Jägerschaft Seesen beendet Wildwarnprojekt

Bilanz fällt positiv aus, eine Sache trübt die Stimmung / Langjährige Mitglieder geehrt

Im Dezember 2016 installierten die Mitglieder der Jägerschaft Seesen die Wildwarnreflektoren an den Leitpfosten unter anderem an der B 248 zwischen Seesen und Hahausen.

Seesen. Wer bei Dämmerung an einem Waldgebiet vorbeifährt, hofft immer, dass ja kein Reh auf die Straße läuft und es zu einem Wildunfall kommt. Die Jägerschaft Seesen hat es sich vor anderthalb Jahren auf die Fahne geschrieben, dem Ganzen ein Stückweit entgegenzuwirken. Im Dezember 2016 haben sie ihr Projekt „Wildunfallreduzierung” ins Leben gerufen und Wildwarnreflektoren an den Leitpfosten an beiden Straßenseiten zwischen Seesen, Lutter und Langelsheim installiert. Michael Schwerdtfeger, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit bei der Jägerschaft Seesen, zog auf der jüngsten Jahreshauptversammlung der Jägerschaft Bilanz, denn im Sommer wollen die Seesener das Projekt beendet. Eine Sache trübt die Stimmung.

Stein des Anstoßes ist eine Langzeitstudie aus Schleswig-Holstein über die „Wirksamkeit blauer Wildwarnreflektoren“, unterstützt unter anderem vom ADAC und vom Deutschen Jagdverband. Ob diese Reflektoren etwas bringen, darüber sind sich die Experten uneins. Deutlich kritischer beurteilten Vertreter vom Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV), Technische Universität (TU) Dresden sowie Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) die Wirksamkeit von Wildwarnreflektoren.

Der FVA-Wissenschaftler wies nach, dass die Farbe Blau für Rehe keine Warnfarbe ist. Bei verschiedenen Versuchen zeigten die Tiere keine Verhaltensänderung oder gar einen Fluchtreflex, heißt es auf der Internetseite des Jagdverbandes. Und genau diese Äußerungen bereiten den Seesenern nun Probleme. „Es ist dadurch schwer, Projektpartner für die Finanzierung zu gewinnen“, verdeutliche der 1. Vorsitzende der Jägerschaft, Achim Engel. Dabei widerlegen sie mit ihrem Projekt die Aussagen. Laut Michael Schwertfeger gab es auf den Strecken fast keine Wildunfälle mehr, an der Netteaue an der K 58 gab es im vergangenen Jahr keinen einzigen Wildunfall, schilderte Michael Schwertfeger.

Obendrein hat die Jägerschaft nicht nur die Wildwarnreflektoren installiert, sondern sie standen auch im engen Kontakt mit der Straßenmeisterei Seesen, um auf zu hohes Gras an den Kreisstraße hinzuweisen. „Das haben sie dann auch abgemäht“, betonte Achim Engel.

500 Reflektoren, finanziert damals mit einer Spende von der Volksbank, hatte die Jägerschaft Ende 2016 installiert. Unterstützt wurden sie dabei vom Straßenverkehrsamtes Goslar und von Sigurd Breustedt, Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Goslar und Geschäftsführer der Verkehrsunfall-Kommission. Damit sich bei den Wildtieren kein Gewöhnungseffekt einstellt, wurden Reflektoren mit verschiedenen blauen Farbtönen verwendet, die Tiere sollen durch die Reflexion des Scheinwerferlichtes vom Straßenrand vertrieben werden. Ausgestattet wurden die Wildwarnflektoren auch mit einen mit Duftmitteln getränkten Schwamm, der das Wild zusätzlich von der Straße fernhalten soll. Durch die Reflektoren an den Leitpfosten sollen die Autofahrer auf von Wildwechsel gefährdete Streckenabschnitte aufmerksam gemacht werden.

Im Sommer ist nun Schluss mit dem Projekt. „Wir sind nicht für die Straßensicherheit zuständig“, betonte Achim Engel. Die Jägerschaft würde sich wünschen, dass das Projekt von anderen weitergeführt wird. Gut 500 weitere Reflektoren müssten noch installiert werden. Sechs Euro kostet einer, gut 3.000 Euro würden demnach benötigt.

Höhepunkt der Jahreshauptversammlung war die Ehrung der langjährigen Mitglieder. Eine nicht alltägliche Ehrung – für immerhin 75 Jahre Mitgliedschaft – konnte Achim Engel nicht vornehmen, da der Jubilar und über 90-jährige Walter Wassermeyer nicht an der Versammlung teilnehmen konnte. Umso erfreulicher war die Ehrung zweier weiterer langjähriger Mitglieder, die sich viele Jahrzehnte bereits in der Jägerschaft engagieren und auch anwesend waren. Der eine ist der Lutteraner Hermann Ahrens, der für 60 Jahre ausgezeichnet werden konnte, der andere ist Roland Klatt. Seit einem halben Jahrhundert ist er dabei. Herbert Arndt und Gerhard Rieke wurden für 25 Jahre ausgezeichnet. Zusammen kommen die Vier auf beachtliche 160 Jahre Mitgliedschaft in der Jägerschaft.kno/syg