In der Pandemie mehr Erziehungs- und Familienberatung

ZEF Seesen legt Jahresbericht 2020 vor / Konflikte und Vereinsamung bei Jugendlichen

Die Corona-Pandemie hat zu einem erhöhten Bedarf nach Erziehungs- und Familienberatung geführt.

Seesen. Das AWO-Zentrum für Erziehungs- und Familienberatung Seesen (ZEF) kommt im Jahresbericht für das Jahr 2020 zu dem Ergebnis, dass die Corona-Pandemie zu einem erhöhten Bedarf nach Erziehungs- und Familienberatung geführt hat. „Wir haben im Jahr 2020 insgesamt 378 Familien beraten. Das entspricht einer sechsprozentigen Steigerung der Anmeldezahlen im Vergleich zum Vorjahr“, fasst Beratungsstellenleiter Carsten Bromann die Statistik zusammen.

Bromann berichtete weiter über den Verlauf des zurückliegenden Jahres: „Während des ersten Lockdowns gingen die Anmeldezahlen plötzlich sehr stark zurück. Viele Familien haben sich wie in einer Schocksituation gefühlt und hatten viel Mühe damit, in dieser Phase der Pandemie ihr Familienleben zwischen Homescooling und Homeoffice zu organisieren. Nach dem ersten Lockdown nahmen die Beratungen aber überproportional zu“. Viele Eltern hätten sich beraten lassen, wie sie mit zunehmenden Konflikten, die sie mit ihren Kindern zu Hause erlebt haben, umgehen sollen. Schwierigkeiten tauchten sowohl bei der Schulbegleitung auf als auch aufgrund der vielen Zeit, die die Kinder zu Hause verbringen mussten und sich nur begrenzt mit anderen Kindern treffen konnten.

„Neben der Elternberatung haben auch die Zahlen bei der Jugendberatung deutlich zugenommen,“ beschreibt der Beratungsstellenleiter eine weitere Entwicklung des letzten Jahres. Viele Jugendlichen hätten ihre Kontakte sehr stark digital gestaltet. „Dabei ist es einerseits zu vermehrten Konflikten gekommen, die im Netz ausgetragen wurden und außerdem auch zu vermehrten Kontaktabbrüchen, die zu einer zunehmenden Vereinsamung bei Jugendlichen beigetragen haben“, sagt Cora Adameit, Jugendberaterin im ZEF.

„Eine weitere große Herausforderung bestand für uns als Beratungsstelle darin, uns jeweils zeitnah auf die veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen und die Bedarfe der Klienten einzustellen. Wir haben sowohl persönliche als auch telefonische Beratungsangebote individuell mit den Klienten abgestimmt, damit alle Beteiligten in einer sicheren und entspannten Atmosphäre die Beratung nutzen konnten“, so Carsten Bromann zum Umgang der Beratungsstelle mit den Herausforderungen der Angebotsaufrechterhaltung während des gesamten Jahres.

Neben den vielen schwierigen und ängstigenden Erfahrungen, für die Familien eine Lösung finden mussten, konnten manche Familien aber die Ausnahmesituation gut für sich nutzen, indem sie durch die viele Zeit, die sie miteinander verbracht haben, eine harmonischere Familienatmos­phäre und bessere Beziehungen zwischen Eltern und Kindern aufgebaut haben. „Diese Erfahrungen haben Mut gemacht, dass Familien und die ganze Gesellschaft aus der kritischen Zeit der Pandemie etwas Positives entwickeln können“, resümiert die Beratungsstelle die Erfahrungen des Jahres 2020.

Aktuell bietet die Erziehungs- und Familienberatungsstelle persönliche und telefonische Beratungsgespräche an. Eine Anmeldung zu einem Termin erfolgt über das Sekretariat, das unter der Telefonnummer (05381) 1063 zu erreichen ist.red