Innenstadt ist wie ausgestorben

Kaum Menschen am Sonntag in Seesen unterwegs / Einwohner nehmen Einschränkungen ernst

Keine Menschenseele in der Jacobsonstraße, die ja sonst gerade am Wochenende beliebter Treffpunkt für Familien und Freunde ist.

Seesen. Das Leben im Vorharzstädtchen Seesen zu „normalen“ Zeiten als pulsierend zu bezeichnen, wäre sicherlich ein wenig gewagt. Doch zumindest wäre gerade bei einem Wetter wie in diesen Tagen in der Innenstadt doch „ganz schön was los“, wie man so sagt. Mit Blick auf das grassierende neuartige Coronavirus sieht das natürlich komplett anders aus. Geschlossene Geschäfte, Restaurants und Cafés und seit Sonntag nun auch noch eine Kontaktsperre – das alles hat sicht- und spürbare Folgen.

„Beobachter“-Leser Peter Dill hat sich am vergangenen Sonntag einmal mit seiner Fotokamera auf den Weg durch die Stadt gemacht und dabei vor allem eines vor die Linse bekommen: nichts. Seesen glich in Teilbereichen einer Filmkulisse. „Das war schon erschreckend; niemand in den Straßen, die Stadt war wie ausgestorben“, schildert der Seesener seine Eindrücke.

Keine Menschenseele in der Jacobsonstraße, die ja sonst gerade am Wochenende beliebter Treffpunkt für Familien und Freunde ist. Da geht man jetzt lieber im Grünen, im Kurpark oder im Wald, spazieren.

Und Seesen als Einfallstor zum Harz? Auch hier das gleiche Bild.

Im Bereich der Ortsdurchfahrt, Am Wilhelmsplatz beispielsweise, musste man lange warten, um überhaupt einmal ein Auto zu Gesicht zu bekommen. Immerhin: Dass der Frühling in den Startlöchern steht und mit seinen bunten Farbtupfern Auge und Gemüt erfreut, sorgt zumindest für Lichtblicke. Ebenso die Tatsache natürlich, dass die ungewohnte „Ruhe“ vor allem eines zeigt: Die Seesener sind vernünftig und halten sich an die Vorgaben und Einschränkungen, um nicht unnötig sich selbst und die Mitmenschen zu gefährden.

Ein „Bewohner“ der Stadt indes lässt sich auch in Krisenzeiten nicht aus der Ruhe bringen. Vor dem Rathaus steht er mit Mantel und Hut unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung, den Gehstock in der einen, die obligatorische Zigarre in der anderen Hand – die Rede ist natürlich von Wilhelm Busch.
Er hat einmal mit „Wie liegt die Welt“ ein Gedicht verfasst, das ganz gut in die Zeit passt und zeigt, dass „unser“ Wilhelm nicht nur ein großer Humorist war, sondern auch anders konnte.

Die Verse beschreiben, was nicht nur jetzt, sondern allgemein wirklich wichtig ist; und es ist vielleicht auch dazu angetan, dem einen oder anderen ein wenig Trost zu spenden.kno