Innere Medizin „blutet aus“: Zwölf Ärzte verlassen Asklepios

Prof. Dr. Ortlepp wechselt zum 1. April nach Grasdorf an das Klinikum Agnes Karll / Ärztemangel in Seesen

Kliniken-Sprecher Ralf Nehmzow bestätigte gegenüber dem „Beobachter“: Zwölf Ärzte der Station der Inneren Medizin haben gekündigt.

Seesen. Es gibt Neuigkeiten aus den Seesener Asklepios Kliniken Schildautal. Leider keine positiven für den Standort. Was die Spatzen längst von den Klinikdächern pfiffen, wurde nun von Kliniken-Pressesprecher Ralf Nehmzow bestätigt. „Zwölf Ärzte der Station der Inneren Medizin haben gekündigt, mit ihnen liefen beziehungsweise laufen aber noch Personalgespräche. Der Chefarzt, Prof. Dr. med. Ortlepp, ist bei der Zahl allerdings mit eingerechnet. Einige von ihnen gehen möglicherweise im Zuge des Weggangs von Prof. Dr. med. Ortlepp, mit dem ein Auflösungsvertrag zum 31. März 2018 vereinbart wurde; andere kündigten aus ganz persönlichen Gründen, die jedoch nichts mit unserer Klinik zu tun haben, die Kündigungen liegen zum Teil schon länger vor“, so Nehmzow gegenüber dem „Beobachter“. Was Prof. Jan R. Ortlepp betrifft, so hat dieser inzwischen bereits einen neuen Arbeitgeber gefunden. Der 50-Jährige ehemalige Ärztlicher Direktor wechselt am 1. April nach Grasdorf an Klinikum Agnes Karll, wo er als neuer Chefarzt für Innere Medizin tätig ist.

Prof. Dr. Jan R. Ortlepp und auch Prof. Dr. Ralf Becker (hefarzt der Klinik für Neurochirurgie) hatten Ende des Jahres bereits bestätigt, dass ihre Entscheidung, den Asklepios-Konzern zu verlassen, unumstößlich sei. Gleichzeitig erläuterten sie seinerzeit, dass beide eine große Verantwortung gegenüber den Patienten, den Mitarbeitern sowie den Seesenern Mitbürgern spüren und eine geordnete Übergabe ihrer Positionen an künftige, bisher nicht bekannte Nachfolger planen. Wie diese „Übergabe” stattfinden kann, ist derzeit überhaupt nicht bekannt.

„Wir sind dabei, die frei werdenden Stellen so schnell wie möglich wieder zu besetzen, aber der bundesweite Ärztemangel erschwert die Suche wie für andere Kliniken auch für uns. Die Nachfolger suchen wir beispielsweise per Anzeigen in lokalen Medien und bundesweit in Fachmagazinen, auch durch Headhunter. Auf der Station der Inneren Medizin sind derzeit 15 Ärzte beschäftigt. Die Patientensicherheit ist natürlich jederzeit gewährleistet, sollte es teilweise aufgrund der vorübergehenden Vakanzen zu Einschränkungen kommen, werden wir die Belegung der Station der Personalstärke entsprechend anpassen“, erklärte Kliniken-Sprecher Nehmzow gestern auf Anfrage unserer Zeitung.

„Das ist eine ganz gefährliche Entwicklung”, meinte dazu gestern die SPD-Landtagsabgeordnete Petra Emmerich-Kopatsch. „Sie kündigte sogenannte Regionalgespräche zu den einzelnen Standorten von Asklepios an. Aus dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung hieß es dazu gestern: „Wir haben den Träger mit der Bitte um Stellungnahme angeschrieben und nächste Woche findet zudem ein Gespräch auf Fachebene statt. Termine vor Ort schließen sich gegebenenfalls an.” Ob diese Gespräche überhaupt eine Wirkung haben können, bleibt offen, schließlich ist Asklepios ein privater Klinikkonzern.

Und damit verbunden ist immer wieder die Klage der Mitarbeiter. Von Überlastung des?Personals war und ist bei Asklepios in Seesen weiterhin die Rede – zu wenig Pflegekräfte für zu viele Patienten.

Besorgt zeigte sich auch der Betriebsrat, deren Vorsitzender Oliver Kmiec die Entwicklung nach eigenen Aussagen schon vorausgeahnt hatte. Wörtlich bezeichnete er die Kündigungswelle als ein „Erdbeben, dem nun die Nachbeben folgen”. Wie es weitergeht bleibt offen.

Die Klinikführung um den jungen Christian Lorch, der zum Jahreswechsel die Nachfolge von Joachim Kröger in der Geschäftsführung angetreten, ist bei ihrer Aufgabe, neue Ärzte nach Seesen zu holen, sicher nicht zu beneiden. Bereits vor geraumer Zeit hatte Lorch den Ärztemangel in Seesen als für ihn „große Herausforderung” bezeichnet. Es wird wohl die größte sein in seiner bisherigen Tätigkeit für Asklepios in Seesen.

Unterdessen wurde zusätzliche bekannt, dass die internistische Intensivstation (Station 31) geschlossen wird. Das wurde nach „Beobachter”-Informationen den dort tätigen Mitarbeitern am Donnerstag dieser Woche mündlich mitgeteilt. Die Pflegekräfte sollen auf andere Stationen aufgeteilt werden.uk