karten verkauft – das Kulturforum darf aber nur mit 110 Gästen planen. Der überwiegende Teil interessierter Kleinkunstfreunde dürfte also aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl nicht an Veranstaltungen teilnehmen.

Bereits verschoben wegen der Pandemie waren die Seesener Lachnacht auf den 11. September 2020, Pawel Popolski auf den 15. Oktober 2020, Wilfried Schmickler auf den 23. Januar 2021 sowie Mathias Richling auf den 2. Mai 2021. Fest steht schon jetzt: Die beiden noch für dieses Jahr vorgesehenen Veranstaltungen werden erneut verschoben. „Da sich die Terminplanung aktuell sehr schwierig gestaltet, können wir aber leider noch keine finalen Ersatztermine bekanntgeben. Gerade läuft die dritte Welle der Verschiebungen und die Agenturen können in diesen Tagen keinen sinnvollen Tourplan erstellen, da sie nicht wissen, wer als nächstes absagt“, heißt es seitens des Kulturforums. Solange hier kein klares Bild abzusehen sei, könne das Kulturforum keinen finalen Termin bekommen. Die Veranstaltungen 2021 wolle man in Abhängigkeit der Entwicklung ab September betrachten und dementsprechend entscheiden.

Es wurde darauf hingewiesen, dass für alle verschobenen Veranstaltungen die Karten ihre Gültigkeit behalten. Aber es gibt auch die Möglichkeit, die Karten dort zurückzugeben, wo man sie erworben hat. Die Rückabwicklung für alle Veranstaltungen ist bei dem Ticket-Partner Reservix freigeschaltet. Ganz bewusst hat sich das Kulturforum gegen eine Gutscheinlösung entschieden, da man die derzeit angebotenen Möglichkeiten sowohl für ausreichend als auch für einen fairen Weg für beide Seiten hält.

Ab September geht es in die Entscheidungsfindung für 2021

Das Kulturforum hatte voller Zuversicht im Mai das Programm für die neue Saison bekanntgegeben – versehen mit dem Hinweis, dass man die aktuellen Entwicklungen und Vorgaben abwarten und gegebenenfalls neu beurteilen müsse. Das haben die Verantwortlichen für 2020 mit dem bekannten Ergebnis auch getan. Für 2021 gelte auch hier wie bereits oben beschrieben: Entscheidungsfindung ab September 2020. Das Kulturforum werde über seine Homepage, den Newsletter und den „Beobachter“ weiter über Termine oder über einen möglichen Vorverkaufsstart informieren.

Da jede Veranstaltung vertraglich vereinbart ist, war im Frühjahr die Regelung recht „einfach“: Veranstaltungen waren verboten und die Aula gesperrt. Aktuell stellt sich die Situation allerdings anders dar: Veranstaltungen sind unter Einhaltung der Vorgaben möglich, und die Aula ist nicht gesperrt. Somit muss mit jeder Agentur – vor dem Hintergrund bestehender Verträge – ein für beide Seiten akzeptables Ergebnis verhandelt werden. Das dauert seine Zeit. Es werde auch nicht einfacher, da den Künstlern und Agenturen seit März so gut wie jede Einnahmequelle fehle. Ziel sei es gewesen, Veranstaltungen mit den jeweils neuen Terminen als Paket zu veröffentlichen – auch hier sei das Kulturforum von den Entwicklungen überrollt worden.

„Wir haben seit März viel Zeit und Nerven investieren müssen, damit die Situation irgendwie überschaubar bleibt. Das ist uns vielleicht nicht immer gelungen – aber es ist gerade für alle Betroffenen nicht einfach, in einer Kulturszene, die in ihren Grundfesten wackelt. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir uns alle irgendwann wieder gesund in der Aula zu kulturellen Leckerbissen zusammenfinden werden!“, heißt es abschließend.kno