Ist die Patientenversorgung in Seesen in Gefahr?

Nach der Kündigungswelle in der Inneren Medizin sind viele Bürger verunsichert

Seesen. Die Verunsicherung nach der Kündigungswelle in den Asklepios Kliniken Schildautal ist groß. Zwölf Ärzte, die Kündigung von Chefarzt Prof. Dr. Jan R. Ortlepp mit eingerechnet, verlassen den Klinikstandort Seesen, betroffen von dieser Kündigungswelle ist die Station der Inneren Medizin. Viele fragen sich nun, ob sie hier überhaupt noch adäquat versorgt werden können?

Laut Ralf Nehmzow, Pressesprecher der Asklepios Kliniken Schildautal, ist diese Sorge vollkommen unbegründet. „Sollte es teilweise aufgrund der vorübergehenden Vakanzen zu Einschränkungen kommen, werden wir die Belegung der Station der Personalstärke entsprechend anpassen. Die medizinische Versorgung und somit die Patientensicherheit sind natürlich jederzeit gewährleistet”, teilt er auf Anfrage des „Beobachter” mit. Auf der Station der Inneren Medizin sind aktuell 15 Ärzte beschäftigt.

Elf Ärzte der Klinik für Innere Medizin haben zwar gekündigt, mit ihnen liefen beziehungsweise laufen laut dem Pressesprecher aber noch Personalgespräche. Das heißt, das letzte Wort ist also noch nicht überall gesprochen. Fakt ist, mit Prof. Dr. Ortlepp haben sich die Verantwortlichen auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt, datiert ist dieser zum 31. März diesen Jahres. „Wir bedauern, dass er woanders eine neue berufliche Herausforderungen sucht”, so Ralf Nehmzow. Einen Tag später fängt der 50-jährige Mediziner Prof. Dr. Jan R. Ortlepp am Klinikum Agnes Karll in Grasdorf, eine Ortschaft der Stadt Laatzen in der Region Hannover, an. Ab 1. April wird er hier als neuer Chefarzt für Innere Medizin tätig sein.

Teams sollen zeitnah besetzt werden

Darüber hinaus bemühen sich die Verantwortlichen, die vakanten Stellen neu zu besetzen. „Uns liegen bereits einige vielversprechende Bewerbungen vor, sodass wir heute davon ausgehen, dass wir die Teams bald wieder besetzt haben”, teilt Ralf Nehmzow dazu mit. Zugleich weist er auf den bundesweiten Ärztemangel hin, mit dem auch andere Krankenhäuser zu kämpfen haben. Hinter wie vielen von den elf offen Stellen die Verantwortlichen einen Haken in Bezug auf erledigt setzen können, darüber will sich Asklepios derzeit nicht äußern, da die Bewerbungsgespräche noch geführt werden.

Asklepios will in diesem Zusammenhang nicht von einer Kündigungswelle sprechen. „Betrachtet man das Ganze differenziert und insgesamt, relativieren sich die Zahlen”, so Ralf Nehmzow und fügt an „es handelt sich hier um eine zeitliche Häufung aus unterschiedlichsten – meist im persönlichen Bereich beheimateten – Gründen”. Dass Mitarbeiter ihrem Chef, in dem Fall, Prof. Dr. Ortlepp, folgen, ist ein Umstand, der laut Ralf Nehmzow auf dem Arbeitsmarkt nicht unüblich ist und auch andere Branchen betrifft. Zudem liegen einige Kündigungen schon länger vor, „andere kündigten aus ganz persönlichen Gründen, die jedoch nichts mit unserer Klinik zu tun haben”, fügt der Pressesprecher hier an.

Die Asklepios Kliniken Schildautal Seesen genießen einen in der Region und darüber hinaus exzellenten Ruf. Adelheid May, Regionalgeschäftsführerin und Geschäftsführerin der Asklepios Harzkliniken und der Asklepios Kliniken Schildautal, äußerte sich diesbezüglich bereits Ende 2017 im „Beobachter”-Interview, hier bezeichnete sie Seesen als Leuchtturmkrankenhaus, das erhalten bleiben muss.

Katheter-Untersuchungen auch in Seesen geplant

Zugleich ergeben sich für Asklepios aus dem Weggang von Prof. Dr. Ortlepp neue Perspektiven und Chancen: So werde es nun verstärkt eine interventionelle Kardiologie am Klinikstandort Seesen geben, somit wird der Bereich dort weiter ausgebaut, das Versorgungsspektrum in Seesen wird so deutlich erweitert. Die konkreten Pläne sehen vor, dass es künftig am Klinikstandort Seesen auch Herzkatheter-Untersuchungen und Diagnostik geben wird. Unter interventioneller Kardiologie versteht man alle Untersuchungen und therapeutischen Maßnahmen, bei denen Katheter über die großen Gefäße in die Herzhöhlen oder Herzkranzgefäße vorgebracht werden.

Die Klinik für Innere Medizin und Intensivmedizin an den Asklepios Kliniken Schildautal übernimmt mit ungefähr 85 aufgestellten Betten die Versorgung der Bevölkerung der Region bei allen internistischen Krankheitsbildern. „Dabei handelt es sich bei unseren stationären Patienten fast ausschließlich um akute Notfälle. Die unterschiedlichen Schwerpunkte des Fachgebietes Innere Medizin, einschließlich der Internistischen Intensivmedizin, sind in einer Abteilung vereint”, heißt es im Internetauftritt der Kliniken.syg